“Jetzt geht das schon wieder los”, waren meine ersten Gedanken, als vergangene Woche die Tests zu Redfall einen teils desaströsen Launch offenbarten – und das sowohl aus spielerischer, vor allem aber mit Blick auf die KI auch aus technischer Perspektive.
Was folgte, war eine erneute persönliche Entschuldigung von Xbox-Chef Phil Spencer zusammen mit dem Versprechen auf baldige Besserung. Beides Punkte, die aus dem Mund eines CEO in der heutigen Zeit zunächst einmal löblich und ehrenwert sind, wenngleich sie ohne zukünftige Taten schnell zu Schall und Rauch verpuffen könnten.
Das große Problem für Xbox ist nämlich seit nunmehr einem Jahrzehnt ein Schreckgespenst namens Exklusivspiele. Den hauseigenen AAA-Aushängeschildern wie zuletzt Redfall oder Halo Infinite mangelt es in vielen Bereichen nicht nur an Qualität, vor allem aber auch an Quantität bezogen auf die Releases von AAA-Exclusives pro Jahr. Beides Punkte, die auf Dauer immer mehr zu einem enormen, irreparablen Imageverlust aufgrund von falschen Versprechungen führen.
Microsoft muss daher nicht nur mit Starfield beweisen, dass sie uns mit all ihren hervorragenden Studios begeistern können, sondern auch im kommenden Jahr erneut abliefern – sonst, ja sonst wird das Vertrauen in die Xbox-Sparte sicher nicht nur bei mir ein Allzeittief erreichen und auch die Xbox Series-Generation stark ins Wanken bringen.
Eine rosige Zukunft, zumindest auf dem Papier
Als Microsoft vor gut zwei Jahren Bethesda samt fantastischen Studios wie Arkane (Dishonored), id Software (Doom Eternal) oder MachineGames (Wolfenstein) kaufte, war das für mich ein klares Zeichen für eine enorme AAA-Offensive und ein exklusives Qualitätsversprechen an die Zukunft. Schließlich stehen all die genannten Entwickler für große Klasse.
Hinzu kamen bereits frühzeitig angekündigte AAA-Produktionen wie beispielsweise Everwild, Perfect Dark, Fable, Hellblade 2 oder auch Avowed, die allesamt in ersten Trailern ein überaus verheißungsvolles Bild zeichneten. Ein Bild, das allerdings schnell zu bröckeln begann.
Ein AAA-Versprechen, das immer mehr ins Wanken gerät
Everwild und Perfect Dark sollen glaubhaften Informationen zufolge starke Probleme umtreiben, beim Adventure von Rare ist sogar von einem kompletten Neuanfang der Entwicklung die Rede. Von Avowed, Fable und Hellblade 2 könnten wir Neues auf dem kommenden Xbox Showcase sehen. Könnten. Ob die Spiele in naher Zukunft erscheinen und wie das Gameplay abseits von CGI-Trailern aussieht, ist aufgrund der enorm frühen Ankündigung jedoch noch unklar.
Was bisher an exklusiven Vorzeigetiteln mit Massen-Appeal auf Xbox Series X/S erschien, war größtenteils ernüchternd. Halo Infinite verstaubte trotz launiger Kampagne und wuchtigem Gunplay aufgrund monatelangem Content-Mangels und nicht eingehaltener (Koop-)Versprechungen schnell auf der Festplatte und Redfall …
Ein Spiel wie Redfall darf nicht nochmal passieren
… Redfall ist als Vollpreistitel für 80 Euro und mit Blick auf das enorme Potential von Entwickler Arkane eine Peinlichkeit sondergleichen. Es ist das Crackdown 3 der Xbox Series X/S. Vollmundig angekündigt und als blutleerer, halbfertiger Loot-Shooter veröffentlicht. Wer frühere Arkane-Titel wie zuletzt Deathloop gespielt und wie ich Fan von Arkane ist, der fragt sich, wie solch ein Qualitätsverlust zu Stande kommen konnte.
Es ist richtig, dass Microsoft erst spät die Aufsicht über die Entwicklung übernommen hat. Doch letzten Endes war es auch die Entscheidung von Microsoft, ein AAA-Spiel in einem solch desolaten Zustand zu veröffentlichen. Wohlwissend, dass es qualitativ nicht im Ansatz an Spiele wie Dishonored oder Prey heranreicht und viele Xbox-Fans enttäuscht zurücklässt.
Heutzutage technische Perfektion zum Release zu erwarten, ist hinsichtlich der enormen Komplexität von AAA-Spielen zugegeben eine fast schon hanebüchene Wunschvorstellung. Doch so wenig Qualität in allen Bereichen eines Spiels zu bieten, das darf Microsoft nicht passieren. Zumindest nicht, wenn sie das Vertrauen in Qualität nicht dauerhaft verspielen wollen oder potentielle Xbox-Interessenten für lange Zeit verschrecken.
Ein stetiger Fluss an AAA-Exklusivspielen muss kommen
Doch wie bereits erwähnt, ist der Mangel an Qualität nur eine Seite der Medaille. Auch die Quantität sollte zukünftig stimmen und große Xbox-Aushängeschilder müssen in regelmäßigen Abständen ihren Weg auf die Xbox Series X/S finden. Insbesondere das vergangene Jahr war eine große Durstrecke – zumindest was Blockbuster von Microsoft anbelangt.
Das sei an dieser Stelle nämlich deutlich erwähnt. Schauen wir auf “kleinere” Xbox-Exklusivspiele, dann kann sich das Portfolio ja durchaus sehen lassen. Die einzigartigen Adventures Pentiment und As Dusk Falls, sowie das Rhythmusspiel Hi-Fi-Rush sprechen zwar nicht unbedingt eine große Zielgruppe an, sind dafür aber umso feinere Überraschungshits. Oder anders formuliert: das sind richtig tolle Spiele. Auch High on Life ist dank seines (eigenwilligen) Humors zum Game Pass-Hit mutiert.
Zu guter Letzt soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass mit Forza Horizon 5, dem MS Flight Simulator und dem eher PC-lastigen Age of Empires 4 vielversprechende gute bis sehr gute AAA-Exklusivspiele in den vergangenen Jahren erschienen sind. Playground hat sogar aus meiner Sicht souverän seine Spitzenposition im Bereich der Arcade-Racer verteidigt.
Doch speziell mit Blick auf die vergangenen eineinhalb Jahre zeigt sich doch ein ernüchterndes Bild und ich hoffe stark, dass Microsoft beim Release von Starfield und Forza Motorsport, aber auch kontinuierlich ab 2024 mehr Qualität und Quantität auf die Xbox Series X/S bringt. Schließlich schlummert in Microsofts First-Party-Studios solch enormes Potential und es wäre doch einfach eine Schande, würde das zukünftig nicht zum Vorschein kommen.
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