Der Leak von Sonys offenbar geplantem PS5-Handheld dürfte bei vielen Fans lediglich ein Schulterzucken ausgelöst haben. Kein Nachfolger der PS Vita oder der altehrwürdigen PSP? Nur ein olles Streaming-Device, das auch noch ausschließlich PlayStation Remote Play unterstützt? Wer braucht denn bitte so etwas?
Ja, hier! Ich! Denn Remote Play ist alles andere als schlecht und - richtig installiert - der Grund, weshalb ich meine Nintendo Switch so gut wie ausgemustert habe. Einen offiziellen Handheld mit allen DualSense-Funktionen würde ich daher mit Kusshand nehmen. Allerdings muss Sony noch gewaltig bei einem Aspekt nachbessern und das ist Remote Play selbst.
Remote Play ist genial - nur nicht die Version von Sony
Erstmals kam ich Mitte letzten Jahres mit Remote Play in Kontakt, als mir ein langjähriger Freund und ehemaliger eSport-Kollege von seinem Urlaub berichtet hat. Als Nerd und Resident Evil-Fanatiker konnte er einfach nicht darauf verzichten, an Tagen mit schlechtem Wetter in seiner gemieteten AirBnB-Wohnung weiter an seinen Speedrun-Skills im Remake vom dritten Teil zu schrauben.
Das ist Remote Play:
Remote Play müsst ihr euch wie einen Cloud-Streaming-Dienst vorstellen, nur dass eure eigene PS5 (oder PS4) als Server fungiert und alle Berechnungen übernimmt. Das Abspielgerät eurer Wahl ersetzt dann sozusagen euren Fernseher und im Falle des möglichen Handhelds den Controller. Eure Konsole lässt sich außerdem simpel aus der Ferne (im Ruhe-Modus) starten und wieder ausschalten.
Was meinen Kumpel und auch mich überraschte: Das läuft ja verdammt gut! Klar, Verzögerungen waren spürbar, aber nicht in dem Maße, dass sie ihn benachteiligten. Wobei… nein, so kann ich das nicht stehen lassen, denn er schwärmte nicht von der offiziellen Remote Play-App für Windows, sondern vom Open Source-Projekt Chiaki.
Die Chiaki-App verbindet sich mit den Servern von Sony über einen offiziellen Zugang (den müsst ihr aber erst mühselig selbst einrichten), nur eben das ausführende Programm ist ein anderes. Und zwar ein deutlich stabileres und qualitativ besseres.
Das habe ich dann auch gemerkt, als ich selbst einmal Remote Play ausprobiert habe. Über Weihnachten bin ich zu meinen Eltern in die Heimat gefahren, für ein paar Stunden hatte ich dort Zeit totzuschlagen.
Statt diese mit der für mich unangenehm zu greifenden Switch zu verbringen (ich bekomme schon nach kurzer Zeit Schmerzen im Handgelenk), habe ich mir einfach einen alten Laptop gegriffen und darauf die offizielle App von Sony sowie Chiaki getestet.
Mit Kratos und Atreus bin ich dann einige Zeit durch die winterlichen Landschaften von God of War Ragnarök gestapft und habe mythische Kreaturen in gewohnter PS5-Edelgrafik zu Hack verarbeitet. Ganz im Geiste der Weihnacht.
Dabei war ich fast ausschließlich über Chiaki eingeloggt, da die Latenz darüber weitaus geringer war und seltener Bildartefakte als beim Sony-Programm auftauchten. Natürlich profitierte ich auch von schnellem WLAN und dass meine PS5 an einem verzögerungsfreien Netzwerkkabel hängt.
Remote Play braucht zwangsläufig eine gute Vernetzung, ansonsten funktioniert der Dienst einfach nicht. Eine permanente Internetverbindung ist ebenfalls notwindig, im Bus oder in der Bahn spielen ist also ausgeschlossen. Für mich ist das aber kein KO-Kriterium, da ich nie außer Haus zocke, sondern vorrangig in Mangas blättere oder Musik höre.
Auch auf dem Handy überzeugte mich Sonys App nicht
Abgesehen von Familienfesten bin ich ohnehin recht selten unterwegs. Eigentlich nur in meinen vier Wänden oder bei Freunden. Mein Notebook schleppe ich dort allerdings nicht herum, ich habe aber ja noch mein Smartphone und auch dort wollte ich mit Remote Play experimentieren, um zum Beispiel im Schlafzimmer auf dem Bett zu zocken.
Also habe ich kurzerhand die Remote Play-App im Google-Store gesucht und… OH… MEIN… GOTT… sind die Bewertungen schlecht. Viele Nutzer*innen schreiben von Verbindungsabbrüchen und sekundenlangen Lags, die Beschwerden konnte ich nach einigen Minuten nachvollziehen.
Mal wieder muss der Drittanbieter ran: Mit PSPlay wird im App-Store eine kostenpflichtige Alternative angeboten, die auf ähnliche Art und Weise funktioniert wie Chiaki. Sie klinkt sich quasi über die Registrierungsnummer im Systemmenü der PlayStation und eure versteckte PSN-ID in die Sony-Server ein, Passwort und E-Mail-Adresse werden über den offiziellen Sony-Login übermittelt. Alternativ kann bei Datenschutzbedenken die notwendige Account-ID selbst herausgefunden werden, auch wenn das gar nicht mal so einfach ist, aber es gibt dafür genug Anleitungen.
Mit knapp 7 Euro ist der Spaß zwar teuer, für den Service finde ich sie aber gerechtfertigt. Verbindungsabbrüche hatte ich keine, die Bildqualität überzeugte und die Eingabeverzögerung war niedrig.
Problem an der Sache: Das PlayStation-Feeling kommt am Smartphone einfach nicht rüber und Controller-Adapter wie der Razer Kishi V2 unterstützen nicht die besonderen Features der PS5, allen voran haptisches Feedback und adaptive Trigger.
Q Lite könnte die perfekte mobile Lösung werden
Laut des Leaks von der News-Seite Insider Gaming, die den Streaming-Handheld von Sony enthüllt hat, werden beide DualSense-Funktionen vom Q Lite unterstützt. Zudem soll das Gerät ein 1080p-Display mit LCD-Technik in 8 Zoll bekommen, aufgrund der höheren Auflösung im Vergleich zur Nintendo Switch (720p) oder dem Steam Deck (800p) sollte die überlegene PS5-Grafik also gut zur Geltung kommen.
Ein OLED-Display wie bei der Nintendo Switch OLED wäre schön gewesen, aber dafür bleibt der Preis hoffentlich in einem akzeptablen Bereich. Dahingehend darf Sony einfach nicht übertreiben, da der mögliche Verwendungszweck recht spezifisch ist. Eine hohe Akkulaufzeit wäre ebenfalls schön, da aber die PS5 den Großteil der Berechnungen stemmt, gehe ich davon aus, dass Q Lite weitaus länger durchhält als zum Beispiel der DualSense Edge.
Der hauptsächliche Knackpunkt, mit dem Q Lite steht oder fällt, ist jedoch die Software. Und daran scheitert Remote Play derzeit massiv. Wieso muss ich zwangsweise Drittanbieter-Apps nutzen, um das beste Erlebnis beim Zocken zu haben? Stabilität, eine niedrige Latenz und eine zuverlässige Übertragung müssen einfach gesichert sein! Zumindest, wenn es nach mir geht, die Kollegen der GameStar sehen den Grund für ein Scheitern nach an anderen Stellen:
Ich bin da wohl einfach ein bisschen zuversichtlicher. Ist eine gute Remote Play-Software gegeben, könnte der offiziell noch nicht bestätigte Handheld meiner Meinung nach bestens in einer Nische für Leute wie mich funktionieren. Also Personen, die vollgefressen an Weihnachten auf einem Luftbett rumlümmeln und einfach nur eine gute Zeit mit Aloy, Kratos und Co. verbringen wollen, ohne die eigene PS5 mitzuschleppen.
Ist Remote Play für euch interessant, wenn es zuverlässiger funktionieren würde?
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