Ja, der Typ trägt einen bunten, hautengen Anzug. Und ja, Spinnen sind irgendwie eklig. Trotzdem muss eine Sache einfach mal gesagt werden: Spider-Man ist cool.
Saucool, um genau zu sein. Warum? Spidey ist nicht einfach ein Kraftprotz á la Superman, der unverwundbar ist und im Vorbeigehen alles platt macht. Im Gegenteil: Unsere nette Spinne von nebenan ist ein Comic-Held, der menschlich greifbar, ja sogar verwundbar ist und seine Schwächen hat.
Ohne Netz und doppelten Boden
Die Geschichte von The Amazing Spider-Manspielt direkt nach den Ereignissen des gleichnamigen Kinofilms: Beenox verschont uns also glücklicherweise mit einer Verwurstung von Spideys aufgewärmter Entstehungsgeschichte – sehr löblich.
Wir starten in der Zentrale von Oscorp Industries, von wo aus Dr. Curt Connors mit seinen fehlgeschlagenen DNS-Kreuzungs-Experimenten schon im Film für Chaos in New York gesorgt hat. Connors wurde zwar in eine Nervenheilanstalt gesteckt, seine Forschungsergebnisse blieben aber nach der Handlung des Films in den Händen von Oscorp. Und was macht eine zwielichtige Firma mit hochgefährlicher Forschung?
Nein, nicht etwa vernichten oder wegsperren, sondern munter weiter mit den Mensch-Tier-Hybriden herumexperimentieren. Dass das nach hinten losgeht, wundert bei einer Comic-Umsetzung sicher niemanden! Wie gut, dass wir in Gestalt von Peter Parker zu Beginn der sich anbahnenden Katastrophe vor Ort sind.
Krabblergruppe
Die ersten Schritte im Oscorp-Labor sind als Tutorial gedacht, das den Spieler behutsam an die Spielmechanik des Open-World-Titels heranführen soll. In Spider-Mans neuem Abenteuer wird die Handlung innerhalb der Missionen und durch Zwischensequenzen in Spielgrafik vorangetrieben; dazwischen können wir aber im Open-World-Stil im frei begeh- und beschwingbaren Manhattan rumhängen oder eine der zahlreichen Nebenmissionen absolvieren.
Doch eins nach dem anderen. Die Hauptstory umfasst 12 Kapitel, deren Missionen sich aber meist innerhalb von Gebäuden statt Netzkopf-mäßig an deren Fassade abspielen. Wir steuern Spidey aus der 3rd-Person-Perspektive durch die Missionen. Der Superheld wird dabei seinem Ruf in allen Belangen gerecht: Extrem gelenkig und flink springt und hangelt er sich durchs Spiel und macht eine gute Figur.
Wie in den Filmen kann Spider-Man seinen Gegnern, die von einfachen Schergen über den Nashornmutanten Rhino bis hin zur sexy Black Cat reichen, auf verschiedene Arten zusetzen – zum Beispiel mit den Fäusten. Beenox bedient sich beim Faustkampfsystem von The amazing Spider-Man bei zwei der besten Vorbilder, die es aktuell für Comicadaptionen gibt: den beiden Batman-Spielen von Rocksteady, Arkham Asylumund Arkham City.
Angelehnt an das Freeflow-System von Batman fegt Spidey elegant und effektiv durch die Gegner hindurch – und das alles mit nur einer Taste! Auch die Umgebung wird in das Geprügel eingebunden. Dank der Spinnenkräfte unseres Helden kann es schon mal vorkommen, dass einem Bösewicht ein Kaugummiautomat um die Ohren fliegt – sehr gelungen!
Nur eines fehlt den Kämpfen: Abwechslung! Immer wieder auf die gleiche Art Gegnergruppen zu vermöbeln, macht nicht ewig Spaß – auch wenn Spidey seine Spinnenfäden benutzen kann, um die Fieslinge an der Wand, am Boden oder auch an der Decke festzukleben oder sie zu verlangsamen. Auf Dauer ist das Kämpfen in The amazing Spider-Man einfach sehr monoton.
Dazu kommt eine stellenweise haarsträubend dumme KI, die der zähen Angelegenheit nicht gerade die fehlende Würze verleiht.
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