Es gibt Ideen, die klingen in der Theorie ganz wunderbar. So etwa WRC Powerslide: Mit dem Downloadtitel probiert Entwickler Milestone (WRC 1 bis 3) mal was Neues und nutzt die World Rally Championship-Lizenz für einen waschechten Funracer. Statt einer schraubengenauen Simulation will das neue XBLA und PSN-WRC also eine kurzweilige und actionreiche Mehrspieler-Raserei sein. Das müsste in der Theorie doch glatt klappen: Einen an sich actionreichen Sport mit einer Prise Arcade aufpeppen.
Die Grundlagen für einen, wie der Genre-Name schon impliziert, spaßigen Funracer sind bei WRC Powerslide durchaus vorhanden. Wiederum in der Theorie wohlgemerkt. Mit lizensierten Rally-Karren heizt ihr gegen drei Rivalen über 24 Strecken in acht abwechslungsreichen Umgebungen (etwa Frankreich, Mexiko oder Monte Carlo). Aus der Vogelperspektive rempelt ihr nicht nur gehörig, sondern nutzt auch die Handvoll Power-Ups, die ihr auf der Strecke einsammelt. So könnt ihr eure Konkurrenten in der Theorie möglichst perfide per Hupe aus der Bahn werfen, mit einem Hagelsturm verlangsamen oder euch selbst mit einem Schild schützen. Wer will, kann für die Rennen Kollisionen und Power-Ups aber auch abstellen.
Simulatorkrankheit für alle
Aber wie ihr aufgrund unseres Gefasels von wegen Theorie sicher schon vermutet habt: In der Praxis hat Milestone die Kurve(n) nicht gekriegt, denn man kann WRC Powerslide auf Dauer kaum ertragen. Schuld daran ist die gelinde gesagt irritierende Kameraführung. Die eigenartige Vogelperspektive reagiert erst mit einiger Verzögerung auf den Streckenverlauf oder eure Lenkbewegungen und soll dadurch wohl die aus Rally-TV-Übertragungen bekannte Helikopter-Kamera suggerieren.
Im Spiel geht das vollkommen in die Hose: Bestenfalls seht ihr den Streckenverlauf zu spät, im schlechtesten Fall schlingert die Kamera wie ein vollgelaufener Matrose bei schwerem Seegang eurem Auto hinterher und opfert damit die Spielbarkeit einem fragwürdigen Ästhetik. Nach einer kurvenreichen Portugal-Strecke mussten wir beispielsweise eine Pause einlegen, da wir leichte Anzeichen von Seekrankheit bemerkt haben.
Nicht clever, aber hübsch
Falls ihr trotz übler Kamera noch nicht vergrault seid, hat WRC Powerslide noch ein paar kleine üble Asse im Ärmel. Sei es wenn die eigenwillige Physik euer Auto unerwartet durch die Pampa schleudert, ihr die Musik wegen der unerträglich schlechten Rocknummern abdrehen müsst oder ihr euch über den wenig intuitiven Fortschritt im Solomodus ärgert, bei dem ihr jeweils in einer bestimmten Klasse gewinnen müsst, um die nächste Strecke frei zu schalten. Letzteres egalisiert sich ironischer weise durch den einen weiteren Makel: Die drei Autoklassen fahren sich beinahe ident. Was aber wiederum zu einem weiteren Problem führt: Absolviert ihr die Strecken öfters in unterschiedlichen Klassen, fühlt sich das jedes Mal allzu ähnlich an.
Brauchbar wäre WRC Powerslide trotz der Mängel immerhin als Partyspiel auf der Couch für Rallyfreunde. In der Theorie jedenfalls, denn es gibt lediglich einen Online-Multiplayer – ein lokaler Mehrspieler-Modus fehlt. Zumindest werden online leere Plätze durch Bots aufgefüllt. Lediglich die Optik ist auch in der Praxis gelungen. Ein grafischer Meilenstein ist WRC Powerslide sicher nicht, Detailreichtum (etwa ein Zug im Hintergrund in Deutschland), Texturen und die Autos inklusive Schadensmodell sind eines Downloadtitels aber mehr als würdig.
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