Tengami im Test - Im Rausch der bunten Pappen

Die Reise durch ein magisches Aufklapp-Bilderbuch umwirbt uns mit malerischen Bildern und träumerischen Klängen. Schafft Tengami es im Test, diesen Zauber aufrecht zu erhalten oder erleben wir ein jähes Erwachen?

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Ein Kirschbaum im Wandel der Jahreszeiten als Sinnbild für Knospen, Aufblühen und Verwelken eines jeden Lebens: So begrüßt uns das Adventure Tengami symbolträchtig nach Aufklappen des digitalen Buches, dessen Formen und Figuren wie in einer Traumwelt zum Leben zu erwachen scheinen. So verwundert es wenig, dass uns die Reise an phantastische Orte führt, an befremdlichen Küsten anspült und wir vor lauter Glocken und Wölfen nicht so recht zu deuten wissen, was uns Tengami überhaupt für eine Geschichte erzählen möchte.

Tengami nimmt die Redewendung wörtlich, dass jedem Ende ein Anfang innewohnt: Unser Held schwelgt unter dem reichlich Blüten treibenden Astwerk eines Kirschbaums in seinen Träumen, bis wir durch unser Blättern in den Seiten die Jahreszeiten dahinfliegen und den Blütenstand verwelken lassen. Jäh aus dem Schlummer gerissen macht sich der Namenlose auf, dem nunmehr kahlen Baum erneut zur Blüte zu verhelfen - und wir Blättern für ihn die Seiten um, damit er seine Quest vollenden kann.

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Der Wind aus den Fingern

Dabei ist es kurioserweise keine Erzählung, die uns vorantreibt, sondern das Erleben der visuellen Elemente: Am Ende haben wir zwar drei magische Blüten gefunden, die dem scheinbar toten Baum neues Leben einhauchen, klassische Adventurekost bietet Tengami hierbei jedoch nicht. Zwar bewegen wir uns über ein doppeltes Tippen über die Landschaften belebten Pappmaschees, andere Elemente eines Adventures fehlen jedoch. Kein Inventar, keine Gespräche, stattdessen nur die Seiten des Buches, an deren aufgeklappten Rand wir per Wischbewegung falten und weiterblättern müssen, um unsere Reise fortzusetzen.

Dass Tengami dabei nicht zu einer reinen interaktiven Erzählung verkommt, liegt an den großen und kleinen Pappen, die zusätzlich in die Landschaft eingebettet sind und von uns an vorgesehenen Stellen wie von einem Windzug umgeklappt werden können: Reißende Flüsse erhalten so eine sichere Brücke, die das Überqueren ermöglicht, Berge bekommen Treppen, die uns serpentinenartig weiter gen Himmel führen. Über weite Teile des Spieles ebnen wir nur den Weg für den Helden, dessen Reise wir begleiten - das fühlt sich erstaunlich gut an.

Berauschende Natur: Die Landschaften Tengamis sind das eigentlich Faszinierende am Spiel. Berauschende Natur: Die Landschaften Tengamis sind das eigentlich Faszinierende am Spiel.

Geduld ist eine Tugend

Richtige Rätsel sind in Tengami rar gesät, wenn es nicht um das Umklappen von Landschaftselementen geht, und für die meisten Spieler unterfordernd: So dürfen bemalte Kreisringe so rotiert werden, dass ein zusammenhängendes Muster erscheint oder Glocken geläutet werden - und zwar nicht in bestimmter, zu erratender Reihenfolge, sondern schlichtweg möglichst schnell.

Während diese Hetze weniger zenhaft erscheint, ist der Weg zu den Rätselorten mit viel Zeit verbunden, in der wir die Landschaften genießen oder uns die staubig-frische Luft über dem Aufklappfolianten vorstellen können: Unser Held läuft so langsam durch die Pappgegenden, dass wir minutenlang nichts zu tun haben, als den Wegmarker zu setzen.

Besonders auffällig ist dieser Missstand, wenn wir mehrmals den gleichen Ort aufsuchen müssen, etwa um an einem Tempel die Jahreszeit per Wischbewegung zu wechseln - es erscheint fast so, als hätte Nyamyam das Abenteuer so künstlich in die Länge ziehen wollen.

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