Fans der ersten Stunde erinnern sich: Zu Beginn des ersten (noch PC-exklusiven) The Witcher torkelte der Hexer sowie Monsterjäger Geralt von Riva schwer verletzt und ohne Gedächtnis durch einen Wald nahe der Hexer-Festung Kaer Morhen. Kenner der zeitlich davor angesiedelten Romanvorlage stutzten: Sollte Geralt nicht eigentlich tot sein?
Ohne zu viel zu verraten: Verantwortlich für Geralts Gebrechen ist die »Wilde Jagd«, eine Horde von Geistern, die als Vorbote des Unheils gilt, Krieg und Verderben ankündigt und immer nach neuen »Rekruten« sucht – also das komplette Rundum-Sorgenvoll-Paket. Die Phantomtruppe war folgerichtig ein Bestandteil der Handlung und tobte auch im Nachfolger The Witcher 2: Assassins of Kings. Doch eine wirklich zentrale Rolle spielten die Geister nie.
Das soll sich nun ändern, nicht umsonst trägt der Nachfolger The Witcher 3 den Untertitel Wild Hunt. Andererseits muss man sich auch diesmal nicht zwangsläufig mit der Wilden Jagd beschäftigen. Denn The Witcher 3 spielt erstmals in einer offenen Rollenspiel-Welt, die gar größer werden soll als die von Skyrim – entsprechende Ablenkung inklusive.
Geralts Abschiedstournee
Das bislang größte Abenteuer des Hexers wird jedoch auch seine Abschiedstournee. Im selben Atemzug, in dem der Entwickler CD Projekt The Witcher 3 ankündigte, bestätigte er auch, dass sich Geralt nun zum letzten Mal durch die Nördlichen Königreiche schnetzelt. Weitere Titel im selben Universum sind nicht ausgeschlossen, doch die müssten dann ohne die Galionsfigur auskommen.
Um der Geschichte um den berühmten Weißen Wolf also zumindest einen würdigen Schlussakt zu bescheren, soll der Fokus der Handlung auf seinen ganz persönlichen Beweggründen liegen: Geralt hat mittlerweile sein Gedächtnis wieder und ist zu dem Schluss gekommen, dass er schon viel zu lange als Profi-Monsterjäger seinen weißhaarigen Kopf für eine Handvoll Münzen hinhält.
Auch sind die Erinnerungen an seine große Liebe zurück, die schwarzhaarige Zauberin Yennefer – inklusive einer Gefolgschaft an Schmetterlingen im Bauch. Da sind Bettgeschichten und Tränen fast schon vorprogrammiert, schließlich ist Geralts Immer-mal-wieder-Freundin Triss Merigold ebenfalls wieder mit von der Partie. Wenn dann noch Barden-Mitstreiter Rittersporn seine unzüchtigen Lieder trällert und Zwergenkumpel Zoltan unanständige Witze reißt, sind peinliche Momente vorprogrammiert.
Keinen Bock auf Politik?
Das Grundthema der Handlung liegt auf der Hand: Geralt hat keinen Bock mehr. Keinen Bock mehr auf die Kämpfe, auf die politischen Intrigen, auf die rollenden Königsköpfe, über die er in The Witcher 2 gestolpert ist. Ob er die große Politik aber in The Witcher 3 einfach ignorieren kann, ist fraglich: Die Nördlichen Königreiche befinden sich mittlerweile im Krieg mit dem südlichen Imperium von Nilfgaard, das schon weite Landstriche überrannt hat.
Und als wäre das noch nicht genug, kommen die Länder des Nordens auch noch untereinander nicht sonderlich gut klar, jeder kämpft gegen (fast) jeden. Dabei soll jedes Reich seine eigene Missionskette bekommen, der Geralt folgen darf, aber nicht muss. So kann er sich in den Krieg einmischen und Ländern helfen, wodurch er sich deren Gegner jedoch zu Feinden macht. Das wiederum wirkt sich darauf aus, wer dem Hexer im großen Showdown zur Seite steht, und wer ihn aufhalten möchte.
Spannende Geschichte ...
Also eine ganze Menge erzählerischer Stoff, den CD Projekt da Veteranen und auch Neulingen präsentieren will, die bisher noch nicht mit der Witcher-Reihe in Berührung gekommen sind. Ein Tutorial soll’s wieder geben, danach will man aber darauf verzichten, die Geschichte wie bisher in Kapitel zu gliedern.
Stattdessen soll sich die Handlung in drei Ebenen gliedern: Die erste beschäftigt sich mit Rollenspiel-typischen Nebentätigkeiten wie der Monsterjagd, den Nebenaufträgen und der Erforschung der Spielwelt. Die zweite Ebene behandelt den Konflikt zwischen den einzelnen Völkern sowie den Krieg mit Nilfgaard.
Und die dritte dreht sich schließlich um Geralts eigene Probleme. Theoretisch kann man die ersten beiden Erzählebenen komplett außer Acht lassen, doch Untätigkeit kann, wie im echten Leben, Folgen haben. Für knifflige Grauzonen-Entscheidungen mit spürbaren Konsequenzen waren schon die beiden Vorgängertitel bekannt, deren Geschichten sich verzweigten und in mehreren Enden gipfelten.
So soll’s natürlich auch in The Witcher 3 sein, das drei unterschiedliche Endsequenzen bieten wird. Erzählerisch versprechen die Entwickler also das gewohnt hohe Niveau: Charaktertiefe, Entscheidungsfreiheit, politisches Geplänkel und interessante Wendungen, eingebettet in eine erwachsene und raue Fantasy-Welt.
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