Eine hakelige Prise Action Jackson
Das Lösen von Rätseln steht in The Sinking City zwar im Fokus, dennoch gibt es eine weitere Gameplay-Komponente, die zwar nicht an das spielerische Niveau der Knobeleien heranreicht, jedoch die nötige Prise Schrecken ins Spiel bringt. Die Rede ist vom Survival-Horror.
In vielen Bereichen Oakmonts tummeln sich nämlich groteske Monster, die euch an den Kragen wollen. Erlebt ihr unheimliche Momente, sinkt zudem eine Leiste, die eure Geisteskraft angibt. Ist die zu niedrig, wollen noch mehr von Lovecraft inspirierte Monster euer Leben auf möglichst grausame Art beenden.
Zum Glück kann Reed bestens mit der Waffe umgehen und bekommt im Laufe der Handlung stets neue Schießeisen an die Hand. Doch Vorsicht! Jede Patrone ist eine wertvolle Ressource und wer sich speziell zu Spielbeginn den ein oder anderen Fehlschuss zu viel erlaubt, sieht sich schon bald in ärgster Bedrängnis.
Dann hilft oft nur, das Heil in der Flucht zu suchen. Den Spruch "lieber feige sein und leben, als tapfer sein und sterben" solltet ihr beherzigen. Zwar kann sich Reed im Notfall auch mit einer Schippe im Nahkampf zur Wehr setzen, wirklich empfehlenswert ist das aber nicht.
Tod & Schnellreise: Seid ihr im Moment der Bedrängnis einmal dem Rat der Flucht nicht gefolgt und gestorben, startet ihr von einer nahen Telefonzelle aus einen neuen Anlauf. So verhält es sich auch generell beim Speichern. Direkt an Ort und Stelle spawnt ihr nicht, was aber nicht weiter schlimm ist. Die nützlichen Boxen sind überall in der Stadt verteilt und dienen zudem als Schnellreisefunktion .
Die Schießereien werden jedoch durch eine hakelige Steuerung samt etwas problematischer Kamera erschwert. Letztere klebt nämlich förmlich an Reed, was nicht selten zu unübersichtlichen Situationen führt. Mit der Zeit gewöhnt man sich zwar daran, die größte Stärke des Spiels sind die Action-Passagen allerdings nicht.
Die Qual der Wahl
Was wäre eine offene Spielwiese ohne einen Charakter, den wir in RPG-Manier mit der Zeit verbessern können, damit er den zunehmend größer werdenden Gefahren der Welt gewachsen ist? Auf Dauer sehr schwer und wohl deutlich weniger motivierend.
Daher spendiert Entwickler Frogwares The Sinking City ein durchaus gelungenes Fähigkeiten-System. Auf diese Weise steht es uns offen, ob wir Reed geübter im Kampf machen, seine vitalen Werte verbessern oder uns zunächst dafür entscheiden, schneller an Erfahrungspunkte zu kommen. Das geht nicht besonders in die Tiefe und ist für ein Action-Adventure sehr klassisch gehalten, aber dennoch freut man sich über jeden sogenannten Wissenspunkt.
Und wenn wir schon bei Elementen eines Rollenspiels sind, machen wir doch gleich mit den überaus wichtigen Entscheidungen weiter. So könnt ihr nicht nur aus mehreren Dialogoptionen samt Folgen für den Verlauf der Geschichte wählen, sondern auch Fälle unterschiedlich bewerten.
Wird der brutale Gangster-Boss aufgrund einer traumatischen Erfahrung sein Leben fortan ändern, wie er es vorgibt, oder wird er die Bevölkerung weiter terrorisieren? Ihr habt die Wahl, solltet aber weise entscheiden. Die Folgen haben großen Einfluss auf die Story, bescheren euch unterschiedliche Enden und sorgen so für einen Grund, The Sinking City nach den Credits erneut zu starten.
Die große Schwachstelle des Spiels
Zum Schluss müssen wir noch über einen Punkt reden, in dem The Sinking City mit Abstand am schlechtesten wegkommt. Und ja, es geht um das leidige Thema der Technik. Mit dem Ausflug nach Oakmont haben sich die Entwickler erstmals an ein Open World-Projekt getraut, und die sind ja bekannt für ihre Fehleranfälligkeit. Das haben wir zuletzt in Days Gone, Anthem oder Fallout 76 erlebt.
Spät nachladende Texturen, plötzlich verschwindende Passanten, Tearing, Freezes samt Teleportation unserer Spielfigur, ich könnte die Liste an dieser Stelle lange fortführen. Hinzu gesellen sich generelle Probleme wie lange Ladezeiten (Test auf der PS4 Pro), die speziell bei der häufig genutzten Schnellreise störend auffallen, sowie eine teils unterirdische KI.
So wird das Öffnen einer Tür im Kampf für die Gegner zur Sache der Unmöglichkeit, und nicht selten erleben wir, wie unsere Widersacher lieber mit der Wand kuscheln oder sich komplett im Offline-Modus befinden, statt uns an den Kragen zu gehen.
Auch was die Grafik anbelangt, solltet ihr keinen AAA-Hochglanz erwarten. Zwar sieht Oakmont nachts im Mondschein oder durch die spärliche Beleuchtung der Straßenlampen toll und atmosphärisch aus, aber abseits davon ist The Sinking City keine Schönheit. Speziell die Animationen der etwas grobschlächtigen Figuren wirken hölzern und nicht zeitgemäß. Manche Bewegungsmuster wie das Öffnen einer Tür fehlen sogar komplett. Die rammt Reed einfach mit seinem Körper auf.
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