Sonys neuer Handheld 'Project Q' funktioniert für mich nur unter einer Bedingung

Die Katze ist aus dem Sack: Sonys nächster Handheld wird ein Streaming-Gerät. Und wenn der nicht beim Preis angreift, frage ich mich, was er überhaupt soll.

God of War Ragnarök auf dem Handheld. Okay, cool, aber dafür braucht es nicht zwangsläufig Project Q. God of War Ragnarök auf dem Handheld. Okay, cool, aber dafür braucht es nicht zwangsläufig Project Q.

Die Videospielindustrie entdeckt plötzlich wieder Handhelds für sich. Befeuert vom gigantischen Absatz der Nintendo Switch und dem Achtungserfolg des Steam Deck tummeln sich mittlerweile zahlreiche Hersteller auf dem Markt und buhlen um eure Gunst, darunter der PC-Koloss ASUS.

Sony gehört bald auch dazu. Der Ansatz des PlayStation-Herstellers ist aber ein anderer als beim klassischen Handheld. Statt Spiele über die Cloud zu streamen oder nativ auf dem Gerät selbst zu berechnen, muss eine PS5 als "Basisstation" herhalten.

Um mir diese gewaltige Einschränkung schmackhaft zu machen, muss Sony ordentlich an der Preisschraube drehen und ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich möglich ist.

Es herrscht ein enormer Konkurrenzdruck

Dass Sony nach der mäßig erfolgreichen Vita und der im Gegensatz dazu viel höheren Nachfrage an stationären Konsolen nicht den klassischen Handheld-Weg gehen würde, war eigentlich ziemlich klar.

Vor allem, wenn ich bedenke, wie groß die Marktdominanz seitens Nintendo geworden ist. Die Switch ist immerhin eine der erfolgreichsten Konsolen aller Zeiten und soll es auch noch ein Weilchen bleiben:

Potenzielle Core-Gamer*innen sind zudem in den Händen von Steam Deck, AYANEO und Co. Der PlayStation-Hersteller musste also in eine andere Richtung blicken, um ein Stückchen vom Kuchen abzubekommen.

Die eingeschlagene Route ist für uns aber so restriktiv, wie es nur irgendwie geht. Project Q, so der Codename des Sony-Streaming-Handheld, ist rein darauf ausgelegt, Remote Play zu nutzen.

Sprich: Eure PS5 berechnet die Spiele und schickt die Bildausgabe dann an den 8 Zoll-Bildschirm mit angebrachten DualSense-Griffhörnchen. Ohne die teure Konsole bleibt das Display schwarz.

Seht hier die Project Q-Ankündigung im Trailer:

Project Q - Erster Trailer zum neuen PS5-Handheld Video starten 1:16 Project Q - Erster Trailer zum neuen PS5-Handheld

Weitere Funktionen gehen aus bisherigen Leaks und auch der offiziellen Sony-Ankündigung nicht hervor.

Nun stelle ich mir natürlich die Frage, was die gähnende Funktionsarmut kosten soll, denn darüber schweigt sich Sony noch aus. Der DualSense, der als überdeutliche Controller-Inspiration für Project Q herhält, hat an sich aber schon einen hohen Anschaffungspreis und das Display kostet ja auch ein paar Dollar in der Produktion.

Ohne einen wettbewerbsfähigen Preis dürften viele Fans jedoch das Streaming-Gerät ignorieren, konkurrenzlos ist Project Q nämlich bei weitem nicht.

Günstigere Alternativen, die mehr können

Das Timing für ein Streaming-Gerät könnte eigentlich kaum schlechter gewählt sein, da die Idee hinter Project Q schon jetzt arg veraltet wirkt.

Remote Play kann ich auch auf dem Smartphone nutzen, sogar mit besseren Apps als denen von Sony, wie ich hier zusammengefasst habe:

Euch wird bei dem verlinkten Artikel sicherlich auffallen, dass ich damals noch optimistischer bezüglich Project Q war, aber die Lage hat sich seitdem stark verändert.

Zum Beispiel bekomme ich mit dem mit dem jüngst veröffentlichten Backbone One-Controller für Android-Smartphones eine top-bewertete Grifferweiterung für etwas mehr als 100 Euro.

Hier könnt ihr euch über den Backbone One informieren:

Einzig die DualSense-exklusiven Features fallen dann weg, diese bleiben Project Q vorbehalten. Wobei, nein, das kann ich so nicht stehen lassen. Haptisches Feedback, adaptive Trigger und Remote Play können schon jetzt zum verschwindend günstigen Preis kombiniert werden.

Dafür benötigt es lediglich eine Handy-Halterung, die auf den DualSense-Controller geschnallt wird. Hier habt ihr eine kleine Auswahl:

Megadream <br>DualSense Handy-Halter
Megadream
DualSense Handy-Halter
PS Remote Play mit dem Smartphone
Smartphones mit maximal 3,4 Zoll Breite können in die Halterung gelegt werden. Die Verbindung zum DualSense kann dann via Bluetooth oder USB-C-Kabel (enthalten) hergestellt werden.
12,99 €
Orzly<br>DualSense Handy-Halter
Orzly
DualSense Handy-Halter
PS Remote Play mit dem Smartphone
Die Halterung soll laut Hersteller für die gängigsten Handy-Modelle funktionieren und verfügt über fest sitzende, gepolsterte Klammern. Verbindung via Bluetooth.
14,99 €

Die Option über das Smartphone ist für mich weitaus praktischer, da ich darüber nicht nur PlayStation zocken, sondern auch den Xbox Game Pass, PC-Streaming-Dienste und native Mobile-Spiele nutzen kann. Project Q fehlen diese Möglichkeiten aller Voraussicht nach völlig.

Wie kann Sony gegen meinen Unmut (und auch dem vieler Fans) ankommen?

Chris Werian
Chris Werian

Ausschließlich der Preis könnte mich (als Remote Play-Liebhaber!) vom Sony-Produkt überzeugen, aber gerade da sehe ich schwarz. Die Materialkosten sind nicht zu unterschätzen und selbst eine Spanne zwischen 150 und 200 Euro könnte für die meisten, mir inklusive, schon zu hoch angesetzt sein.

Die Nachteile von Project Q sind dafür einfach zu schwerwiegend. Lediglich Remote Play als Verkaufsargument zieht für mich nicht mehr, wenn es Streaming-Alternativen wie den Logitech G-Cloud oder eben mein Smartphone/Tablet gibt. Letztgenannte haben dann sogar ein OLED-Display, das mit dem LCD-Screen des Q höchstwahrscheinlich den Boden aufwischt.

Und dann sind da noch andere Nachteile: Die PS5 ackert permanent im Hintergrund und berechnet dabei eine knackscharfe 4K-Auflösung. Auf dem Full-HD-Bildschirm des Sony-Handhelds verpufft der Effekt aber wieder oder rechtfertigt in keiner Form den hohen Energieverbrauch.

Apropos Energieverbrauch:
Project Q kommt ja mit haptischem Feedback und adaptiven Triggern, die bekanntlich in rapidem Tempo den Akku eines Controllers leerlutschen. Wie soll das ausgehen, wenn auf genau diesem Gamepad ein 8 Zoll-Bildschirm geschnallt wird?

Die Hürden, die Project Q nehmen muss, erscheinen mir zusammengefasst als viel zu hoch und der Verwendungszweck ist dafür zu eingeschränkt. Ohne eine offensive Preisgestaltung weiß ich nicht, welche Argumente wirklich für den Handheld sprechen sollen.

Ist Project Q für euch interessant genug, dass ihr den Handheld kaufen würdet?

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