Das kommt davon, wenn man einen verrückten Professor in der Familie hat: Kaum trudelt unser namenloser, zwölfjähriger Klein-Protagonist im irrwitzigen Anwesen seines Onkels ein, macht’s irgendwo »Bumm« und aus dem geplanten Besuch wird eine ausgewachsene Rettungsaktion. Der besagte Onkel nämlich hat sich bei einem Experiment offenbar in eine Paralleldimension geballert und steckt da fest; jedenfalls körperlich, denn beobachten kann er uns bei der rund zehnstündigen Befreiung trotzdem. Und reihenweise herablassende Kommentare abgeben sowieso.
Quantum Conundrumbedient sich also einer ganz ähnlichen Erzählweise wie Portal 2, und das kommt nicht von ungefähr; schließlich haben beide Spiele mit Kim Swift die gleiche Erfinderin. Aber obwohl Quantum Conundrum streckenweise so frappierend an das große Vorbild erinnert, dass sich der Begriff »Klon« förmlich aufdrängt, bewahrt es trotzdem einen ganz eigenen Charme - und zwar einen flauschigen.
Flauschig drückt nicht gut
Um uns durch die insgesamt 51 Rätsel-Räume des Onkel-Anwesens zu puzzeln, wechseln wir kurzerhand in neue Dimensionen. Zum Beispiel in eine flauschige: Dort werden Objekte zehnmal leichter, und schon kann unser Knirps den massiven Safe hochheben. Etwa, um ihn auf einen Schalter zu stellen, den das Ding dann betätigt - jedenfalls sofern wir vorher wieder zurück in die normale Dimension wechseln.
Im Spielverlauf kommen drei weitere Dimensionen hinzu: Eine schwere, eine langsame und eine, bei der sich die Schwerkraft umkehrt. Daraus resultieren kombinierte (und wunderbar konzipierte) Problemlösungen. Wollen wir etwa einen Safe durch eine Laserstrahl-Barriere bugsieren, dann heben wir ihn flauschig hoch, werfen ihn in Richtung Strahlen und wechseln in die schwere Dimension, damit uns die Laser den fluffigen Safe nicht zerbröseln. Sollen wir hingegen einen Deckenschalter betätigen, dann stellen wir flauschig einen Safe darunter, machen ihn wieder schwer und kehren die Schwerkraft um.
Ganz ähnlich wie Portal lebt Quantum Conundrum von einem »Huch, wie soll ich das denn bitte anstellen«-Gefühl - dem kurz darauf der erhellende Geistesblitz folgt. Kim Swift schafft erneut spielend, woran manche Knobelspiele scheitern: Die Balance zwischen »Häh?« und »Aha!« ist nahezu perfekt, und wir fühlen uns beim Spielen wahnsinnig schlau statt unfassbar dämlich.
Apparat spuckt Sofa
Dass die Level-Optik unterdessen mit Details geizt und sich die einzelnen Versatzstücke bisweilen wie Eier gleichen, haben wir schon nach zehn Minuten vergessen - nicht zuletzt ein Verdienst des einfallsreichen Level-Designs.
Da spucken seltsame Apparaturen einen Schwall von Sofas durch die Luft, die uns als Brücke dienen (jedenfalls sobald wir rausgefunden haben, wie zum Kuckuck wir da eigentlich hinkommen), da rollen Förderbänder mit Panzerschränken, da schubst eine Roboter-Armee die dringend benötigten Kisten alle naselang in einen Abgrund … kurz: Quantum Conundrum inszeniert ebenso abgefahrene wie abwechslungsreiche Physik-Rätsel, für Profi-Knobler vielleicht einen Tick zu leicht, für ein flottes Spielvergnügen ohne lange Denkpausen aber haargenau richtig.
Der Wechsel zwischen den Dimensionen geht dabei kinderleicht per Tastendruck von der Hand und funktioniert in Windeseile so intuitiv wie Portale schießen bei Portal. Außerdem nimmt sich Quantum Conundrum in drei Spielabschnitten viel Zeit, um uns nacheinander in alle Facetten der unterschiedlichen Dimensionen einzuführen. Im Gegensatz zu Portal allerdings fehlt ein echter Schluss-Abschnitt schmerzhaft - also einer, in dem wir endlich alles wissen, alles können und alles kombiniert einsetzen dürfen.
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