Wer einen Fallout-Teil gespielt hat, weiß, welch wichtige Rolle Nuklearenergie und natürlich die Kernspaltungs-Bomben darin gespielt haben. Dabei hat das Endzeit-Szenario der Videospiele aber ein reales Vorbild, die sogenannte Atomeuphorie der 1950er. Aus dieser Zeit stammt ein besonderer Experimentierkoffer für Kinder, der in den USA frei zum Verkauf stand und tatsächlich strahlende Materialien enthielt.
Kinderspielzeug mit strahlendem Uran
Dr. Susanne Rehn, die Kuratorin für Chemie, erklärt in einem Blogeintrag des Deutschen Museums, was es mit dem Kinderspielzeug aus den Jahren 1951/52 auf sich hat. In dieser Zeit herrschten in der Gesellschaft eine ungemeine Faszination für den Atomstrom. Nur wenige Jahre nach Abwurf der ersten Nuklearwaffen auf Japan, lag der Fokus neben dem Wettrüsten auch auf dem friedlichen Einsatz der Kernspaltung.
Laut Dr. Rehn wurde "Das große Versprechen, durch die Nutzung der Kernspaltung schier unbegrenzte Energie zur Verfügung zu haben, wurde unglaublich positiv aufgenommen." Dazu kamen Unterhaltungs- und Bildungsprodukte heraus, die Eltern wie Kinder auf den neuen Heilsbringer Atom einschwören sollten. Sogar Disney zog bein sogenannten „Atoms for Peace“-Programm mit und brachte Zeichentrickfilme heraus.
Ein Beispiel hierfür ist ein Experimentierkoffer, mit dem auch eine Miniatur-Nebelkammer konstruiert werden konnte. Darin vermochten die Kinder den Flug der Neutronen anhand der Spuren im Nebel zu verfolgen. Sie waren dabei aber auch einer Gefahr ausgesetzt, denn das Set enthielt nicht nur vier verschiedene Uran-Mineralien, sondern auch drei künstliche Strahlenquellen.
"Diese Substanzen senden unterschiedliche Formen der radioaktiven Strahlung aus. Dass Kinder offen mit den Strahlern gearbeitet haben, ist sehr kritisch zu sehen." kommentiert Dr. Rehn in ihrem Beitrag. Vor allem, wenn Teile davon über die Hände in den Körper der Kinder gelangen, bestünde die Gefahr einer Strahlenkrankheit mit langfristigen Folgen wie Krebs. Mehr Informationen zu den Risiken findet ihr zum Beispiel beim Bundesamt für Strahlenschutz.
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Ferner gingen die Macher des Koffers noch weiter, wie Dr. Susanne Rehn beschreibt und Abbildungen zeigen: Die Kinder sollten mittels eines mitgelieferten Geigerzählers in der freien Natur nach Uranvorkommen suchen und Proben einschicken. Dafür wurde gar ein Preis in Aussicht gestellt.
Als Exponat sind diese Reste der Uranvorräte übrigens nicht mehr gefährlich, da das Glas der Kästen im Museum allein ausreicht, um die schwachen Strahler abzuschirmen. Und die künstlichen Strahlenquellen seien mittlerweile ohnehin abgeklungen.
Was macht das Exponat eigentlich in Deutschland? Das ist Dr. Rehn persönlich zu verdanken. Sie interessiere sich in ihrer Rolle als Kuratorin für Chemie am Deutschen Museum sehr für die Geschichte der atomaren Forschung. Sie fand den Koffer im Internet auf einer Auktionsplattform, bat darauf und ersteigerte den Artikel.
Ihr hattet diesen Koffer wahrscheinlich nie in der Hand, oder etwa doch? Wenn ja, schreibt es auf jeden Fall mal in die Kommentare! Aber berichtet auch gerne von gewöhnlichen Versuchskoffern ohne radioaktives Material für Kinder. Habt ihr mit so etwas gespielt oder schenkt es heute euren eigenen Kindern?
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