Die Entwickler von UEFA Euro 2012, das nur als DLC-Paket zu FIFA 12erhältlich ist (wir berichteten),hatten einen schweren Job. Wie soll man Atmosphäre für ein Fußballturnier erzeugen, dessen Partien in Ländern und Städten stattfinden, die selbst bei interessierten Fußballfans nur ein Schulterzucken hervorrufen? Lviv ist eben nicht Wembley. Aber auch einen schweren Job kann man mit Herzblut angehen. Und genau das haben wir beim Test von UEFA Euro 2012, dem offiziellen Spiel zur Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine, vermisst.
Kühlschrank-Atmosphäre
Nach erfolgtem Download erscheint die UEFA Euro 2012 als separater Punkt im FIFA 12-Hauptmenü und ermöglicht es uns, das EM-Turnier originalgetreu nachzuspielen. Das gilt allerdings nur für die Endrunde, die Qualifikation zur Fußball-Europameisterschaft samt Playoffs fehlt unverständlicherweise.
Immerhin dürfen wir die Gruppen- und Teamzusammensetzung beliebig ändern und etwa Bertis Aserbaidschanern zum nächsten Europameister machen. Umso ärgerlicher, dass wir lediglich ein Team selbst übernehmen -- spannende Sofa-Duelle mit den Kumpels um die EM-Krone fallen entsprechend flach. Der separate Online-Modus mit zufällig zusammen gewürfelten Gruppen ist da nur ein schwacher Trost.
Auch atmosphärisch hat UEFA Euro 2012 enttäuschend wenig zu bieten. Im Prinzip haben die Entwickler nur Stadien, Trikots und Menüdesign ausgetauscht - das war’s auch schon in Sachen EM-Feeling. Wo sind die Nationaltrainer? Wieso gibt es keine besonderen Fan-Choreographien auf den Tribünen? Warum gibt es selbst bei den Turniermannschaften so viele Spieler mit Editor-Gesicht, die mit ihrem realen Vorbild nur wenig gemein haben? Weshalb lesen wir zwischen den Partien lediglich uninspirierte Meldungen über Verletzungen und Sperren?
Am schlimmsten ist jedoch, dass EA Sports zwar für die EM die offizielle Lizenz besitzt, jedoch nicht für alle Nationalmannschaften. Bei immerhin 29 der 53 Teams laufen Mannschaften mit Fantasienamen aufs Feld. Das betrifft zwar größtenteils Fußballzwerge wie Estland, Mazedonien oder Weißrussland, aber auch größere Namen wie die Slowakei und -- besonders ärgerlich -- vor allem auch die EM-Gastgeber Polen und die Ukraine. Gerade Letzteres ist in einem offiziellen EM-Spiel schlichtweg eine Frechheit.
Einzig bei der Siegerehrung kommt dank Feuerwerk und Original-Pokal etwas Stimmung auf. Ein echter Mehrwert gegenüber einem selbst erstellten EM-Turnier in FIFA 12 ist das jedoch nicht. Spielerisch bleibt ohnehin alles beim Alten, was angesichts der fußballerischen Brillanz des Hauptspiels aber auch vollkommen okay ist.
Expedition ins Torreich
Also ein klassischer Fall für einen Platz auf der Tribüne? Nicht ganz, denn einen fußballerischen Geistesblitz hat UEFA Euro 2012 dann doch auf Lager: Im neuen, so genannten Expedition-Modus bereisen wir mit einem Wunschspieler (Original-Star oder selbst erstellt) und einem Fantasie-Team ganz Europa. Zu Beginn stehen nur Reservespieler aus Fußball-Großmächten wie Kasachstan oder Island in unserem Kader.
Über eine hässliche Europakarte hangeln wir uns durch die Gruppen der EM-Qualifikation. Wir starten mit Partien gegen die Fußballzwerge, Spitzenmannschaften müssen wir erst freischalten. Der Clou: Nach jedem Sieg gegen eine Nation bekommen wir einen zufällig ausgewählten Spieler aus ihrem Kader - beim ersten Sieg einen Reservespieler, beim zweiten einen Bankdrücker und schließlich eine Stammkraft. Auch wenn wir das Spielersammeln schon aus dem FIFA-12-Modus »Ultimate Team« kennen, hat es nichts von seiner Motivationskraft verloren. Wenn wir endlich den ersehnten Top-Star für unsere Elf bekommen, ist das fast so schön wie der EM-Sieg.
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