Die PS5 und Xbox Series X|S starteten mit einem Wagnis in die jetzige Konsolengeneration, das aus zwei grundlegend verschiedenen Philosophien resultierte. Sony entschied sich aufgrund der langsamen Adaption des damals noch wahnsinnig teuren PCI Express 4.0-Standards dafür, in die Zukunft zu investieren, und einen herkömmlichen NVMe-Steckplatz auf die Platine der PS5 zu löten.
Microsoft ging einen anderen Weg: Schon zum Release der Xbox Series X|S konnte eine halbwegs bezahlbare, komfortable Lösung im Steckkartenformat angeboten werden. Preisliche Fortschritte machte das Zubehör aber nur im Schneckentempo, was durch die Ankündigung der WD_BLACK C50 umso deutlicher wird.
Für mich hat Microsoft daher die auf Dauer viel schlechtere Wahl getroffen. Mehr noch: es ist meiner Meinung nach sogar der größte Fehler der aktuellen Konsolengeneration im Hinblick auf die eigentlich astreine Hardware.
Ein Grund: Ewige Preisstagnation
Western Digital hat die lang in der Gerüchteküche herumwabernde C50-Steckkarte angekündigt und wird damit zum zweiten Anbieter für zusätzlichen Xbox-Speicher. Zweieinhalb Jahre lag das Monopol bei Seagate!
Und das äußert sich auch bei den Preisen: Wettbewerb gibt es nahezu keinen, nach all der Zeit wurde jüngst lediglich eine Preissenkung auf knapp 100 Euro für 512 Gigabyte beziehungsweise 160 Euro für 1 Terabyte zusätzliche Speicherkapazität durchgeführt.
Die Preisreduktion ist nett gemeint, aber ein Tropfen auf dem heißen Stein: SSD-Speicher ist günstig geworden, sehr günstig sogar. Sony-Fans können ihre PS5 für etwas mehr als 105 Euro mit einer pfeilschnellen 1 TB-NVMe-SSD mit vorinstalliertem Kühler ausstatten.
Mehr zum Sinkflug der SSD-Preise, der noch immer anhält, findet ihr hier:
Auf der Xbox gebe ich also dasselbe aus, habe aber nur die Hälfte des Speichers und der ist auch noch langsamer. Während die PS5 den SSD-Speicher über vier PCIe 4.0-Leitungen mit einer Bandbreite von bis zu 7,8 Gigabyte pro Sekunde ansteuert, sind es bei der Xbox nur zwei Leitungen, der maximale Datendurchsatz ist also halbiert.
Komplett saturiert wird er auch nicht, denn sowohl der interne als auch der externe Speicher der Xbox Series-Konsolen können gerade einmal 2,4 Gigabyte pro Sekunde an Rohdaten transferieren. Das reicht zwar aus, um jedes Spiel mit schnellen Ladezeiten zu zocken, hinkt der Konkurrenz aber hinterher.
Auf der PS5 ist es beispielsweise möglich, die von Sony geforderten 5,5 Gigabyte zu unterschreiten und dann ein paar Millisekunden längere Ladezeiten hinzunehmen (via Digital Foundry). Sogar in einem Showcase-Titel wie Ratchet & Clank: Rift Apart, bei dem die SSD noch meisten beansprucht wird.
Nehmen wir diesen Weg, dann wird es richtig günstig. Bei einer Datenrate von 5 Gigabyte pro Sekunde kostet die 1TB-Variante der Western Digital SN770 weniger als 60 Euro, 2 TB gibt es für 115 Euro.
Selbst mit einem zusätzlichen Kühlkörper (für rund 10 Euro zu haben) kostet die 2 TB-Version also rund ein Fünftel weniger als die 1 TB-Steckkarte für die Xbox.
Wieso sind die Xbox-Speichererweiterungen überhaupt so teuer?
NVMe-SSDs, wie sie in die PS5 geschraubt werden, sind Produkte des Alltags, die massenweise in PCs und Laptops verbaut werden. Die Lagerbestände sind hoch, die Fertigungsprozesse werden immer günstiger. Hinzu kommen zig Anbieter, die sich mit ihren Preisen unterbieten wollen.
Kurzum: Lediglich eine Knappheit der Komponenten könnte die Anschaffungskosten nach oben treiben. Damit ist momentan allerdings nicht zu rechnen.
Bei der Xbox sieht das anders aus: Microsoft hat sich für die Steckkarten ein smartes, aber teures Konzept ausgedacht. Kleine NVMe-Datenträger mit speziell angepassten Controllern (Bauteile zur Regelung des Datenverkehrs) werden auf die Platine von CFexpress-Karten montiert.
Das Kartenformat ist in der professionellen Fotografie üblich und damit verhältnismäßig rar sowie als Resultat kostenintensiv. Gebettet ist die SSD in ein Gehäuse, das gleichzeitig als Kühler dient, dabei handelt es sich also um eine spezielle Entwicklung.
Nichts davon ist günstig in der Produktion, das Dasein als geschlossener Standard und damit verbundene Lizenzkosten tut dann sein Übriges.
Grund 2: Komfortabel und nutzerfreundlich, aber auch absoluter Luxus
Natürlich muss ich Microsoft zugutehalten, dass die Steckkarten sogar von Personen angebracht werden können, die Technik scheuen wie Vampire das Sonnenlicht. Die PS5 stößt mit ihrer Schraubarbeit dagegen ab.
Die Sache ist nur die: Zugängliche Handhabung schön und gut, nur wie viele Menschen werden von der Nutzung der Speichererweiterung ausgeschlossen, wenn die Preise in Relation absurd hoch sind?
Nehmen wir doch einfach mal die Xbox Series S. Die Budget-Konsole steht für 299 Euro im Laden (im Bundle mit dem nagelneuen Höllenschlachter Diablo 4!) und kommt mit gerade einmal 364 Gigabyte nutzbarem Speicher.
Für ein Upgrade mit einem Terabyte müsste ich über die Hälfte des Anschaffungspreises blechen. Das steht doch in keinem Verhältnis!
Außerdem ziehen die Argumente des Zeitersparnisses und der Portabilität für mich nicht wirklich. Hätte ich nicht für die GamePro einige SSDs getestet, wäre ich nie auf die Idee gekommen, die Speichererweiterung meiner PS5 auch nur ein Mal von der Platine zu schrauben.
Oder Spieleinstallationen zu Freunden mitzunehmen.
Nö, darauf wurde ich lieber verzichten und 50 Euro oder mehr beim Kauf sparen. Dahingehend bin ich auf der Xbox auf absehbare Zukunft jedoch alternativlos. Naja, dann muss ich eben mit dem internen Speicher haushalten.
Habt ihr den Speicher eurer Konsole erweitert? Falls nicht, welcher Aspekt hält euch zurück?
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