Uff, da hat das Next Gen-Update von uns aber eine ganz schöne Watschen abbekommen. Könnte man meinen, schließlich ist Ray-Tracing die gravierendste technische Neuerung der Witcher 3-Neuauflage. Die schicke Beleuchtungstechnik sorgt für eine viel glaubhaftere Beleuchtung und realistische Schatten, wiegt aber so schwer auf PS5 und Xbox Series X, dass die Framerate regelmäßig einbricht.
Das innovative Verfahren lässt sich aber ja auch ausschalten und dann zeigt sich das Next Gen-Update von seiner flüssigsten, hübschesten und spielerisch komfortabelsten Seite.
So haben wir getestet: Für den Vergleich zur Last Gen-Version haben wir uns komplett auf die PlayStation konzentriert. Alle Bilder von der abwärtskompatiblen PS4 Pro-Fassung wurden auf der PS5 aufgenommen. Die Screenshots von dem Next Gen-Update entspringen allesamt der PS5-Version mit dem aktuellen Patch (v4.00).
Bessere Beleuchtung und viel präzisere Schatten auch im Leistungsmodus auf der PS5
Wie zuvor erwähnt, haben wir den Ray-Tracing-Modus, der mit der präzisen Lichtkalkulation reale Beleuchtungsverhältnisse kreiert, bereits umfangreich seziert. Wollt ihr euch unsere Ergebnisse dazu anschauen, dann findet ihr hier den Artikel:
Den Leistungsmodus könnt ihr dabei als Referenz für die Neuerungen nehmen, auch wenn er sich nicht gänzlich mit den bisher besten Konsolenversionen des Spiels für PS4 Pro und Xbox One X deckt. Es gibt nämlich so einige Unterschiede, die zu weiten Teilen daher rühren, dass der Leistungsmodus auf PS5 und Xbox Series X auf den Ultra-Einstellungen der PC-Fassung basiert.
Was bedeutet das genau? In den maximalen Einstellungen der PC-Version ist unter anderem das Beleuchtungsmodell ausgefeilter. Erkennen lässt sich das bereits am Anfang des Spiels in der Hexerfestung Kaer Morhen. Die weißen Steine im Mauerwerk erstrahlen nun auch in kräftigem Weiß, der trübe Schleier des Originals ist verschwunden.
Die Lichtanpassungen ziehen sich durch das gesamte Spiel, es wirkt deutlich kontrastreicher und nicht mehr so gleichbleibend diesig wie noch zuvor. Auch nachts, wo sich nach dem Update viel mehr Konturen abzeichnen. Das liegt aber auch daran, dass Geralt in der Dunkelheit besser sehen kann – seine Hexeraugen werden nun Lore-gerecht von allein aktiv und nicht erst per Trank oder einer freigeschalteten Fähigkeit.
Riesiges Upgrade bei den Schatten: The Witcher 3 sieht in der PS4 Pro-Fassung noch immer erschreckend gut aus, sehen wir von der krümeligen Schattendarstellung einmal ab. Auf der PS5 ist das nun Geschichte, alle Schatten sind hochaufgelöst, ganz ohne störende Bildartefakte:
Viel höhere Weitsicht
Die Welt von The Witcher ist riesig, regelrecht gigantisch. Auf der PS4 Pro mussten aber noch Kompromisse bei der Weitsicht eingegangen werden, zumeist werden Sträucher und Farne im Gegensatz zu Häusern und Bergen schon nach einigen Metern nicht mehr dargestellt.
Auf der PS5 ändert sich das komplett, selbst in größter Entfernung lässt sich die Vegetation erkennen, Schatten werden scharf geworfen und Animationen abgespielt. Hier gut zu erkennen an den Flügeln des Windrads, die sich tatsächlich auf der PS5 drehen:
Ein winziges Detail mit großen Auswirkungen: Bäume und Büsche werden aber nicht nur aus größerer Distanz dargestellt, sondern verbiegen sich auch nicht mehr beim kleinsten Windzug als bestünden sie aus Gummi. Die Next Gen-Fassung ist dadurch viel ruhiger, am liebsten würden wir uns mit einer Picknickdecke ausgerüstet in einen lauschigen Hain aufmachen und ein stilles Plätzchen zum Entspannen suchen. (Und hoffen, dass wir nicht von einem Greif gefressen werden.)
Durchweg bessere Texturen
Obwohl der Look sehr ähnlich geblieben ist und die meisten Texturen denen des Originals gleichen, konnten wir dennoch einige Unterschiede entdecken, die The Witcher 3 zu einem schärferen 4K-Erlebnis machen.
Unter anderem betrifft das einige Landschaftstexturen, die durch eine Mod ausgetauscht wurden. Darunter fallen etwa einige Hölzer, Felsen und Seile. Hier könnt ihr euch die HD Reworked-Modifikation im Detail anschauen:
Und auch die Kreaturen haben ein gewaltiges Optik-Upgrade erhalten: Werwölfe, wandelnde Wasserleichen und die gruseligen Reiter der wilden Jagd sind in der PS5-Version mit hochauflösenden Texturen ausgestattet, die zahlreiche Details kenntlich machen. Hier etwa das Gefieder des Greifen, bei dem sich einzelne Federn wahrnehmen lassen:
Bei den Charakteren konnten wir auch einige Verbesserungen erkennen: Das Material ihrer Kleidung wurde auf eine höhere Auflösung skaliert und ihre Hauttexturen verbessert. Einzelne Poren und Narben stechen nun viel deutlicher hervor.
Haare clippen nicht mehr so häufig durch Rüstungen und Kleider: In einigen Situationen lässt es sich zwar nicht vermeiden, dass mal eine Strähne oder eine Panzerungsplatte durch den Rest der Rüstung clippt, die Häufigkeit solcher Darstellungsfehler wurde jedoch klar reduziert.
Framerate und Auflösung
Der Leistungsmodus läuft mit 60 Bildern pro Sekunde und das, im Gegensatz zum ruckeligen Ray-Tracing-Modus, auch ziemlich stabil. Ruckler haben wir nur bemerken und messen können, sobald viele dynamische Schatten von Bäumen oder umherlatschenden NPCs in einer Szene auftauchten oder Partikeleffekte wie Rauch den Bildschirm füllten.
Die PS4 Pro-Version hatte dagegen stets ein festes Maximum von 30 fps, rechnet also mit einem echten Wow-Effekt, wenn ihr das Spiel in 60 fps erlebt. Kämpfe sind mit 60 Bildern pro Sekunde viel besser unter Kontrolle zu bringen, da wir zügiger reagieren können, und der Galopp mit unserem Pferd Plötze über holprige Trampelpfade ist geschmeidiger.
Allerdings bekommen wir nicht Geralts wehende Matte in seiner ganzen Pracht zu sehen. Woran das liegt, könnt ihr hier nachlesen:
Höhere Bildschärfe: The Witcher 3 verwendet auf der PS4 Pro sogenanntes Checkerboard Rendering, das die Auflösung um die Hälfte beschneidet. Ihr könnt euch das Verfahren wie bei einem Schachbrett vorstellen, bei dem die schwarzen Felder einem nicht gerenderten Pixel entsprechen. Die freien Pixel werden dann mittels Schätzungen gefüllt.
Der Leistungsmodus der PS5 bietet in der Regel eine deutlich höhere Pixelmenge, die dynamisch an die Rechenlast angepasst und dann von AMDs Skalierungsalgorithmus FSR 2.1 auf 4K gezogen wird. Das Verfahren funktioniert nahezu verlustfrei im Vergleich zu einer echten 4K-Bildausgabe und stabilisiert die Bildwiederholrate enorm.
Die verwendeten Auflösungen in der Übersicht:
- PS4: 1080p
- PS4 Pro: 1920x2160; Skalierung durch Checkerboard Rendering
- PS5 Leistungsmodus: dynamische Auflösung, unser niedrigster Wert waren 1512p; Skalierung durch Fidelity FX Super Resolution 2.1
- PS5 Ray-Tracing-Modus: dynamische Auflösung, unser niedrigster Wert waren 1368p; Skalierung durch Fidelity FX Super Resolution 2.1
Nicht alle störenden Grafik-Fehler wurden beseitigt
Wie auch schon im Original von 2015 nerven aus dem Nichts aufploppende Rauchwolken, Schatten und Gräser, wenn ihr hurtig durch die Spielwelt huscht. Daran ändert sich auch auf der PS5 wenig, die Pop-Ins sind unserem Eindruck nach kaum weniger geworden.
Zudem flackern weiterhin einige Effekte, etwa Rauchmassen, die vom Schein eines Feuers erhellt werden, und auch vereinzelte Schatten und Gebäude verschwinden plötzlich, wenn wir uns von ihnen entfernen.
Dafür beseitigt das Next Gen-Update einen furchtbaren Grafik-Effekt: Es ist nun möglich, "Linseneffekte" im allgemeinen Grafik-Menü des Spiels zu deaktivieren. Das solltet ihr auch schleunigst tun, denn die Schmierereien verdecken ganze Szenen in Zwischensequenzen!
So spielt sich The Witcher 3 auf PS5 und Xbox Series X|S
Natürlich haben wir während unseres Tests nicht nur auf die grafischen, sondern auch auf die spielerischen Verbesserungen geachtet. Die Liste an Anpassungen ist ordentlich lang, daher wollen wir eher auf die Neuerungen eingehen, die für uns am auffälligsten waren.
Der Einstieg ist deutlich leichter: Da wir uns für einen Vergleich sputen mussten und in der Hauptgeschichte vorankommen wollten, haben wir nicht viel Zeit mit dem Leveln verbracht. Das fiel im Next Gen-Update aber kaum auf, wir kamen prima voran.
Verantwortlich dafür ist die Mod FCR3, die das Balancing so verändert, dass sich Geralt schon zu Beginn wie ein kampferprobter Hexer spielt und nicht beim kleinsten Schlag einer hundgroßen Spinne aus den Latschen kippt.
Schnelles Zaubern ist fummelig, schont aber eure Nerven: Die zweite wichtige Verbesserung ist das schnelle Wirken von Hexerzeichen. Im Original mussten wir erst in ein Radialmenü wechseln, um dort den gewünschten Zauber auszuwählen. Ausgelöst wurde er danach per RT beziehungsweise R2.
Im Next Gen-Update wird via R2 an der PlayStation oder RT an der Xbox hingegen eine zweite Tastenbelegung freigeschaltet. Alle fünf Zeichen lassen sich dann mit einem weiteren Tastendruck auslösen, ohne zuvor in ein Radialmenü gewechselt zu sein.
Wir benötigten einige Stunden, um uns an das neue Zaubersystem zu gewöhnen, da die Doppelbelegung der Aktionsknöpfe nicht wirklich intuitiv ist. Danach spielte sich der Titel jedoch viel flüssiger als auf PS4. Besonders gegen heftige Bossgegner ist es nun deutlich angenehmer, nacheinander viele verschiedene Zeichen zu wirken.
Ganz allgemein folgen die implementierten Quality of Life-Anpassungen, dass sich der Titel unterbrechungsfreier und komfortabler spielen lässt. Beim Sammeln von Zutaten ploppt kein nerviges Menü mehr auf, sie werden direkt gesammelt, und Geralt stirbt nicht mehr, sobald er von der kleinsten Anhöhe rutscht.
DualSense-Funktionen auf der PS5: The Witcher 3 nutzt zwar die besonderen Eigenschaften des PS5-Gamepads, macht aber nicht viel daraus. Das haptische Feedback wird noch am besten unterstützt, das sorgt für feinere Vibrationen im Vergleich zum DualShock 4, etwa wenn wir durch die Landschaft reiten. Die adaptiven Trigger verändern hingegen lediglich den Druckpunkt beim Zaubern, nehmen also kaum spielerischen Einfluss.
Meinung der Redaktion
Stromert ihr ein weiteres Mal mit Geralt durch die düstere Fantasy-Welt oder reichen euch die Neuerungen des Next Gen-Updates nicht aus? Spielt ihr das Spiel vielleicht sogar zum ersten Mal, wenn das Update erscheint?
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