Dein bester Feind
Von den Dark Zones sollten Solospieler allerdings Abstand halten. Wie schon im ersten Teil können in diesen abgesperrten Arealen die Spieler das Feuer auch aufeinander eröffnen und sich so jederzeit in den Rücken fallen. Bevor ihr einen Spieler angreift, müsst ihr zwar den Abtrünnig-Status aktivieren, dabei läuft aber kein Countdown ab. Soll heißen: Ahnungslose Spieler schießt ihr problemlos über den Haufen, vor allem wenn ihr in einer Gruppe seid und euer Opfer allein herumläuft.
Warum sich ein Ausflug in die Dark Zones trotzdem lohnt? Weil es dort vor Loot nur so wimmelt. Und die Jagd danach macht auch in Division 2 eine Menge Spaß - wenn ihr eben nicht in einen Hinterhalt geratet. Ihr lauft von Wahrzeichen zu Wahrzeichen, schaltet alle Gegner aus und sammelt deren Beute ein. Ab und an fallen Vorratslieferungen vom Himmel, die ebenfalls wertvolle Items halten - aber nur für den ersten, der sie erreicht.
Kontaminierte Items müsst ihr wie schon im Vorgänger von einem Helikopter extrahieren lassen, was KI und menschliche Geier anlockt. Segnet ihr das Zeitliche, verliert ihr auch all euer kontaminiertes Zeug.
Weil es ziemlich frustrierend ist, wenn ihr eure über eine halbe Stunde erbeuteten Schätze innerhalb eines tödlichen Wimpernschlags auf den Boden werft, haben die Entwickler eine tolle Lösung eingeführt: nicht kontaminiertes Loot, das ihr sofort anlegen könnt und auch beim Ableben in der Tasche behaltet.
Besonders gut gefallen uns außerdem Größe und Architektur der Dark Zones. Dadurch, dass es anders als im Vorgänger nun nicht mehr eine große, sondern drei kleine Zonen im Osten, Süden und Westen der Karte gibt, fallen die Gebiete viel abwechslungsreicher aus. Im Westen etwa taucht ihr ins ehemals reiche und mittlerweile heruntergekommene Georgetown ab, das mit seinen kleinen Häusern einen schönen Kontrast zu den Wolkenkratzern und riesigen Straßen in der östlichen Dark Zone abgibt.
Agent gegen Agent
In The Division 1 musstet ihr rund eineinhalb Jahre darauf warten, in The Division 2 gibt es ihn schon zum Release: einen PvP-Modus. In Viererteams tretet ihr entweder in Team-Deathmatch oder Domination an, Gefecht und Vorherrschaft genannt.
Am Gameplay ändert sich dabei nichts. Ihr hechtet weiterhin von Deckung zu Deckung und scheucht Gegner mit Granaten in eure Schusslinie. Damit alle Teilnehmer gleichstark sind, »normalisiert« The Division 2 eure Waffen- und Ausrüstungswerte. Dadurch werden alle Knarren und Rüstungen ungefähr gleichstark, euer Skill entscheidet über Sieg und Niederlage. Oder besser gesagt: eure Teamabsprache.
Denn wenn ihr, ähnlich wie in der Dark Zone, allein rumlauft und von zwei Gegnern gleichzeitig unter Beschuss genommen werdet, habt ihr keine Chance.
Sowohl Gefecht als auch Vorherrschaft revolutionieren das Shooter-Genre nicht, machen in der richtigen Gruppe aber durchaus Laune und fügen sich mit dem Fokus aufs Deckungssystem schön ins Spiel ein. Bislang gibt es aber lediglich ungewertete Matches, die zwar mit Ausrüstungskisten belohnen, sich aber nicht weiter konfigurieren könnt. Hier sollte Massive Entertainment dringend noch einen Custom-Modus nachliefern.
Nach der Kampagne geht's erst richtig los
Obwohl Endgame ein schwammiger Begriff ist, den jeder etwas anders interpretiert (Nach Abschluss der Kampagne? Ab Maximallevel? Beim Feintuning der Ausrüstung?), können wir schon mal eine generelle Entwarnung geben: Auch wenn das Endgame je nach Definition nicht umfangreicher als im Vorgänger ausfällt, steckt insgesamt dennoch viel mehr Content in The Division 2 als in The Division 1 zum Release.
Habt ihr die Kampagne abgeschlossen, schaut eine vierte Fraktion namens Black Tusk vorbei und erobert Washington D.C. erneut. Dadurch tauchen auch sechs zusätzliche Invasions-Hauptmissionen auf. Dabei recycelt das Spiel allerdings lediglich bereits bekannte Missionen und packt dort die neuen Gegner rein. Das ist zwar besser als nichts, aber dennoch keine optimale Lösung für mehr Content.
Genug zu tun gibt es trotzdem. Zu den schon bekannten Aktivitäten gesellen sich auch 52 Bosse, spezielle Kopfgeldmissionen und die aus dem Vorgänger bekannten Weltränge. Die Black Tusk kämpfen zudem mit futuristischen Waffen wie Roboterhunden und Mini-Panzern, die die Kämpfe noch mal auffrischen.
Mit Abschluss der Kampagne schaltet ihr außerdem die Spezialisten mit einem jeweils eigenen Fähigkeitenbaum und einer speziellen Signaturwaffe frei. Zur Auswahl stehen der Überlebensexperte mit seiner Explosivbolzen schießenden Armbrust, der Zerstörungsexperte mit seinem Granatwerfer und der Präzisionsschütze mit einem besonders starken Scharfschützengewehr.
Die Jagd nach immer besserem Loot, einem möglichst hohen Ausrüstungswert und dem Ausbau eurer Spezialisten hält die Motivation nach Abschluss der Kampagne auf einem konstant hohen Niveau, auch in der Endgame-Disziplin zeigt sich The Division 2 also in besserer Release-Form als die Konkurrenz von Anthem und Destiny.
Alles kann, nichts muss
Die richtige Endgame-Loot-Spirale beginnt ohnehin erst, wenn ihr gezielt nach einzelnen Ausrüstungsteilen mit bestimmten Attributen und Talenten sucht. Obwohl wir hier noch nicht bis ins letzte Detail eintauchen konnten (ein Endgame erstreckt sich schließlich über Hunderte Stunden), macht The Division 2 im Vergleich zum Vorgänger einen guten Eindruck.
Zum einen taucht nützliches Loot häufiger auf. Zum anderen tauscht ihr über die Rekalibrierungsstation Talente und Attribute zweier Items, könnt also selbst eine Waffe mit nicht optimalen Werten noch retten oder wiederverwerten. Über Blaupausen schaltet ihr außerdem neue Items frei, die ihr anschließend an der Werkbank mit zufälligen Werten craftet. Und mit Mods stärkt ihr bestimmte Werte, oft auf Kosten eines anderen. Wer etwa einen vertikalen Griff nutzt, gewinnt an Präzision und verliert gleichzeitig an Stabilität.
Richtige Setteile fehlen zum Zeitpunkt unseres Tests noch, dafür gibt es in The Division 2 nun Markensets: Dabei handelt es sich um Mini-Sets, die ihre Boni aktivieren, wenn ihr Items derselben Marke ausrüstet. Diese Sets richten sich nach bestimmten Spielstilen. Die Fenrir Group AB erhöht etwa den Schaden von Sturmgewehren, Airaldi Holdings verbessert die Genauigkeit von Scharfschützengewehre.
Das Schöne: Selbst mit all diesen Optimierungsmöglichkeiten bleibt The Division 2 einsteigerfreundlich. Denn wer lediglich mit der KI mithalten will, muss einfach nur die Items mit dem höchsten Ausrüstungswert anlegen. Wer hingegen das Maximum aus seinem Agenten rausholen möchte, bekommt dafür diverse Optionen an die Hand.
The Division 2 zeigt, wie Loot-Shooter zum Release auszusehen haben. Sowohl Spielwelt und Gameplay funktionieren schon jetzt hervorragend und machen viel Spaß, die Content-Menge kann sich sehen lassen. Künftige Genre-Konkurrenten werden sich an diesem Standard messen müssen.
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