Resident Evil 4 Remake im Test: Wir sind zum zweiten Mal frisch verliebt

Resident Evil 4 zeigt, wie gute Remakes gehen und bietet großartigen Action-Horror für Neulinge, aber auch jede Menge Fanservice und Überraschungen für alle, die das Original kennen.

Leon S. Kennedy wird nach Spanien geschickt, um die verschleppte US-Präsidententochter zu retten. Leon S. Kennedy wird nach Spanien geschickt, um die verschleppte US-Präsidententochter zu retten.

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Update am 24. März: Resident Evil 4 ist endlich erschienen und zur Feier des Tages wollen wir euch noch einmal mit unserem Test die Kaufentscheidung erleichtern.

18 Jahre sind vergangen, seit Ein-Mann-Armee Leon S. Kennedy zum ersten Mal auf eine chaotische Rettungsmission nach Spanien entsandt wurde. Fürs Remake hat der Resi-Veteran in der Zwischenzeit offensichtlich ordentlich trainiert: Schießen aus dem Laufen, damals noch ein Ding der Unmöglichkeit, ist heute seine leichteste Übung.

Mittlerweile beherrscht Leon noch ganz andere Tricks, wie das Parieren von so ziemlich allem, was sich ihm in den Weg stellt, anfliegendes Dynamit und hervorschnellende Schlangen inbegriffen. 

Dieses Feature deutet schon ganz gut an, wohin die Reise geht: Die Resident Evil 4 Neuauflage bietet den typisch überzeichneten Gruselzirkus, den wir von der Reihe - und besonders diesem Ableger - kennen.

Dem Remake gelingt außerdem ein beeindruckender Spagat. Für Neulinge bietet es abwechslungsreichen Action-Horror vom Feinsten, während Kenner*innen des Originals sich zusätzlich auf jede Menge Überraschungen freuen dürfen. Nur leider kann die Last Gen-Version dabei auf der technischen Seite nicht so überzeugen wie die Current Gen.

Ein Mann, eine Mission

Die Story ist im Großen und Ganzen immer noch dieselbe wie im Original: Präsidententochter Ashley Graham, auch bekannt unter dem putzigen Codenamen “Baby Eagle”, wurde entführt. Ihre Spur führt Agent Leon Scott Kennedy nach Spanien, wo er einer finsteren Verschwörung auf die Schliche kommt. 

Dass die US-Regierung Ashleys Rettung in die Hände eines einzigen Mannes legt, hängt wohl mit Leons ziemlich einzigartigem Lebenslauf zusammen: In Resident Evil 2 nahm der damalige Polizei-Rookie es an seinem ersten Arbeitstag mit einer ausgewachsenen Zombieapokalypse auf.

So sieht Präsidententochter Ashley Graham im Remake aus. So sieht Präsidententochter Ashley Graham im Remake aus.

Im Anschluss an dieses traumatische Erlebnis schickte die US-Regierung ihn nicht etwa in Therapie, sondern in eine knallharte Spezialagenten-Ausbildung. Im Intro des Resi 4 Remakes erinnert sich der Protagonist an diese Zeit und lässt durchblicken, dass das Erlebte immer noch an ihm nagt.

Das ist eigentlich kaum verwunderlich, zeigt aber schon die subtilen Änderungen im Tonfall, die die Neuauflage hier und da vornimmt. Im Original ist Leon nämlich ein Held mit extrem dickem Fell, dem nichts nahegeht. Einen wesentlich höheren Drama- oder Realismusgrad solltet ihr jedoch in der Neuauflage trotzdem nicht erwarten. 

Capcom fährt das gewohnte Gruselkabinett auf, vom wild gewordenen Kettensägenmörder über mutierte Exzentriker bis zum diabolischen Kult. Bei all dem Wahnsinn, der ihn erwartet, ist es für uns als Spieler*innen nur nachvollziehbar, dass Leon manchmal nur noch zynische Phrasen dreschen kann, die aber immer noch witzig sind. 

Einige Dialoge, die im Original noch sehr flapsig ausfielen, sind im Remake allerdings doch wesentlich ernster geraten. Daneben gibt es Anpassungen an der Persönlichkeit oder den Handlungssträngen einzelner Personen.

Resident Evil 4 öffnet den Vorhang für eine Riege exzentrischer Fieslinge. Resident Evil 4 öffnet den Vorhang für eine Riege exzentrischer Fieslinge.

Gerade Ashley, im Original eher ein unselbstständiges, treudoofes Anhängsel, ist in der Remake-Story deutlich eigenständiger und schlagfertiger. Im eigentlichen Spielgeschehen ist sie aber meist immer noch übertrieben hilflos, sogar für eine Zivilistin.

Zusammenfassend können wir euch über die Story sagen: Wer Resi 4 noch nicht kennt, sollte sich in jedem Fall auf hanebüchenen Trash einstellen, aber der funktioniert eben bestens als unterhaltsames Fundament für das rasante Action-Fest. 

Das Remake spielt meisterhaft mit unseren Erwartungen

Wir rechnen es der Neuauflage außerdem sehr hoch an, dass sie es geschafft hat, uns als Kenner*innen des Originals immer wieder gründlich an der Nase herumzuführen. Die Story-Änderungen, die uns vorgesetzt werden, entfernen sich nämlich nie zu weit von der Vorlage, sondern greifen Elemente daraus auf und erfinden sie auf spannende Weise neu.

Auch die undurchsichtige Ada, die Leon bereits aus Resident Evil 2 kennt, hat im Remake ihren Auftritt. Auch die undurchsichtige Ada, die Leon bereits aus Resident Evil 2 kennt, hat im Remake ihren Auftritt.

Das sorgte während unseres Tests für echte Aha-Erlebnisse, die viele andere Remakes vermissen lassen. Nur zu oft haben wir irgendetwas Altbekanntes aus dem Originalspiel gesehen oder auch nur gehört und gedacht, wir wüssten genau, was als Nächstes kommt – nur um eines Besseren belehrt zu werden. Wir werden an dieser Stelle allerdings keine konkreten Beispiele nennen, um euch nicht mit Spoilern den Spaß zu verderben.

Die vorgenommenen Änderungen kommen der Dramaturgie der Handlung auf jeden Fall zugute, wovon nicht nur die alten Hasen profitieren, die den Vergleich im Kopf haben, sondern auch Neulinge. Die überarbeitete Geschichte fühlt sich einfach runder an.

So steht es um die Technik

Unsere Erfahrungen basieren auf der Version 1.02 ohne Day-One-Patch. Vorrangig haben wir die PS5- und Xbox Series X-Fassungen der Resident Evil 4-Neuauflage im Performance-Modus mit 60 fps gespielt und sind lediglich im ersten Drittel des Spiels auf kürzere Slowdowns bei der Framerate gestoßen. Die Zombiehatz lief also größtenteils sehr flüssig über unsere Bildschirme. 

Bei aktiviertem Ray-Tracing – die Lichtstrahlentechnik sorgt für eine minimal schickere Beleuchtung und etwas realistischere Spiegelungen in Pfützen – kam es zu kleineren Rucklern, sie störten aber kaum. 

Selbst mit Ray-Tracing liefert der Leistungsmodus mit gut spielbaren 60 fps ab, eher selten geht es darunter. (Bild: PS5) Selbst mit Ray-Tracing liefert der Leistungsmodus mit gut spielbaren 60 fps ab, eher selten geht es darunter. (Bild: PS5)

Verwendet ihr einen Fernseher mit einer Unterstützung für variable Bildfrequenzen (VRR) könnt ihr Schwankungen bei der Bildwiederholrate auf beiden Konsolen gut ausgleichen, was besonders im Auflösungsmodus wichtig ist. Der wird in nativen 4K ausgegeben und visiert ebenfalls 60 fps an, erreicht das Ziel aber viel seltener als der Leistungsmodus. 

Dieser verwendet wiederum eine dynamische Auflösung, die in unseren Zählungen zumeist leicht oberhalb von 1800p liegt. Der Performance-Modus fällt also kaum ab und ist immer noch angenehm scharf. Mit Ray-Tracing wird es im Auflösungsmodus außerdem immer wieder ganz schön ruckelig, weshalb wir klar zum Leistungsmodus tendieren. 

Und die PS4-Version? Nach unseren Spieldurchgängen auf den Current Gen-Konsolen haben wir uns auch noch auf die PS4-Portierung gestürzt und waren aufgrund ihres Zustands ziemlich schockiert. Die Bildwiederholrate schwankt in einem Bereich von 40 bis 55 munter hin und her, weshalb sich der Horror-Titel extrem ruckelig anfühlt. Eine feste Begrenzung mit gleichmäßig ausgegebenen 30 fps hätte uns (sei es nur als zusätzliche Option) viel besser gefallen.

Flüssig läuft Resi 4 auf der PS4 nicht einmal annähernd. Flüssig läuft Resi 4 auf der PS4 nicht einmal annähernd.

Außerdem sieht die PS4-Version weitaus unschärfer aus: Auf der Basis-PS4 wird lediglich eine Auflösung von etwa 900p erzielt, das ist aber noch gar nicht die Spitze des Eisbergs. Resident Evil 4 hat auf der Last Gen-Konsole massive Probleme mit unverhältnismäßig spät nachladenden Texturen. Wie spät? Im Schnitt mussten wir zehn Sekunden oder gar länger vor einer Textur stehen bleiben, bis irgendwann einmal der höchste Detailgrad geladen wurde. Das darf einfach nicht passieren! 

Wir hoffen, dass Capcom mit dem angekündigten Day-One-Patch nachbessern kann, vorerst erhält die PS4-Version aus den genannten Gründen aber eine Abwertung um 7 Punkte.

Steuerung auf der Xbox Series X|S:
Auf den Xbox-Konsolen fällt die Bedienung spürbar schwammiger als auf der PS5 und PS4 aus. Das Problem steht mit den "toten Bereichen" der Analog-Sticks im Zusammenhang, die in der Fassung für Microsofts Konsolen überraschend groß ausfallen und so für Verzögerungen sorgen. Die PlayStation-Versionen sind dahingehend weitaus zurückhaltender, lassen sich also immer noch gut steuern.

Hier erfahrt ihr mehr darüber:

Die neue Bewegungsfreiheit

Während das Remake in Sachen Story nur variiert, wurde das Gameplay komplett umgekrempelt, was auch dringend notwendig war. Die Mechaniken des Originals mögen in der nostalgisch verklärten Erinnerung oder beim Blick in ein Let’s Play noch relativ modern wirken, wer sich aber heutzutage nochmal auf dem GameCube oder in einer der Remaster-Versionen ans Pad wagt, wird ruckzuck von der ernüchternden Realität eingeholt. 

Leon ist jetzt nicht nur multitaskingfähig, er hat daneben jede Menge andere Tricks drauf. Leon ist jetzt nicht nur multitaskingfähig, er hat daneben jede Menge andere Tricks drauf.

Leon konnte im Original nicht mal einen Schritt zur Seite machen und steuerte sich bei einer Drehung wie ein Truck mit massivem Wendekreis. Die Kamera mit dem rechten Stick frei zu bewegen war zwar beim Zielen - wohlgemerkt, nur im Stehen - möglich, aber es gab keine Möglichkeit, sich während des Laufens umzusehen. 

Das war damals nicht ungewöhnlich und erinnert an die Anfänge der Reihe mit den statischen Render-Hintergründen, fühlt sich aber heute nach einer massiven Einschränkung in Sachen Übersicht und Bewegungsfreiheit an. Doch das gehört im Remake zum Glück der (verklärten) Vergangenheit an, und wir können uns jederzeit frei umsehen.

Im Spielverlauf bekommen wir es immer wieder mit neuen Gegnern zu tun. Im Spielverlauf bekommen wir es immer wieder mit neuen Gegnern zu tun.

Da sich das Remake mit kleinen Abstrichen, zu denen wir später kommen, jetzt wie ein moderner Shooter steuert, mussten auch die Gegner angepasst werden, um uns weiterhin ins Schwitzen zu bringen – und das hat Capcom ziemlich gut hinbekommen.

Gleich am Anfang werden wir in einem unheimlichen Dorf von äußerst agilen zombieähnlichen Gegnern überrannt. Unter den Mob aus infizierten Dorfbewohnern mischt sich nach kurzer Zeit dann auch noch ein fieser Kettensägenmörder.

Die wilde Meute wirkt im ersten Moment sehr respekteinflößend, lässt sich aber doch ziemlich gut bewältigen, als wir verstanden haben, dass wir nur ein paar Minütchen überleben müssen. Essenziell ist dafür, immer in Bewegung zu bleiben – und das gilt für das ganze Spiel. Das Remake zwingt uns, davon Gebrauch zu machen, dass Leon jetzt beim Schießen die Beine in die Hand nehmen kann. 

Leons neue Tricks

Außerdem haben wir nun ganz neue Möglichkeiten, auf Feinde zu reagieren. Die spannendste Ergänzung ist das Pariersystem, das uns erlaubt, fast alles abzuwehren, falls wir geschickt und mutig genug sind.

Noch nie eine Kettensäge mit einem Messer pariert? Jetzt habt ihr eure Chance. Noch nie eine Kettensäge mit einem Messer pariert? Jetzt habt ihr eure Chance.

Dazu gehört auch die Kettensäge, die Leon nach einem präzise getimten Tastendruck sogar mit seinem kleinen Messerchen aufhalten kann, was den vermummten Killer ins Taumeln bringt. Verbocken wir aber das Timing, ist Leon im nächsten Moment einen Kopf kürzer.

Herauszufinden, ob und mit welchem Timing wir alles von der Mistgabel, über Molotowcocktails bis hin zu Tentakeln parieren können, fühlt sich bis zum Schluss unglaublich motivierend und befriedigend an. 

Eine weitere neue Fähigkeit Leons ist, dass wir uns jetzt an Gegner anschleichen und sie mit tödlichen Messerattacken ausschalten können. Auf dem Standard-Schwierigkeitsgrad ist das aber meist nur eine nette, freiwillige Option, da wir nahezu immer genug Munition haben, um es frontal mit allen Gegnern aufzunehmen. 

Die größte Herausforderung besteht nicht im Haushalten mit den Ressourcen, sondern darin, große Feindesgruppen auf engem Raum in Schach zu halten. Auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad “Veteran” werden wir dagegen immer wieder zu leisem Vorgehen gezwungen, weil uns die Ressourcen fehlen, um uns durchzuballern. 

Das Messer kann jetzt brechen, aber dafür könnt ihr es auch aufmotzen. Das Messer kann jetzt brechen, aber dafür könnt ihr es auch aufmotzen.

In jeder Situation aufs Messer zurückzugreifen, um Kugeln zu sparen, ist übrigens nicht ohne Einschränkungen möglich, denn anders als im Original besteht Leons einzige Nahkampfwaffe nicht mehr aus “bruchfreiem Stahl”. Stechen wir damit zu häufig auf Monster ein, geht irgendwann die Klinge kaputt und muss beim Händler repariert werden. 

Apropos: Ja, der kultige Händler kehrt natürlich zurück und obwohl es den Anschein macht, als habe sich der neue Sprecher bemüht, Vorbild Paul Mercier nachzueifern, klingt er jetzt ein wenig anders. Der geheimnisvolle Maskierte kann nicht nur unser Messer reparieren und aufmotzen, sondern nimmt uns auch allen glänzenden Trödel ab, den wir unterwegs finden. 

Wenn die Peseten stimmen, bietet uns der altbekannte Händler ein großes Sortiment an. Wenn die Peseten stimmen, bietet uns der altbekannte Händler ein großes Sortiment an.

Wir können nach wie vor viele Schätze mit gefundenen Edelsteinen aufhübschen, um ihren Wert zu steigern. Die Peseten, die unser Lieblingshändler dafür springen lässt, können wir dann wiederum in neue Waffen und Upgrades stecken, die sich spürbar auszahlen.

Ressourcen und Ausrüstung fühlen sich für die Kämpfe stets ausgewogen an. Gerade die spektakulär inszenierten und spielmechanisch abwechslungsreichen Bosskämpfe stellen gut austarierte Highlights dar. Sie konnten im Test zwar beim ersten Versuch fordernd wirken, waren dann mit der richtigen Strategie aber doch immer schnell bewältigt.

Crafting Neben der Munition, die ihr findet, bekommt ihr auch Crafting-Items, aus denen ihr welche bauen könnt.

Koffer Im Inventar können wir immer noch 'Tetris' spielen und alles sorgfältig anordnen.

Kleine Stolpersteine hier und da

Die Action zündete bei uns dank des neuen Spielgefühls fast durchgehend, hier und da fanden wir aber dennoch ein kleines Härchen in der Monstersuppe. 

Zwar haben die Mechaniken eine gehörige Frischzellenkur erhalten, ein paar Altlasten gibt es aber immer noch. Es wirkt etwas überholt, dass Leon nicht jederzeit springen kann, sondern nur, wenn uns beispielsweise am Rand einer Plattform oder an einem Fenster ein Prompt angezeigt wird. 

Außerdem wurden die im Originalspiel häufig genutzten QuickTime-Events zwar abgeschafft, in seltenen Fällen müssen wir aber auch im Remake blitzschnell auf eine Tasteneinblendung reagieren, um einer Attacke ausweichen zu können. Das stört schon mal den Spielfluss, gerade da Leon ein spürbares Gewicht und dadurch eine gewisse Trägheit in seinen Bewegungen mitbringt.

Gerne hätten wir euch an dieser Stelle auch ein Test-Video gezeigt. Warum das erst später erscheint, erklären wir euch hier:

Resident Evil 4: Warum es erst mal kein Test-Video zum Remake gibt Video starten 8:06 Resident Evil 4: Warum es erst mal kein Test-Video zum Remake gibt

Auch bei den coolen Schlitzer-Finishern und mächtigen Tritten, mit denen Leon geschwächte Gegner wegschleudern kann, machten uns die Prompts in ein paar Fällen einen Strich durch die Rechnung.

Sie verschwinden nämlich ab und an sehr schnell oder lassen sich aufgrund des Blickwinkels nicht rechtzeitig auslösen. Dann stehen wir gefährlich nah vor Gegnern, ohne die Spezialangriffe nutzen zu können. Generell ist das Feature allerdings spaßig und schick animiert.

Bei all diesen Kritikpunkten handelt es sich aber zugegeben um Meckern auf hohem Niveau. Kleine Makel fielen uns gerade deshalb auf, weil das Gameplay qualitativ richtig hochwertig ist und im Action-Horror-Sektor seinesgleichen sucht. Zudem fallen die Dinge, die wir bemängelt haben, nur an sehr wenigen Stellen ins Gewicht und sind schnell wieder vergessen.

Barrierefreiheits-Optionen

Das Remake bietet zwar Barrierefreiheits-Optionen, diese können allerdings bei Weitem nicht mit Titeln wie The Last of Us Part 1 mithalten. Der Menüpunkt bietet lediglich drei Modi, die sich in diesem Menü nicht weiter anpassen lassen. Wollt ihr mehr verändern, so müsst ihr in andere Reiter wechseln, wie “Steuerung” oder “Audio”, was etwas umständlich ist.

  • Voreinstellungen für visuelle Barrierefreiheit: Hier erhaltet ihr unter anderem größere Untertitel mit deckendem Hintergrund.
  • Voreinstellung für akustische Barrierefreiheit: Hier bekommt ihr beispielsweise Untertitel sowie deskriptive Untertitel.
  • Motion-Sickness-Voreinstellungen: Dadurch werden unter anderem das Kameraschwanken und die Bewegungsunschärfe deaktiviert.

Schwierigkeitsgrad “Assistiert” und Zielhilfe: Zusätzlich gibt es den Schwierigkeitsgrad “Assistiert”. Bei diesem ist die Zielhilfe (neben anderen Erleichterungen) standardmäßig eingeschaltet. Sie kann aber auch bei “Standard” ausgewählt werden und kann wahlweise auf “Einrasten und folgen” oder “Einrasten” eingestellt werden. Ihr findet sie unter “Steuerung”.

Und was ist mit den Ashley-Eskort-Missionen? 

Ja, auch uns hat Ashley im Original gehörig genervt und was sollen wir sagen – gegen die Präsidententochter ist immer noch kein (grünes) Kraut gewachsen. Sie ist nach wie vor in einigen Gameplay-Segmenten an Leons Seite und teilt lautstark mit, dass sie beschützt werden will. 

Streckenweise hat Leon Ashley im Schlepptau und sie will immer noch beschützt werden. Streckenweise hat Leon Ashley im Schlepptau und sie will immer noch beschützt werden.

“Baby Eagle” lässt sich auch im Remake ohne jede Gegenwehr von Feinden wegschleppen. Gelingt es uns nicht, sie rechtzeitig zurückzuholen, prangt das “Game Over” auf dem Bildschirm. Überrascht hat uns Ashley abseits der Zwischensequenzen nur an zwei Stellen, über die wir aus Spoilergründen aber nicht mehr verraten wollen. 

Immerhin hat die Präsidententochter in der Neuauflage keinen eigenen Lebensbalken und geht, wenn sie zu viel Schaden erlitten hat, lediglich zu Boden, wo wir sie ohne Einsatz von Ressourcen reanimieren können. Das vermeidet genau wie der Einsatz des Messers gegen Ashleys Verschlepper Frust.

Damit sparen wir Kugeln und vermeiden es, dass sie versehentlich in Ashleys Rücken landen. Dafür stellt sich neuer Frust ein, wenn Ashley in einen Gegner reinstolpert, an den wir uns gerade geduldig angepirscht haben. 

Zusatzinhalte des Originals

Aktuell enthält das Remake nur das Hauptspiel und seit dem 7. April auch den Söldnermodus, während das Original noch folgende Zusatzinhalte bot:

  • Assignment Ada: Freischaltbares Minispiel mit Ada, das nicht zum Story-Kanon gehört
  • Separate Ways: Freischaltbarer Zusatzinhalt, bei dem wir Adas Rolle in der Geschichte nachspielen. Er war in allen Versionen nach dem GameCube nach Abschluss der Hauptstory verfügbar.

Ob diese Inhalte in Zukunft als DLC erscheinen werden, wissen wir derzeit noch nicht.

Eine echte Achterbahnfahrt

Wir haben Ashley in Resident Evil 4 aber sowieso nur stellenweise im Schlepptau. Das Remake bietet in seinen 16 Kapiteln richtig viel Abwechslung und sorgt damit für ein sehr kurzweiliges Spielerlebnis. Die gut 20-stündige Hauptstory ist ein wilder Ritt, der uns von einem Highlight ins nächste schleudert.

Die Spielabschnitte begeistern mit großer Vielfalt, sowohl was die Mechaniken angeht als auch in Sachen Setting. Die Spielabschnitte begeistern mit großer Vielfalt, sowohl was die Mechaniken angeht als auch in Sachen Setting.

Im einen Moment nehmen wir es mit einem wütenden Mob auf, im nächsten sausen wir mit einer Lore durch den Untergrund. Dann tasten wir uns vorsichtig durch eine der unheimlicheren Passagen, bevor wir uns einem großen Bossmonster stellen. 

Zur Entschleunigung tragen kleine und eher simple Rätsel bei, die neu gestaltet wurden, und auch einige der Nebenaufträge, denen wir uns widmen können. Dabei müssen wir beispielsweise blaue Medaillons finden und abschießen. Besonders im zweiten der drei großen Spielabschnitte, dem Schloss, ist die spielerische Vielfalt beeindruckend.

Beim letzten Spielabschnitt, den wir als mit Abstand schwächsten Teil des Originals empfinden, hat sich ebenfalls einiges getan. Auch dieser Teil ist nun abwechslungsreicher, bringt allerdings immer noch gewisse Längen mit, gerade auf der letzten Strecke zum finalen Boss.

Atmosphärisch eine Wucht

Generell gefällt uns aber nicht nur der Spielmechanik-Mix, sondern auch die Schauplätze, die so ziemlich alles bieten, was das Horrorherz begehrt, haben es uns angetan. Ob Kirche mit Bodennebel und Schädelsammlung, düstere Tropfsteinhöhle oder prunkvolles Schloss mit polierten Marmorböden: Die Settings sind alle extrem liebevoll ausgestaltet und lassen mit den stimmungsvollen Licht- und Wettereffekten sowie der intensiven Soundkulisse eine dichte, düstere Atmosphäre aufkommen. 

Daneben haben uns die kleinen Details begeistert, wie die vielfältigen Animationen, mit denen Leon auf seine Umwelt reagiert, beispielsweise wenn er sein Gesicht gegen Zweige abschirmt.

Die Schauplätze sind detailiert gestaltet mit jeder Menge Horror-Accessoires. Die Schauplätze sind detailiert gestaltet mit jeder Menge Horror-Accessoires.

Für Angstschweiß sorgte Resident Evil 4 bei unserem Testdurchlauf aber nie, obwohl Story und Atmosphäre wunderbar grotesk wirken. Für echten Grusel sind Action- und Trash-Faktor einfach zu hoch.

Das Spiel richtet sich definitiv an Fans gepflegter, düsterer Monsterballereien oder Survival-Freund*innen, die im Schwierigkeitsgrad “Veteran” beweisen wollen, dass sie Ressourcenmanagement draufhaben. Gehört ihr zu einer dieser Zielgruppen, ist Resident Evil 4 ein absolutes Muss für euch.

Das Remake ist in unseren Augen ein fast genauso großer Genre-Meilenstein wie das damals bahnbrechende Original. Es ist zum einen ein Musterbeispiel für alles, was eine gute Neuauflage ausmacht und zum anderen aktuell das beste Spiel im Action-Horror-Sektor. Wir freuen uns schon darauf, mit unseren im Bonus-Shop freigeschalteten Outfits ins New Game Plus aufzubrechen.

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