So ruhig war es schon lange nicht mehr auf der Brücke der U.S.S. Aegis. Einzig ein elektrisches Summen erinnert uns daran, dass draußen irgendwo ein getarntes Raumschiff lauert."Fähnrich Müller, Torpedos auf mein Kommando! Sobald sie einschlagen, richten Sie die Phaser-Bänke auf die feindlichen Waffensysteme." Plötzlich enttarnt sich ein klingonischer Bird of Prey, seine Schilde beginnen zu laden!
Jetzt ist Geschwindigkeit gefragt, um das Überleben der Crew zu sichern. "Feuer!" Sekunden werden zu Minuten, während der taktische Offizier wild ins Leere gestikuliert und mit einer ungewohnt femininen Stimme von Mathematik und Schulnoten spricht. "Müller? Feuer habe ich gesagt!" Die Antwort: "Entschuldigung Captain. Ich befürchte, ein Hirnparasit hat sich durch mein Ohr geschlichen und hindert mich daran, weiterhin als Ihr … Ja, Mama, ich schalte ja schon ab!"
Was hier für eingeweihte Trekkies vermutlich wie einer von Captain Picards "Wesley Crusher"-Albträumen aussieht, ist tatsächlich nur der ganz alltägliche Wahnsinn von Star Trek: Bridge Crew, Ubisofts neuestem Versuch, die zumindest im Videospiel-Bereich angestaubte Star Trek-Lizenz wiederzubeleben.
Gute Nachrichten für alteingesessenen Trekkies
Neben der U.S.S. Aegis steht auch eine detailgetreue Nachbildung der Ur-Enterprise aus den 60er-Jahren zur Verfügung. Diese ohne eingeschalteten Hilfstext zu bedienen, ist wohl die schwerste, aber auch lustigste Herausforderung des ganzen Spiels, finden sich hier doch nur ein Haufen unbeschrifteter bunter Knöpfe. Es würde uns nicht wundern, wenn die Entwickler noch weitere bekannte Raumschiffe wie die Voyager oder die Enterprise 1701D nachliefern.
Als Vorbild dient hierfür das nicht weniger angestaubte Bridge Commander aus dem Jahr 2002, in dem wir als Captain eines Raumschiffs der Sternenflotte nicht mit dem Fadenkreuz auf Jagd gehen, sondern gezielte und überlegte Entscheidungen treffen, um diese dann an unsere Crewmitglieder zu delegieren.
Der Clou: Die Mannschaft - das heißt maximal drei Kollegen - wird via Internet von anderen menschlichen Spielern verkörpert, jeder übernimmt eine Position (Steuermann, Waffen etc.) auf der Brücke. Das Endergebnis ist ein durchaus ansprechender und spaßiger Virtual-Reality-Raumkampf-Simulator für vier Spieler. Die Frage ist nur: Wie lange macht das Spaß?
Jagd auf U.S.S. Aegis
Zuerst eine gute Nachricht für alle Fans des Kino-Reboots von Star Trek aus dem Jahr 2009: Bridge Crew ist Teil des neuen Universums, futuristisch wirkt auch unser Schiff, die U.S.S. Aegis. Als ihre Crew bereisen wir den sogenannten Graben, einen relativ unerforschten Bereich des Weltraums, auf der Suche nach einem neuen Planeten für die nun heimatlosen Vulkanier.
Klingt nach einem spannenden Setting, doch wer auf ein Abenteuer voller wundersamer Entdeckungen und mitreißender Nebenhandlungen hofft, muss seine Erwartungen zurückschrauben. Die Weltraumabschnitte sind zwar allesamt schön anzusehen, bieten aber neben ein paar unspektakulären Anomalien nichts zu Erforschen.
Die Handlung ist zudem schneller vergessen als erzählt. Sie trägt mit ihren drei bis vier Stunden Spielzeit gerade mal so über die Kampagne. Selbst der erste Kontakt mit neuen, exotischen Aliens bleibt uns verwehrt. Stattdessen treffen wir lediglich auf die immer gleich schlecht gelaunten Klingonen.
Aber gut, man hat uns mit der Aegis ja auch keine Diplomaten-Kutsche verpasst, sondern das fortschrittlichste Raumschiff der Sternenflotte. Wobei, Raum-U-Boot würde es eigentlich besser treffen. Denn so gut ausgestattet die Aegis auch ist, gegen eine nicht enden wollende Welle an klingonischen Kampfschiffen ist direkter Konflikt selten die beste Lösung.
Und so erwischen wir uns des Öfteren dabei, möglichst vorsichtig die feindlichen Sensoren zu umkreisen, um dann im perfekten Augenblick doch wieder aus dem System zu springen, ohne auch nur einen einzigen Schuss abgegeben zu haben. Einfach weil es die vernünftigere Entscheidung ist.
Das sorgt für unglaublich viel Spannung, nicht zuletzt, weil wir im Stealth-Modus besonders anfällig für feindlichen Beschuss sind, aber für Missionsziele wie das Scannen von Raumsonden oft genau an die Sensoren-Grenzeder feindlichen Klingonen müssen.
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