Was die Bandai Namco Studios aktuell in der Pipeline haben, ist schon etwas ziemlich Besonderes. Denn nicht nur versucht Scarlet Nexus, sich mit einem "Brainpunk"-Setting ein eigenes Segment zu schaffen, nein, das futuristische Action-Rollenspiel probiert sich auch an einer Frischzellenkur für Hack&Slash-Kämpfe.
So bearbeiten wir Feinde hier zwar durchaus mit Füßen und Schwertern, allerdings kombinieren wir unsere Nahkampftechniken mit durchschlagenden Psychokinese-Skills, die es uns erlauben, Gegnern dicke Betonpoller und sogar Autos entgegenzuschleudern!
Im Rahmen eines mehrstündigen Remote-Anspielevents war es uns möglich, einen kleinen Teil der Story zu spielen und die meisten Mechaniken zu testen. Das Spiel befand sich in einem technisch hervorragenden Zustand und ließ für uns hauptsächlich Wünsche im Hinblick auf das Leveldesign offen.
- Release: 25. Juni 2021
- Plattformen: PS5, PS4, Xbox Series X/S, Xbox One, PC
Hirnhungrige Bösewichte
Scarlet Nexus wirft uns in die bizarre Zukunftswelt eines alternativen Jahres 2020. Das neu entdeckte Psioniker-Hormon verleiht dem Homo Sapiens übersinnliche Kräfte, doch damit verbundene Experimente haben auch gefährliche Mutanten hervorgebracht - sogenannte "Andere".
Die Anderen sind größtenteils obskure Humanoiden ohne einheitliches Äußeres. Einige von ihnen wecken mit ihren biomechanischen Frauentorsi und spitz zulaufenden Gliedmaßen Erinnerungen an Silent Hill; andere dagegen wirken mit starken Laufbeinen und verformten Körpern wie Werke des Surrealisten Salvador Dalí.
Die eigentliche Krux aber ist, dass die Anderen es sich nahe der Metropolen gemütlich gemacht haben, die sie sozusagen als riesige Futtertröge betrachten. An dem zähen Fleisch der Städter sind die Viecher wohlgemerkt nicht interessiert - es ist vielmehr der menschliche Denkapparat, den sie auf den Speisezettel genommen haben.
Zwei Hauptgeschichten?
Um die urbanen Räume gegen die fortwährenden Angriffe der Anderen zu verteidigen, haben die Menschen die "Anderen-Abwehrstreitkraft", kurz AAS, gegründet, deren Angehörige über außerordentliche psychokinetische Kräfte verfügen.
In diesem Szenario schlüpfen wir wahlweise in die Rolle der leicht unterkühlten AAS-Soldatin Kasane oder ihres optimistischen Mitkämpfers Yuito. Sie beide sind junge Elite-Kadetten mit unterschiedlichen Kampfspezialisierungen, auf die wir gleich noch zu sprechen kommen.
Somit wird die Hauptgeschichte von Scarlet Nexus aus zwei Perspektiven erzählt, jedoch überlappen sich die Handlungsstränge sehr früh. Außerdem haben Kasane und Yuito während unserer Session sämtliche AAS-Einsätze Seite an Seite bestritten.
Positiv fielen uns die sehr guten englischen Sprecher auf, die auf Wunsch auch auf Japanisch plappern. Die finale Version des Spiels soll zwar keine deutsche Sprachausgabe, aber immerhin deutsche Untertitel enthalten.
In dieser Zukunft ist nicht alles futuristisch
Als Zentrale dient in Scarlet Nexus die in hübscher Cel-Shading-Optik dargestellte, retrofuturistische Großstadt Suoh - vorstellbar als eine Art Cyber-Tokio mit stählernen Abstraktionen von Weltwahrzeichen wie dem Pariser Eifelturm und veralteten Autorikschas.
Interessant: Die teils von Drohnen getragenen Leuchtreklametafeln sind nicht wirklich vorhanden, sondern werden von Gehirnaugmentationen erzeugt, die zusätzlich über Zensur-Algorithmen verfügen. Dinge wie verunfallte Menschen sehen wir daher (genau wie jeder andere in Suoh) stark verpixelt. Die weiterhin von mysteriösen roten Kabeln durchzogene Stadt dient zum einen dem Vorantreiben der Story. Das geschieht durch Events wie "Anderen-Alarme" oder durch unsere Abberufung zu AAS-Einsätzen.
Auf der anderen Seite fungiert Suoh als eine Art sozialer Hub: Hier können wir sowohl mit Begleitern als auch mit den allermeisten Städtern plaudern - und erfahren auf diese Weise schon mal das ein oder andere gruselige Gerücht.
Darüber hinaus nutzen wir einen "Gehirn-Messenger", um mit anderen Personen aus unserem Umfeld zu kommunizieren. In dem für uns spielbaren Bereich von Scarlet Nexus verliefen diese Konversationen aber - in Ermangelung von Antwort-Optionen - komplett linear. Auch hätten wir uns eine interaktivere Stadt gewünscht, denn fern der versetzbaren Collectibles, die uns letztlich bessere Waffen und Schutzkleidung bescheren, hat sie "lediglich" eine tolle, gesellschaftskritische Kulisse zu bieten.
Familienlimousinen als Waffe
Obwohl es zuweilen auch in Suoh zu Kämpfen gegen "Andere" kommt, finden diese hauptsächlich während geradliniger AAS-Missionen statt. Die führen uns an eher entlegene Orte, etwa eine verödete SciFi-Baustelle mit rostigen Hochhausgerüsten oder eine halbdunkle Untergrundanlage. Freies Speichern? Nein. Dafür gibt's Ausrüstungshändler, die zugleich als Speicherpunkte dienen.
Wie schon angedeutet, kloppen wir uns in zünftigen Party-Kämpfen. Bis zu zwei AAS-Mitstreiter decken uns dabei aktiv den Rücken, zwei weitere bilden eine eintauschbare Reserve. In die Schlacht führen konnten wir nur Kasane als Fernkämpferin und Yuito als Bastard aus klassischem Krieger und "Magier".
Beide verfügen über Psychokinese-Skills, jedoch muss Yuito mit seinem riesigen Schwert nah an die Gegner heran, während Kasane mittels schwebender Energieklingen Distanzangriffe ausführt. Die Spezialtechniken der Charaktere (darunter ein Dash mit Folgeangriff und eine Serie von kernigen Aufwärtstritten) sind weitgehend identisch, allerdings hat das Duo je einen persönlichen Special Skill.
Weitere Fähigkeiten bietet die "Brain Map", ein in drei Kategorien (Verbessern, Erweitern, Unterstützen) unterteilter Skilltree, den wir mit aus Scharmützeln erhaltenen Brain Points füttern. Attributspunkte oder Ähnliches gibt es nicht, und ein Stufenaufstieg erfolgt fast beiläufig.
Der Clou ist, dass in den angenehm fordernden Fights Kombos aus Nahkampf- und Psychokinese-Attacken zum Einsatz kommen. So können wir einen Widersacher noch während einer regulären Schwertkombo mit umliegenden Objekten wie Kisten bewerfen - oder wir ohrfeigen ihn zunächst mit einer Familienlimousine, um danach erst unsere Klinge sprechen zu lassen. Das Ende einer solchen Misch-Kombo markiert nur die auslaufende Psycho-Anzeige, die ihre Energie aus gelandeten Treffern bezieht.
Nicht zuletzt dank der handlichen und präzisen Steuerung hatten wir mit diesem Teil von Scarlet Nexus am meisten Spaß. Das Kampfsystem lässt sich jetzt schon sprichwörtlich als Kampf-Sandbox bezeichnen - im endgültigen Spiel werden sogar noch weitere Taktiken und Techniken dazukommen.
Angespielt-Fazit: Endlich wieder Spaß am Prügeln
Fans von Action-Rollenspielen, die beim Abschlachten von Mobs gern ein bisschen experimentieren, könnte mit Scarlet Nexus das nächste große Ding ins Haus stehen. Dafür legte der uns zugängliche Teil des Brainpunk-Abenteuers mehr als nur das Fundament.
Sorge bereiten uns die soweit etwas schlauchigen, wenig erkundenswerten Levelareale, zu denen auch die (wenngleich faszinierende) Stadt Suoh zählt. Hier steht zu hoffen, dass die Endfassung das Potential der sozialen Komponente voll ausschöpfen und vielleicht auch ein paar komplexere Missionsgebiete auspacken wird. Dann nämlich könnte Scarlet Nexus noch des Öfteren in einem Atemzug mit Persona genannt werden.
Macht euch mit der Demo selbst ein Bild
Bandai Namco plant, eine spielbare Demo zu Scarlet Nexus zu veröffentlichen. Sie wird voraussichtlich den langen Prolog enthalten, der euch sowohl in das Universum des SciFi-Rollenspiels als auch in das frische Kampfsystem einführt. Wann genau die Demo verfügbar sein wird, steht momentan noch nicht fest - der Erscheinungstermin für Scarlet Nexus ist der 25. Juni.
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