Rainbow Six Extraction im Test: Alien-Jagd in Dauerschleife

Im Koop-Shooter Rainbow Six Extraction bekommen wir es nicht mit Terroristen, sondern Aliens zu tun. Im Test funktioniert das ziemlich gut - bis auf ein paar Ausnahmen.

Rainbow Six Extraction im Test. Rainbow Six Extraction im Test.

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Wenn uns jemand vor fünf Jahren gesagt hätte, dass wir mal in einem Rainbow Six-Spiel gegen Aliens kämpfen müssen, hätten wir dem- oder derjenigen vermutlich den Vogel gezeigt. Doch das Outbreak-Event in Rainbow Six Siege änderte alles. Hier mussten Spieler*innen in Dreier-Teams gegen KI-gesteuerte Außerirdische antreten und das kam derart gut an, dass Ubisoft kurzerhand ein eigenes Spiel um diesen Ansatz strickte. Nach einigen Verschiebungen und einer Umbenennung ist Rainbow Six Extraction nun endlich da und wir haben uns den Koop-Shooter für den Test ausführlich angeschaut. 

Wir beginnen direkt mit einer Warnung: Wenn ihr in Extraction eine opulent aufgezogene Geschichte erwartet, dann könnt ihr an dieser Stelle direkt aufhören, zu lesen. Storytechnisch gibt es hier nämlich nicht viel mehr als das, was der folgende Satz zusammenfasst. Eine Alienrasse mit dem Namen Chimera hat sich mit Sporen, glibbrigem Auswuchs und zahlreichen Archaeen-Gegnertypen in den USA breit gemacht und es liegt jetzt an der neu gebildeten Spezialeinheit REACT, Infos über die Außerirdischen zu sammeln und ihnen in diversen Einsatzgebieten den Garaus zu machen. Soweit, so selbsterklärend, und abseits einer Handvoll nett anzusehender Zwischensequenzen bleibt die Geschichte stets nur ein Aufhänger, der uns aber schon nach kurzer Zeit nicht mehr interessiert hat. 

Weiter oder raus?

Extraction sucht sein Heil dementsprechend im Gameplay und macht das mit einem recht unkonventionellen Ansatz. Mit einem Trupp von bis zu drei Operatoren durchlaufen wir an insgesamt vier Schauplätzen (New York, San Francisco, Alaska, Truth & Consequences) kompakte Areale und erledigen dort bis zu drei wechselnde Missionsziele, um Erfahrungspunkte zu sammeln.

Die Aufgaben-Bandbreite reicht dabei von Rettungsmissionen vermisster NPCs über das Markieren von Alien-Nestern bis hin zur Erledigung von Elite-Zielen innerhalb des Areals. Der Clou bei Extraction: Nach jedem kleinen Areal können wir entscheiden, ob wir weitergehen, damit mehr riskieren und noch mehr EP einsacken wollen, oder uns ausfliegen lassen, um die gesammelten Punkte zu sichern.

Die Situationen in Extraction können in Sekundenschnelle kippen und Schleich-Sessions arten in wüstes Chaos aus. Die Situationen in Extraction können in Sekundenschnelle kippen und Schleich-Sessions arten in wüstes Chaos aus.

Und dieser Risiko-Belohnungs-Ansatz funktioniert in Extraction tatsächlich deshalb gut, weil auch etwas auf dem Spiel steht. Denn sollte unser Operator im Einsatz erledigt werden, können wir ihn nicht mehr benutzen und müssen ihn in einem Folgeeinsatz mit einem anderen Operator erst aus dem entsprechenden Einsatzgebiet zurückholen. Das hat bei unseren Test-Sessions tatsächlich regelmäßig für eine gewisse Anspannung gesorgt und uns insbesondere nach heftigen Kämpfen mit niedriger Energieleiste mit pochendem Herzen durch die düsteren Gänge schleichen lassen. Trotzdem hätte das spannende Prinzip noch etwas konsequenter eingearbeitet werden dürfen, denn insbesondere auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad lassen sich die verlorenen Einsatzkräfte recht problemlos wiederholen. 

Ein PvE-Siege mit Aliens

Beim Gameplay orientiert sich Extraction wenig überraschend an Rainbow Six Siege und setzt vor allem auf vorsichtiges Vorgehen. Wer also achtsam durch die Areale pirscht, Gegner pingt und unerkannt ausschaltet, sackt deutlich mehr Erfahrungspunkte ein als ballerwütige Rambo-Typen. Letztere dürften in Extraction aber ohnehin kaum Land sehen, denn wer wild um sich schießt, triggert erfahrungsgemäß Horden anstürmender Archaeen und findet sich wegen der eigenen überschaubaren Energiemenge schnell in einem wabernden Schleimkokon und einem Vermissten-Status wieder. 

Beim Herausholen der Operator ist Zusammenarbeit gefragt. Während eine Person den Kokon aus dem Archaeenbaum zieht, müssen die anderen beiden Energiekugeln abschießen, die aufs Zentrum zulaufen. Beim Herausholen der Operator ist Zusammenarbeit gefragt. Während eine Person den Kokon aus dem Archaeenbaum zieht, müssen die anderen beiden Energiekugeln abschießen, die aufs Zentrum zulaufen.

Damit das möglichst nicht passiert, hat jeder der insgesamt 18 ebenfalls aus Siege bekannten Operatoren (neun sind zu Beginn freigeschaltet) nicht nur eine standesgemäße Bewaffnung, sondern auch eine Spezialfähigkeit in petto. Pulse etwa kann Feinde dank Herzschlagsensor durch Wände hindurch sichtbar machen, Nomad verschießt Annäherungsminen und Doc sorgt dank Heilpistole für erfrischende Lebenspunkt-Boosts. Und diese Fähigkeiten sind keine lauwarme Feature-Luft, sondern werden ab einem gewissen Punkt tatsächlich lebensnotwendig. 

Denn während man auf dem niedrigsten der vier Schwierigkeitsgrade noch gut mit normalen Absprachen auskommt, wird es bereits bei der zweiten und dritten Stufe elementar wichtig, die Fähigkeiten einzusetzen und im Idealfall auch aufeinander abzustimmen. Darüber hinaus sollten auch die wählbaren Ausrüstungsgegenstände (REACT-Tech) nicht unterschätzt werden. Denn Betäubungsgranaten, Mini-Drohnen und Co. sind sehr sinnvoll eingebaute Gadgets, die richtig eingesetzt enorm bei Gegnerbekämpfung und Aufklärung helfen können. 

Befriedigende Koop-Runden

Im Dreier-Koop machen die Einsätze und das Experimentieren mit Operator-Fähigkeiten und Gadgets dann wenig überraschend am meisten Laune und es fühlt sich ungemein befriedigend an, wenn man einen Großteil der Gegner auf der Karte nach Absprachen lautlos ausschaltet oder ein Missionsziel nach vorheriger perfekter Koordination ohne großen Energieverlust abschließt. Das funktioniert schon auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad ausgesprochen gut, sorgt bei höheren Stufen durch lukrativere EP-Belohnungen aber auch für einen erhöhten Anreiz.

Die Gadgets (wie hier die Drohne samt Kamera) unterstützen den Koop-Aspekt und erleichtern Kampf und Aufklärung ungemein. Die Gadgets (wie hier die Drohne samt Kamera) unterstützen den Koop-Aspekt und erleichtern Kampf und Aufklärung ungemein.

Das reine Gunplay mit Waffen wie Shotguns, MPs oder Pistolen ist dabei im direkten Genrevergleich allerdings nur mittelmäßig, was vor allem am schwachen Treffer-Feedback und dem offenbar fehlenden Gewicht der Knarren liegt. Sehr cool ist dagegen, dass wie in Siege auch Teile der Umgebung zerstörbar sind, dünne Wände gehen bei Beschuss beispielsweise zu Bruch, was sich im Spiel durchaus auch taktisch nutzen lässt. Übrigens ist es glücklicherweise keine Pflicht, zu dritt zu spielen, Extraction funktioniert auch solo und zu zweit und skaliert dann auch angenehm, beispielsweise durch eine angepasste Gegnermenge. 

Mit den in den Einsätzen gesammelten EP leveln wir in Extraction nicht nur unseren Gesamtrang und schalten darüber neue Schauplätze oder Operator oder REACT-Tech frei, sondern pushen auch unsere Einsatzkräfte bis zu zehn Stufen hoch, was ihnen unter anderem höhere Widerstandsfähigkeit oder verstärkte Spezialfähigkeiten beschert. Das motiviert durchaus für eine Weile, erfordert aber teilweise auch Grinding an den immer selben Schauplätzen. Was auch perfekt zum größten Schwachpunkt von Extraction überleitet.  

Knackpunkt Abwechslung

Denn der Koop-Shooter gibt sich durchaus Mühe, für langfristige Abwechslung zu sorgen, und schafft das auch in einigen Bereichen. Die Gegnervarianz ist beispielsweise völlig ausreichend und setzt uns mit Explosiv-Viechern, Fallenstellern sowie gepanzerten oder schießenden Biestern genug Material vor die Nase, um darauf während der Einsätze tatsächlich angemessen reagieren zu müssen. Die insgesamt 13 Missionstypen klingen ebenfalls nach viel, wiederholen sich aber schon nach kurzer Zeit spürbar, auch wenn die Ziele dank Zufallsprinzip immer wieder unterschiedlich angeordnet sind. 

Ziele wie hier den Serienscan spielt man im Laufe der Runden zigfach. Ziele wie hier den Serienscan spielt man im Laufe der Runden zigfach.

Richtig nervig ist aber, dass es nur insgesamt zwölf Schauplätze an vier Orten gibt, von denen zu Beginn sogar nur einer freigeschaltet ist. Das hat dafür gesorgt, dass wir die recht kompakten Areale schon nach kurzer Zeit auswendig gekannt und teilweise sogar darüber gewitzelt haben, wie oft wir beispielsweise schon den verdammten Rock-Club im Tenderloin-Abschnitt in San Francisco besucht haben. Hier hätten wir uns mindestens die doppelte Zahl an Örtlichkeiten gewünscht.   

Das Endgame von Rainbow Six Extraction

Wer in Einsätzen und den optionalen "Studien"-Nebenmissionen (beispielsweise "erledige fünf Gegner eines bestimmten Typs") erfolgreich ist, schaltet ab Stufe 16 die Endgame-Aktivität "Malstrom-Protokoll" frei. Vom grundsätzlichen Spielprinzip weicht Extraction hier allerdings nicht ab, sondern schickt uns lediglich in längere Einsätze, die nun bis zu neun Zonen lang sind.

Diese Runden sind dann entsprechend länger und auch herausfordernder - zumal nur ein bestimmter Pool von Operatoren zur Verfügung steht -, belohnen uns dann aber auch mit deutlich mehr EP. Andere Auszeichnungen gibt es darüber hinaus bis auf teils skurrile kosmetische Items sowie einen vom Spiel vergebenen Rang allerdings nicht, was im Hinblick auf die Langzeitmotivation von Extraction etwas dünn sein dürfte. Ausreichend Spielzeit - nämlich mindestens 25 bis 30 Stunden - könnt ihr dennoch einplanen, wenn ihr Maximalstufe 30 erreichen wollt. 

Rainbow Six Extraction-Video erklärt den Endgame-Modus Malstrom-Protokoll Video starten 5:35 Rainbow Six Extraction-Video erklärt den Endgame-Modus 'Malstrom-Protokoll'

Technisch macht Rainbow Six Extraction eine solide, wenn auch keine überragende Figur. Die etwas steril wirkenden Einsatzorte gefallen durch einige nette Details - wie etwa den überall klebenden Alien-Auswuchs, der von uns nur "Schmodder" genannt wurde - sowie einige schick aussehende Licht- und Schattenspielereien, die zudem für eine gewisse Horror-Atmosphäre sorgen. Bei den Operatoren haben wir uns über deren teilweise doch recht deutliche Texturarmut sowie einige etwas seltsam wirkende Animationen gewundert, grundsätzlich ist das aber nichts, was während der Einsätze negativ auffällt.

Die hin und wieder bedrohlich ansteigende Musikuntermalung sowie die satten Waffeneffekte und Alien-Geräusche tragen auf der Soundseite hervorragend zur oft angespannten Einsatzatmosphäre bei und sorgen dafür, dass sich das Duell Spezialeinheiten gegen Aliens gar nicht mehr so kurios anfühlt, wie wir das vor ein paar Jahren eventuell vermutet hätten. 

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