Als Sony Bloodborne im März 2015 veröffentlichte, hat es mein Herz im Sturm erobert. Kosmischer Horror, wie er im Mythos um die Tentakelgottheit Cthulhu zu finden ist, hat mich schon immer fasziniert.
Im bockschweren Soulslike wird er mit einem viktorianischen Setting voller Werwölfe und wirren Traumwelten kombiniert. Schlicht und ergreifend ein Fest, wenn man – so wie ich – am liebsten in unheilvolle, mysteriöse Geschichten abtaucht.
Ein Fan-Projekt verpasst meinem Lieblingsspiel einen PS1-Look
Die Spiele von FromSoftware dienen Künstler*innen seit dem Erscheinen von Demon’s Souls vor dreizehn Jahren als Quell der Inspiration. So auch der Spieleentwicklerin Lilith Walther, bei der, als leidenschaftliche Gothic-Anhängerin, sofort der Funke beim düsteren Bloodborne übergesprungen ist.
Sie nahm sich das Rollenspiel-Meisterwerk zum Vorbild und übertrug es auf den von ihr favorisierten Look der PlayStation 1-Ära. Mit all den technischen wie auch spielerischen Eigenarten, die das frühe 3D-Zeitalter mitbrachte.
Bloodborne wäre auch als PS1-Spiel schick gewesen
Mit dem Detailgrad des PS4-Originals kann "Bloodborne PSX" nicht mithalten. Charaktere wurden polygonarm modelliert, aufwendige Hintergründe durch niedrig aufgelöste Pixelgrafiken ersetzt und die Architektur der Spielwelt viel simpler gestaltet.
Eine schaurige Grundstimmung stellte sich dennoch bei mir ein, aufgrund der engen Gassen, nächtlichen Schwärze und geringen Sichtweite entsteht ein beklemmendes Gefühl. Trotz der grafischen Limitierungen erkannt man zudem weiterhin, welche Spielszene Pate für die Umsetzung in Bloodborne PSX stand.
Kurz, aber kostenlos
Die Fan-Kreation ist gratis und ohne Anmeldung über itch.io für den PC erhältlich. Ich habe sie auf dem Steam Deck durchgespielt – der Handheld harmoniert wirklich perfekt mit der simplen PS1-Grafik, die Einrichtung ist jedoch ganz schön fummelig.
Angenehm kompakt: Bloodborne PSX deckt in etwa die ersten fünf Prozent des Hauptspiels ab. Das klingt erst einmal nach wenig Inhalt, beschäftigte mich jedoch über sieben Stunden.
Dafür verantwortlich sind zusätzliche Areale, wie ein giftverseuchter Kanal, ein blutverschmiertes Labor und ein verlassenes Herrenhaus. Hm, kommt einem als Fan von Resident Evil ziemlich bekannt vor.
Dort hören die Parallelen zu Horror-Klassikern auf der PlayStation 1 nicht auf. Hat man den ersten, zum Vorankommen notwendigen Boss-Kampf des Hauptspiels bewältigt, versinkt die Spielwelt (noch mehr) im Dunkeln. Sie kann nun in umgekehrter Reihenfolge bereist werden, man wird dabei allerdings von einem übermächtigen Feind verfolgt. Ganz nach dem Vorbild von Mr. X aus Resident Evil 2, Nemesis auf Resident Evil 3 und dem Scissorman aus Clock Tower.
Anpassungen demonstrieren die Limitierungen der PS1
Etliche Passagen mussten in Bloodborne PSX abgeändert werden, damit sie den damaligen Stand der Videospielindustrie widerspiegeln. So ist es nicht möglich, die Kamera frei zu bewegen, da Analogsticks erst drei Jahre nach Veröffentlichung der Konsole mit dem DualShock-Controller Einzug in den PlayStation-Alltag fanden.
Steile Treppen wurden daher zum Beispiel abgeflacht und um mehrere Ebenen erweitert, damit man erkennen kann, wohin man tritt. Außerdem wurden die Level des Originals in mehrere Teilabschnitte aufgespalten, da der Speicher der PS1 äußerst limitiert war.
Zugänglicher als das Original
Ich hatte anfangs erwartet, dass sich das Gameplay von Bloodborne als PS1-Spiel weitaus sperriger anfühlt und mir dadurch ein hoher Schwierigkeitsgrad bevorsteht. Das ist aber gar nicht der Fall, denn das Design des Action-Rollenspiels wurde perfekt auf die damalige Zeit übertragen.
Hakeligere Animationen und eine geringere Bewegungsfreiheit führen zwar dazu, dass Kämpfe an Dynamik einbüßen, Konfrontationen fühlen sich für ein PS1-Spiel aber dennoch sehr direkt an. Sofern denn die Kamera mitspielt, häufiger ließ sich die Lock-On-Funktion nicht aktivieren, da sich irgendein Objekt zwischen meine Spielfigur und die Gegner schob.
Es ist also viel, aber längst nicht alles gut gelungen. Mich haben außerdem folgende Mechaniken gestört:
- Heilgegenstände müssen weiterhin gefarmt werden
- Gegner respawnen, sobald eine neue Area betreten wird
- Springen, Rollen und Sprinten liegen weiterhin auf einer Taste
- Keine coolen Waffen-Combos mehr; Messer, Axt und Speer lassen sich nur in einem frickeligen Menü transformieren
Dafür verfügt Bloodborne PSX über eine Verbesserung, die ich mir schon immer gewünscht habe: Spieler*innen können ihren Spielfortschritt manuell sichern und jederzeit neuladen!
Mehr Retro-Feeling geht nicht
Die Entwicklerin von Bloodborne PSX hat auch die damalige TV-Technik bedacht. Scanlines, die Wölbung eines Röhrenfernsehers, überstrahlende Pixel und ein starker Weichzeichner zaubern einen Retro-Flair, den ich so nur selten erlebt habe.
All diese Zusatzoptionen lassen sich stufenlos regulieren oder gänzlich ausschalten. Genau wie einige der Render-Techniken, die zwar die Grafik von PS1-Spielen geprägt haben, mir jedoch zu unruhig wirken. Darunter etwa wabernde Texturen, zittrige Pixel oder gepunktete Farbverläufe. Mehr zu den Besonderheiten der PS1-Grafik findet ihr hier:
Neuinterpretierter Soundtrack: Zwar unterstützte die PS1 das Abspielen von Songs in CD-Qualität, technisch wie finanziell war es aber nicht üblich, einen Orchester-Soundtrack für ein Spiel aufzunehmen. Daher wurden einige Stücke von Bloodborne mit elektronischen Klängen neu interpretiert.
Die immense Wucht, durch die sich der originale Soundtrack auszeichnet, fehlt zwar, die altmodische Aufmachung fügt sich aber wunderbar in den PS1-Kontext ein. So hat ein Spiel aus den "90ern" für mich einfach zu klingen!
Liebe auf den ersten Blick
Welches moderne Spiel würdet ihr gern einmal als "PSX"-Version spielen?
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