Seite 2: Uncharted 4: A Thief's End im Test - Wettlauf zum Piratenschatz

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Uncharted öffnet sich

Dazu tragen auch die offener gestalteten Abschnitte deutlich bei: Statt wie in den Vorgängern durch schlauchige Gebiete gelotst zu werden, kämpfen wir uns in Uncharted 4 durch wesentlich weitläufigere Gebiete.

Kein Abenteuerspiel kommt ohne Kistenschiebereien aus, da macht auch Uncharted 4 keine Ausnahme. Kein Abenteuerspiel kommt ohne Kistenschiebereien aus, da macht auch Uncharted 4 keine Ausnahme.

Letztlich sind das zwar ebenfalls (breitere) Schläuche, doch durch die erhöhte Bewegungsfreiheit erzeugt Entwickler Naughty Dog die Illusion von spielerischer Freiheit.

Egal ob wir uns zu Fuß durch den Dschungel kämpfen oder erstmals in der Geschichte der Reihe im Jeep völlig frei und nicht auf vorgegebenen Bahnen über weite Landschaften brettern, immer wieder kommen wir an Weggabelungen und Abzweigungen, die uns Freiheit vortäuschen.

Vortäuschen? Ja, denn letztlich führen alle Wege zu einem gemeinsamen Punkt, zu dem wir gelangen müssen, um die Geschichte weiter voranzutreiben. Doch auch wenn es sich dabei bloß um spielerische Illusionen handelt, erzeugt Uncharted 4 durch diesen Kniff eine glaubwürdigere Abenteuer-Atmosphäre.

Wenn wir etwa mit dem Jeep herumfahren, kommen wir immer wieder an kleinen Ruinen vorbei, deren Erforschung optional ist. An diesen Stellen verlieren wir für einige Minuten das Spielziel und den Wettlauf zum Piratenschatz aus den Augen und nehmen uns einfach die Zeit, uns ein wenig umzusehen.

Belohnung sind meist die aus den Vorgängern bekannten Minischätze, die als zusätzliche Sammelherausforderung über die ganze Spielwelt verteilt sind. Etwas ungünstig: Trotz teils enormer Weite der Spielwelt gibt es keine Karte, auf der wir unsere Position oder mögliche Schatzfundorte bestimmen können.

Und so schön es auch sein mag, mit dem Auto durch die Landschaft zu pflügen, drücken solche Abschnitte ein wenig aufs Tempo des Spiels.

Es ist ein Bruch mit den bis ins kleinste Detail durchkomponierten Vorgängern, die uns zwar wie an einem Nasenring strikt durch ihre Geschichte zogen, dafür aber mit dem Fuß immer wohldosiert aufs Gaspedal drückten. Dieses strikte, durchinszenierte Erzähltempo geht Uncharted 4 durch die offeneren Gebiete gelegentlich ein wenig abhanden.

Wer war Henry Avery?
Henry Avery (oder auch Every) war ein Pirat im 17. Jahrhundert und konnte sich damit brüsten, der meistgesuchte Mann der Welt zu sein. Er ist besonders berüchtigt für die Erbeutung zweier reich beladener Pilgerschiffe. Der sagenhafte Schatz verschwand allerdings zusammen mit Avery. Legenden besagen, dass er zusammen mit anderen Kapitänen wie Thomas Tew in der Karibik die Siedlung Libertalia gründete, ein Piraten-Utopia, in dem die Freibeuter ihre Schätze anhäuften und in Frieden leben konnten. Dafür fehlen allerdings die historischen Beweise, was die Legende des Henry Avery nach Sir Francis Drake, Marco Polo und T.E. Lawrence zu einem hervorragenden Thema für die Uncharted-Reihe macht.

Deckung, ballern, Deckung

Doch Abenteuer und Erforschung sind nur die eine Seite der Golddublone: Uncharted 4 wäre kein Uncharted, wenn es nicht auch Unmengen von Gegnern gäbe, derer wir uns im Verlauf des Spiels entledigen müssen.

Nicht nur mit der Knarre, sondern auch im Nahkampf schlägt sich Drake wacker. Nicht nur mit der Knarre, sondern auch im Nahkampf schlägt sich Drake wacker.

Das können wir in bewährter »Duck and Cover«-Manier tun, indem uns hinter Objekten wie Kisten oder Mauern postieren, um die ebenfalls in Deckung gehenden Feinde einen nach dem anderen mit unserem Waffenarsenal (wie gehabt ein Gewehr, eine Pistole und bis zu vier Granaten) wegzuputzen.

Die Gegner stellen sich dabei recht schlau an und versuchen uns zu flankieren. So sind wir gezwungen, die Deckung zu wechseln und immer auf unseren Rücken zu achten. Oder einfach mal eine zeitlang den Kopf einzuziehen, um Energie zu regenerieren.

Aber Vorsicht: Kisten oder Geländer sind kein dauerhafter Schutz, da sie durch gegnerische Kugeln zerbröseln. Besonders haarig wird's, wenn dick gepanzerte Söldner mit Flinte, Granatwerfer oder gar Minigun beinahe unaufhaltsam auf uns zustapfen.

Doch haben wir den Panzer der Jungs durch genügend Schüsse geknackt oder gezielt den Helm weggeballert, sind sie schnell erledigt - und wir dürfen uns über eine bessere Wumme freuen, mit der wir die Kollegen der schweren Jungs effektvoll dezimieren.

Das ist der Moment, wenn wir uns nach einer langen Schießerei und womöglich einigen Bildschirmtoden richtig gut fühlen: Mit der Minigun in der Hand pflügen wir durch die Reihen der Gegner und kichern dreckig, wenn wir ihnen den Stress der letzten Minuten in tödlichem Blei zurückzahlen.

Drake im Stealth-Modus

Klar, ballern ist für jeden erfahrenen Uncharted-Spieler der erste Impuls, wenn er Gegner sichtet. Doch wer in Uncharted 4 nur auf krachende Menschenlocher setzt, sieht sich durch schwer bewaffnete Nachschub-Truppen schnell im Nachteil.

In Uncharted 4 haben wir oft die Wahl, ob wir offen angreifen oder lieber schleichen möchten. In Uncharted 4 haben wir oft die Wahl, ob wir offen angreifen oder lieber schleichen möchten.

In einer frühen Mission zeigt uns das Spiel, was es wirklich von uns möchte: Schleichen! Anders sind die Gegneransammlungen, auf die wir immer wieder treffen, kaum zu schaffen.

Nates Fähigkeit, sich im hohen Gras oder Buschwerk zu verstecken, zahlt sich dabei aus. So können wir die bösen Jungs ungesehen erledigen und dabei automatisch deren Körper verstecken.

Es empfiehlt sich immer, darauf zu achten keine Leichen im offenen Gelände herumliegen zu lassen, da deren Kollegen sonst misstrauisch werden und anfangen nach uns zu suchen.

Keine Angst, Uncharted wird dadurch nicht zu einem verkappten Splinter Cell oder Metal Gear Solid. Die Stealthmechaniken sind sehr simpel gehalten und schnell gemeistert.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Statt den Spieler mit einer groß angelegten Ballerei nach der anderen zu ermüden, kommt Abwechslung ins Geschehen. Es bleibt uns überlassen, ob wir uns durchballern, schleichen oder auf eine gesunde Mischung aus beiden Elementen setzen.

Als überraschend gut funktionierende Hilfe haben sich dabei übrigens unsere KI-Begleiter herausgestellt. Nate ist selten allein unterwegs und hat meist einen Mitstreiter an der Seite, der bei der Schleicherei auch mal zupackt und den einen oder anderen Gegner aus dem Weg räumt.

Schwingen in schwindelnder Höhe

Bereits früh im Spiel lernen wir auch den Umgang mit dem neuen Kletterseil. Der Strick mit dem Enterhaken am einen und Drake am anderen Ende erweist sich als äußerst nützliches Werkzeug, das uns nicht nur als Lianen-Ersatz beim Schwingen über Abgründe gute Dienste leistet, sondern auch als Kletterhilfe und Lastenzug eingesetzt werden kann.

Schwungseil in Vorbereitung Unser Seil haken wir an Ankerpunkten fest, die wir an der Stoffumwicklung erkennen.

Schwungseil in Benutzung Nach einem beherzten Sprung ins Leere schwingen wir mit Schmackes durch die Luft.

Im Prinzip hat Uncharted hier den Seilschuss aus Tomb Raider abgekupfert - einer Serie, die sich ihrerseits für den Neustart bereits ordentlich bei Uncharted bediente.

Wo wir das Seil einsetzen können, signalisiert ein entsprechendes Symbol an charakteristischen Haltepunkten, meist Balken mit einem darum gewickelten Strick - auch das erinnert stark an Tomb Raider und die dort mit Seil umwickelten Ankerpunkte.

Aber wie anders sich das Schwingen in Uncharted doch im Vergleich zu Tomb Raider anfühlt! Sicher, die Mechanik ist dieselbe, doch wie es von Naughty Dog nicht anders zu erwarten war, nutzt Uncharted dabei die Umgebung für teils atemberaubende Momente.

Sich über einen Abgrund zu schwingen, ist eine Sache. Von einer Klippe zu springen, weit unter sich das tosende Meer zu sehen und an einem dünnen Seil wild schwingend durch die Luft zu sausen, ist aber etwas völlig anderes.

Genau wie bei den Klettereinlagen, die schon in den Vorgängern durch das Vermitteln von beängstigender Höhe immer wieder für akrophobische Schreckmomente sorgten, entlockt uns das Spiel Mal um Mal echtes Herzklopfen.

Ein Mittendringefühl, das uns vorsichtig werden und beinahe vergessen lässt, nur ein Spiel zu spielen. Das sind diese ganz speziellen Abenteuermomente, für die wir die Uncharted-Reihe lieben! Und zu einem richtigen Abenteuer gehören natürlich auch Rätsel, die Henry Avery zusammen mit fiesen Fallen auf unserem Weg nach Libertalia hinterlassen hat.

Meist handelt es sich dabei um relativ simple Kombinationsrätsel, die wir mithilfe der Aufzeichnungen in Nates Tagebuch im Handumdrehen lösen. So müssen wir etwa Wappen in die richtige Reihenfolge bringen, Lichtkegel in der richtigen Position auf Kristalle leuchten lassen oder explosive Bodenplatten anhand von Symbolen umgehen. Doch so schnell die Puzzles auch gelöst sind, tragen sie einen wichtigen Teil zur dichten Abenteureratmosphäre bei.

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