Über 60 Millionen verkaufte Konsolen in gut dreieinhalb Jahren: Mit der PlayStation 4 schreibt Sony seit dem November 2013 eine fortwährende Erfolgsgeschichte. Wie der anerkannte Branchenanalyst Daniel Ahmad aufzeigt, verkauft sich die Konsole bislang so oft wie die PS3 und die Xbox 360 im jeweils gleichen Zeitraum nach Release zusammen.
Microsoft steuert hingegen auf einen Scheideweg zu. Die kommende Xbox One X muss sich am Markt behaupten, die Xbox One scheitert bislang daran. Wie der frühere Expert-Mitarbeiter Mark Fechner im Oktober 2016 ausführte, stehen PS4 und Xbox One bei den Hardwareverkäufen im deutschen Einzelhandel bei einem Verhältnis von drei zu eins. Laut Sonys Sales-Chef Jim Ryan gilt dieser Wert sogar für den gesamten europäischen Markt.
Schätzungen zufolge liegen die Gesamtverkäufe der Xbox One zwischen 26 Millionen und 30 Millionen Einheiten, also weit unter den Zahlen der PS4. Für Publisher und Entwickler bietet Sony demnach mehr potenzielle Käufer und folglich die oftmals attraktivere Plattform. Das Ergebnis ließ sich unter anderem auf der E3 2017 beobachten. Sony stellte größtenteils PlayStation 4-exklusive Spiele vor, Microsoft stattdessen häufig Titel, die nach einem exklusiven Launch auch für PS4 erscheinen dürften.
Nintendo wiederum steckt noch mitten in der Markteinführung der Nintendo Switch. Die ersten Verkaufszahlen sehen vielversprechend aus, bei der gefloppten Wii U war das allerdings auch der Fall. Ob sich die Nintendo Switch zum Langzeiterfolg entwickelt, entscheidet das Spielelineup der kommenden Jahre und die Frage, ob der Traditionshersteller die andauernden Lieferprobleme zeitig lösen kann.
Die PS4 ist derzeit die unangefochtene Nummer Eins im Heimkonsolensegmet. PlayStation-Fans können darin einen Grund zur Freude sehen. Sie sollten aber bedenken, dass Sony aufgrund der aktuellen Situation das Gespür für seine Kundschaft verlieren könnte - so wie vor rund zehn Jahren.
Marktführer per definitionem?
November 2006. Gegenüber der Xbox 360 erschien die PS3 knapp ein Jahr später in Nordamerika und Japan, Europa sollte erst im Frühjahr 2007 folgen. Trotz dieses Nachteils agierte Sony bereits Monate zuvor, als stehe ihnen die Rolle des Marktführers zu - ein Fehlverhalten, das vermutlich auf den Erfolgen der PS2-Ära fußte, das Unternehmen aber definitiv teuer zu stehen kam.
Das erste PS3-Modell bot eine fast schon verschwenderische Ausstattung. Neben dem eigens entwickelten Cell-Chip und einem Blu-ray-Laufwerk verbaute Sony unter anderem ein Kartenlesegerät sowie die Emotion Engine und den Graphics Synthesizer der PS2. Dadurch stellte die PS3 die hardwareseitige Abwärtskompatibilität zu ihrer Vorgängerkonsole sicher.
Entsprechend hoch fiel der Preis aus. Zum Launch kostete die 60 Gigabyte-Variante der PS3 knapp 600 US-Dollar, damit lag sie 200 US-Dollar über dem Xbox 360-Gegenstück. Weitaus problematischer als der Preis selbst war für Sonys Außenwirkung aber, wie sie ihn kommunizierten.
Einfach mal ein bisschen länger arbeiten
Noch bevor der Konsolenhersteller den Preis bekannt gab, hatte der damalige Sony Computer Entertainment-CEO Ken Kutaragi Mitte 2005 folgendes Ziel für die PS3 formuliert:
"Unser Ziel mit der PlayStation 3 ist, dass die Leute zu sich selbst sagen 'Ich werde ein paar Stunden länger arbeiten, um mir eine kaufen zu können'. Wir wollen, dass die Leute spüren, dass sie die PS3 wollen - ohne Rücksicht auf irgendetwas anderes."
Ein Jahr später verteidigte er den inzwischen enthüllten Preis mit der Überlegung, dass man die PlayStation 3 "vermutlich noch zu günstig" anbiete. Gleichzeitig führte er aus:
"Das ist der Preis für die PS3. Teuer, günstig - wir wollen nicht, dass ihr das Gerät in die Kategorien einer Konsole steckt. Die PS3 ist nämlich einzigartig. Ist es nicht zum Beispiel Quatsch, die Kosten für ein Essen in der Betriebscafeteria mit einem Essen in einem noblen Restaurant zu vergleichen?"
Im Kern hatte Kutaragi recht. Analysen zufolge kostete die Produktion der PS3 anfangs mehr als 800 US-Dollar pro Stück. Lange machte Sony mit jeder verkauften Konsole Verlust. Seine Aussagen zeugen aber von einem Konzern, der sich entweder nicht in weite Teile seiner potenziellen Kundschaft einfühlen konnte oder wollte. Für viele Menschen bedeutet eine Anschaffung in Höhe von 600 US-Dollar schließlich mehr als nur ein paar zusätzliche Arbeitsstunden. Die Folge: Sony galt in der öffentlichen Wahrnehmung als arrogant.
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