Auf der Nintendo Switch gibt es ein ganz besonderes Phänomen zu beobachten - das sogenannte "port begging". Damit ist gemeint, dass Spieler darum betteln, dass bestimmte Spiele auch für Nintendos Hybridkonsole erscheinen sollen. Egal ob Indie oder AAA, im Idealfall sollte alles auch auf der Switch laufen. Und natürlich wurde hier bei The Witcher 3: Wild Hunt keine Ausnahme gemacht.
Der Hexer für die Hosentasche
Freudige Überraschung: Die Portierung des Open World-Rollenspiels ist gelungen und lässt uns auch unterwegs das besondere Spielgefühl von Geralts Monsterjagden erleben. Die anfängliche Skepsis, was die technische Umsetzbarkeit einer Nintendo Switch-Version von The Witcher 3 angeht, kann die Handheld-Version bei einem zweistündigen Hands-On-Termin zwar nicht komplett entkräften, beeindruckend ist das Spiel aber dennoch.
Zuerst einmal die harten Fakten:
Handheld
Auflösung: 540p
Framerate: 30 FPS
Dock
Auflösung: 720p
Framerate: 30 FPS
Zum Vergleich: PS4/Xbox One
Auflösung: 1080p
Framerate: 30 FPS
Entwickler: Saber Interactive
Release: 15. Oktober 2019
Wenn ich hier allerdings davon rede, wie gelungen der Switch-Port von The Witcher 3 ist, dann müssen wir klar differenzieren: Gelungen ist nämlich vor allem die mobile Handheld-Version, die Dock-Version könnt (oder solltet) ihr hingegen vernachlässigen - mehr dazu später. Die große Besonderheit der Nintendo Switch-Fassung des RPGs ist ganz klar die Möglichkeit, das komplette Spiel, inklusive aller Erweiterungen und DLCs, auf dem kleinen 6,2 Zoll-Bildschirm zu erleben.
Trotz der eigentlich mickrigen 540p-Auflösung macht The Witcher 3 hier nämlich eine gute Figur. Inhaltliche Abstriche werden hier nämlich keine gemacht - kein einziger NPC, keine einziger Effekt und keine einzige Animation wurden gestrichen. Switch-Spieler bekommen die komplette The Witcher 3-Erfahrung geboten. Dieser enorme Umfang hat aber natürlich seinen Preis - und der wird in Performance bezahlt.
Viele Schönheitsfehler, aber eben trotzdem schön
Pro & Contra
+ hohe Sichtweite
+ keine Abstriche in Sachen Umfang
+ stabile Performance
+ gute Steuerung
- niedrige Auflösung
- schwammige Texturen
- harte Schatten
- aufploppende Details
The Witcher 3 sieht auch auf der Switch unglaublich hübsch aus und versprüht dasselbe Open World-Feeling und atmet dieselbe Abenteuerluft. Der Teufel steckt aber in den Details. Die geringe Auflösung führt zu einem leicht pixeligen Look, der sich gerade bei kleinen Gegenständen oder Charaktermodellen bemerkbar macht, die etwas weiter entfernt sind. Vor allem das Kantenflimmern macht es dadurch schwierig, zu erkennen, wer da vorn eigentlich auf uns wartet.
Die Texturen sind insgesamt etwas verwaschen und unscharf, doch fehlende Details auf Kleidung und Rüstung fallen erst beim genaueren Hinsehen auf. Kleinigkeiten, wie die Finger von Geralt oder wichtigen NPCs, sind teils vereinfacht dargestellt und wirken in diesem Beispiel auffallend kantig im Vergleich zum Rest des Modells. Hin und wieder kann es zudem passieren, das einzelne Texturen im Bild etwas verspätet aufploppen. Hinzukommen auch auffallend harte Schatten, die bei Kopfbewegungen dazu neigen, hin und her zu springen.
Was ebenfalls sofort ins Auge fällt, ist die enorme Sichtweite in der Switch-Version. Wer mit Plötze auf einen Hügel reitet und in den (wirklich wunderschönen) Sonnenuntergang schaut, kann wirklich in die Ferne blicken. Hässliche Nebel, die das Panorama verschandeln gibt es zum Glück keine. In Verbindung mit dem (etwas weniger geschmeidigen) Wind und Vogelschwärmen kommt ganz klar die Atmosphäre des Originals auf.
Eine Framerate mit Hindernissen
Auch in den aufwändigsten Gebieten von The Witcher 3 kann die Switch-Version Haltung bewahren. In den offeneren Arealen der Metropole Novigrad nähert sich die Bildrate zwar eher den 20 FPS, doch in den einzelnen Gassen und Gebäuden spaziert Geralt recht flüssig durch die Gegend. Einzig die Fassadendetails der Häuser fallen negativ auf. Je nachdem wie weit wir von einem Haus entfernt stehen, ist beispielsweise nur ein Fensterrahmen zu sehen oder eben eine spiegelnde Glasscheibe.
Der Unterschied zwischen Sichtweite und bestimmten Texturen fällt besonders in der dichten Vegetation auf. Beim schnellen Ritt über die Wiese holen wir die Gräser beinahe ein und nur wenige Meter vor Geralt schießt das Unkraut aus dem Boden. Zu Fuß fällt dieses Nachladen allerdings kaum ins Gewicht.
Farben, Licht & Wetter
In Toussaint, dem Schauplatz der Wine and Blood-Erweiterung, kommen die prächtigen Farben der Region gut zur Geltung. Allerdings kann hier oftmals das etwas zu gleißende Licht für Probleme sorgen. Bei Nahaufnahmen brennen teilweise Details wie Geralts Stirnlocke aus, bei farbenprächtiger Vegetation ist hingegen kaum auszumachen, wann der eine Busch aufhört und wo der andere anfängt. Es klingt banal, aber bei schlechtem Wetter ist die Switch-Version deswegen auch am hübschesten.
Unterwegs hui, Zuhause pfui
Wer kein Problem mit langen Ladezeiten und vielen kleinen Schönheitsfehlern hat, sollte mit The Witcher 3 auch auf der Switch glücklich werden können. Zumindest dann, wenn es darum geht, im Handheld-Modus zu spielen. Bei der Dock-Variante dreht sich das Bild nämlich plötzlich um. Die eigentlich höher aufgelöste Version ist optisch alles andere als ansprechend.
Bei all diesen kleinen Fehlern und Mängeln könnte es fast so klingen, als sei die Switch-Version von The Witcher 3: Wild Hunt nur ein abgespeckter Aufguss für Nintendos Hybridkonsole. Und ja, natürlich müssen Abstriche gemacht werden, wenn ein Open World-RPG der aktuellen Konsolengeneration auf eine tragbare Plattform portiert wird. Doch am Ende spielt sich die Switch-Version wirklich gut.
Es ist eindeutig, dass die Entwickler von Saber Interactive, die übrigens auch für die PS4 Pro- und Xbox One X-Patches von The Witcher 3: Wild Hunt verantwortlich sind, einen klaren Fokus auf den Handheld-Aspekt gelegt haben. Die 720p der TV-Variante ist unangenehm pixelig und weist dieselben Fehler der mobilen Variante auf, nur dass sie hier tatsächlich stören. Was im Handheld-Modus leicht verzeihbar ist, weil man The Witcher 3 in der U-Bahn spielt, wirkt auf einem großen Fernseher plötzlich schlicht nicht mehr zeitgemäß.
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