Zwischen neun Welten
Die häufigen Sprünge zwischen den neun Welten, die in The Dark Kingdom diesmal alle ihren Auftritt bekommen, haben zumindest einen tollen Schauwert. Alan Taylors Vision ist sehr bunt und abwechslungsreich geraten. Ob zu Beginn eine Schlacht im farblich sehr warm gehaltenen Wanenheim gezeigt wird oder die erste Konfrontation von Thor mit Malekith in der düsteren "Dunklen Welt" stattfindet - eintönig oder langweilig wird es nie. Vor allem die 3D-Konvertierung ist hier nach dem diesbezüglich sehr enttäuschenden Iron Man 3 sehr gut gelungen. Hinzu kommt ein echtes »Effektgewitter«, welches neben den typischen Blitz-Orgien Thors und schicken implodierenden Granaten der Dunkelelfen den Endkampf durch die Entstehung von Wurmlöchern gleich zwischen mehreren Welten anlegt.
Jedoch wird fast der komplette Film den acht Fantasie-Reichen gewidmet. Midgard, also die Erde, wird erst zum dramaturgisch recht öden Finale zu einem nennenswerten Schauplatz. Zwar offenbaren die anderen acht Reiche nun viel mehr von Thors Herkunft als noch im Vorgänger, jedoch lebte dieser gerade vom Kontrast zwischen Erde und Asgard, während Thor sich seiner Kräfte beraubt in New Mexico zurechtfinden musste. Der Großstadt London, welche als Schauplatz für die Erde herhält, geht dieser Stellenwert und Konflikt ziemlich verloren. Auch vom Vater-Sohn-Konflikt zwischen Thor und Odin, welcher in Teil Eins noch zu einem großen Teil der Faszination beitrug, ist in "The Dark Kingdom" nicht mehr viel übrig, obwohl Anthony Hopkins etwas mehr Screen-Time bekommt. So musste sich Thor seinem Vater im Vorgänger noch auf der Erde beweisen und während des Films vom Hitzkopf zum künftigen König reifen. Eine ebenbürtige Entwicklung des Charakters, ganz zu schweigen die subtile Auseinandersetzung mit Werten wie Ethik und Selbstreflexion bietet der Nachfolger nicht.
Großer Spaß
So sehr der zweite Thor auch an dramaturgischen Lücken krankt und auch die Faszination des Vorgängers um die Mythologie und den Figuren mit all ihren Konflikten verloren gegangen ist, so sehr kann Alan Taylors Variante trotzdem unterhalten. Denn die zwei Stunden Laufzeit haben keinerlei Längen und obwohl die Thematik grundsätzlich nun etwas ernster geraten ist, fällt die Dichte der heiteren Momente deutlich höher aus.
Ganz besonders in der zweiten Hälfte des Films, wo sich die Situation eigentlich mehr und mehr zuspitzt, folgt in kürzester Zeit ein Gag auf den Anderen, was dem Film jedoch richtig gut tut. So werden viele Handlungslücken geschickt kaschiert, auch da Stellan Skarsgard - welcher nach den Geschehnissen in The Avengers sichtbar einen Dachschaden hat - wahnsinnig komisch ist. Spannend wird The Dark Kingdom so zwar nie wirklich, macht aber schließlich trotzdem richtig Laune.
Was den Humor-Anteil betrifft, stellt sich der Film tatsächlich als bisher umfangreichster der Marvel-Reihe heraus. Wie in dieser üblich, wird Sitzenbleiben auch diesmal mit einer Bonusszene nach dem Abspann belohnt, welche einen Verweis zum im nächsten Jahr startenden Guardians of the Galaxy beinhaltet.
Fazit:
Alexander Friedrich: Nach dem großartigen The Avengers hat mich die von Marvel heiß angekündigte »Phase Two« bis jetzt eher enttäuscht. Nach Iron Man 3 versinkt auch der zweite Thor im Mittelmaß und lässt vor allem viel von der philosophisch angehauchten Handlung und profilstarken Charakterzeichnung des Vorgängers vermissen. Keine der Figuren außer Loki kann sich hier wirklich profilieren. Dieser wird von Tom Hiddleston jedoch wieder so großartig verkörpert, dass er locker einen eigenen Film tragen könnte. Und für alle, denen eine durchdachte Geschichte gar nicht so wichtig ist, ist The Dark Kingdom durchaus zu empfehlen, denn die reichliche Anzahl an Witzen funktioniert, da die Gags immer zünden. So ist Alan Taylors Thor ein sehr kurzweiliger lockerer Film, der mit typischer Marvel-Leichtigkeit gut unterhalten kann. Mehr ist Thor 2 aber keineswegs. Ein deutlicher Rückschritt.
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