Ubisofts großer "Aderlass": Studios laufen die Angestellten in Scharen weg

Ein neuer Bericht thematisiert eine Entwicklung, die als "großer Exodus" bzw. "Aderlass" bezeichnet wird und die möglichen Gründe für die Fluktuation im Unternehmen aufzeigt.

Ein neuer Bericht thematisiert den Weggang von vielen Ubisoft-Mitarbeiter*innen. Betroffen sind vor allem die kanadischen Studios. Ein neuer Bericht thematisiert den Weggang von vielen Ubisoft-Mitarbeiter*innen. Betroffen sind vor allem die kanadischen Studios.

Ubisofts kanadische Studios haben einem neuen Insider-Bericht zufolge mit vielen Kündigungen zu kämpfen. Das Ganze geht so weit, dass es als "großer Exodus" bzw. "Aderlass" bezeichnet wird. Ubisoft Montreal, verantwortlich für Rainbow Six Siege und Assassin's Creed, und das Far Cry-Studio Ubisoft Toronto haben laut dem Bericht zusammen in den letzten sechs Monaten mindestens 120 Mitarbeiter*innen verloren. Und dabei handelt es sich nur um diejenigen, die über LinkedIn zurückverfolgt werden konnten. Wir informieren euch über diese Entwicklung.

Insider-Bericht nennt Zahlen

Darum geht es: Axios.com hat einige Informationen zu einer Entwicklung bei Ubisoft geteilt, die als "großer Exodus" bezeichnet werden. Laut dem Bericht sind vor allem die kanadischen Studios betroffen. Bei einer Recherche über die Plattform LinkedIn stellte Axios fest, dass die Teams Ubisoft Toronto und Montreal jeweils mindestens 60 Angestellte verloren haben – und das innerhalb von sechs Monaten. Doch was bedeuten diese Zahlen?

Fluktuation im Vergleich: Die Fluktuationsrate bei Ubisoft betrifft nach eigenen Angaben 12 Prozent. Das ist keine niedrige Zahl. Axios gibt zum Vergleich die Raten von EA mit 9, Take Two mit 8 und Epic Games mit  7 Prozent an. Beim skandalgebeutelten Publisher Activision Blizzard liegt die Rate allerdings mit 16 Prozent noch höher.

Zahlen beziehen sich auf gesamtes Unternehmen: Wichtig ist dabei jedoch, zu beachten, dass die 12 Prozent sich auf Ubisoft insgesamt – mit 20.000 Mitarbeiter*innen und 50 Studios rund um die Welt – bezieht. Würden wir einen Blick nur auf die genannten kanadischen Studios werfen, so wäre die Rate, die sowieso schon vergleichsweise hoch ist, noch höher.

Das Team, das für Far Cry 6 verantwortlich ist, hat einige Entwicklerinnen und Entwickler verloren. Das Team, das für Far Cry 6 verantwortlich ist, hat einige Entwicklerinnen und Entwickler verloren.

Gründe für die Fluktuation

Konkurrenz und Bezahlung: Ein Grund für den Weggang von Entwicklerinnen und Entwicklern ist schlicht und einfach die Konkurrenz an den kanadischen Standorten. Wie Axios in Erfahrung bringen konnte, haben einige ehemalige Ubisoft-Angestellte lukrative Angebote von der Konkurrenz erhalten. Ubisoft reagierte in Kanada mit Gehaltserhöhungen.

Arbeitskultur-Problematik: Aber auch die Sexismus-Problematik, die seit mehreren Jahren immer wieder von Insidern thematisiert wird, dürfte eine Rolle spielen. Zum einen führten Fehlverhalten im Unternehmen, wie Axios berichtet, dazu, dass einige mächtige Männer Ubisoft verlassen haben, zum anderen werden immer wieder Stimmen laut, die davon sprechen, dass nicht genug gegen die Problematik unternommen werde. So unterzeichneten 1000 aktuelle und ehemalige Angestellte einen Brief, der dies kritisierte.

Axios zitiert eine im Unternehmen angestellte Person zum Weggang von Kolleg*innen mit den folgenden Worten:

Ich denke, Missbrauch und Toxizität sind Faktoren, die dazu beitragen, aber nicht die entscheidenden für die meisten.

Danach fügt die zitierte Person jedoch ein großes "Aber" hinzu:

Frauen und People of Color erleben sie als entscheidende Faktoren.

Wie dramatisch ist die Situation?

Um die Frage zu beantworten, muss auch wieder betont werden, dass vor allem die kanadischen Studios betroffen sind. Axios führt auf, dass unter den Personen, die das Unternehmen verlassen haben, auch einige besonders wichtige Entwicklerinnen und Entwickler seien:

Mindestens 5 von 25 Top-Entwickler*innen, die für Far Cry 6 verantwortlich waren und 12 von 50 Top-Verantwortlichen für Assassin's Creed Valhalla hätten das Unternehmen verlassen. Personen, die aktuell für Ubisoft arbeiten, berichteten Axios, dass die große Fluktuation sich bereits negativ auf Projekte auswirke. So ist beispielsweise die Rede von Verzögerungen oder davon, dass an bestimmten Stellen Personen mit entsprechendem Vorwissen fehlen.

Ubisoft selbst gab gegenüber Axios an, seit April 2600 neue Mitarbeitende eingestellt zu haben. Axios fügt hinzu, dass es in den beiden vollen vorausgegangenen Jahren jeweils mehr als 4500 Neueinstellungen gegeben habe. Aktuell laufen folglich bei Ubisoft zahlreiche Jobausschreibungen, beispielsweise für das neue Splinter Cell. Gesucht werden sowohl Programmiererinnen und Programmierer als auch Führungskräfte.

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