Einer meiner Lieblingsanime hat ein Taxi fahrendes Walross als Hauptfigur und genau deshalb liebe ich ihn

Ein Mystery-Drama um ein verschwundenes Mädchen und ein Taxi fahrendes Walross zählt zu Mykis Top-Anime-Serien aller Zeiten.

Hinter Odokawas unscheinbares Aussehen und den Tierwesen in Odd Taxi verbirgt sich ein großes Geheimnis.(Bild: © Kazuya Konomoto, Shogakukan
OLM, Team Yoshioka, P.I.C.S.) Hinter Odokawas unscheinbares Aussehen und den Tierwesen in Odd Taxi verbirgt sich ein großes Geheimnis.(Bild: © Kazuya Konomoto, Shogakukan / OLM, Team Yoshioka, P.I.C.S.)

Eine junge Oberschülerin verschwindet plötzlich spurlos, und Hiroshi Odokawa – ein Walross, das in Tokio als Taxifahrer arbeitet – gerät unter Verdacht, sie entführt zu haben. In der Welt von Odd Taxi sind alle Charaktere Tierwesen, die sprechen können und ihren ganz normalen Alltag leben, wie wir Menschen es auch tun. Doch das ist nicht der eigentliche Grund, warum Odd Taxi zu einer meiner absoluten Lieblings-Animes gehört.

Was mich sofort in den Bann gezogen hat, war eine besondere, fast absurde Eigenheit der Serie: In dieser Welt voller anthropomorpher Tiere gibt es auch ganz „normale“ Tiere wie Katzen und Vögel – aber als Haustiere! Was für ein widersprüchliches Setting! 

Myki Trieu
Myki Trieu

Myki ist schon lange großer Fan von Mystery, Drama und Thrillern – insbesondere im Anime-Bereich. Dass es eine Serie gibt, in der der gesamte Cast aus Tierwesen besteht, aber gleichzeitig düstere Geheimnisse unter der Oberfläche brodeln, hat sie sofort fasziniert.

In Odd Taxi wird ein taxifahrendes Walross wird in das Verschwinden eines Mädchens verwickeln Video starten 2:20 In Odd Taxi wird ein taxifahrendes Walross wird in das Verschwinden eines Mädchens verwickeln

Kurze Spoilerwarnung!

Bevor ich tiefer darauf eingehen kann, was es mit der Koexistenz von Tierwesen und Haustieren wirklich auf sich hat, muss ich euch warnen: Es folgen Spoiler! Die zahlreichen Wendungen und Überraschungen in der Geschichte sind nämlich die Gründe, warum ich Odd Taxi so liebe – und ohne sie zu verraten, lässt sich kaum erklären, was diese unscheinbare Serie so besonders macht.

Der große Widerspruch – und das zentrale Stilmittel

Im Mittelpunkt steht der zurückhaltende Taxifahrer Hiroshi Odokawa, ein Walross, das in einer tierisch-menschlichen Gesellschaft lebt. Obwohl alle Charaktere tierische Formen haben, führen sie ein ganz normales, fast schon banales Großstadtleben. Doch schon früh in der Serie merken wir als Zuschauer*innen: Irgendetwas stimmt nicht.

Eine Katze, die einen Nymphensittich als Haustier hält, ist doch ganz normal, oder? (Bild: © Kazuya Konomoto, Shogakukan
OLM, Team Yoshioka, P.I.C.S.) Eine Katze, die einen Nymphensittich als Haustier hält, ist doch ganz normal, oder? (Bild: © Kazuya Konomoto, Shogakukan / OLM, Team Yoshioka, P.I.C.S.)

Denn wie kann es sein, dass in einer Welt voll tierischer Lebewesen „echte“ Tiere wie Wellensittiche oder Katzen als Haustiere gehalten werden? Wie können diese zwei Arten von Lebewesen überhaupt gleichzeitig in der Welt von Odd Taxi existieren? Dieser Widerspruch wird zunehmend auffälliger – und entpuppt sich später als zentrales Element der Handlung.

Am Ende wird eine überraschende und schockierende Wahrheit enthüllt: Die Tierwesen haben nie wirklich existiert – zumindest nicht für die anderen Figuren in der Welt von Odd Taxi. Die gesamte Geschichte wird aus der subjektiven Perspektive von Odokawa erzählt, der an einer psychischen Störung namens „Seelenblindheit“ leidet. 

Goriki und Shirakawa als Tierwesen Goriki und Shirakwa erinnern mit Odokawas Seelenblindheit an einem Gorilla und ein Alpaka. (Bild: © Kazuya Konomoto, Shogakukan / OLM, Team Yoshioka, P.I.C.S.)

Goriki und Shirakawa als Menschen So sehen die beiden aus, nachdem sich Odokawa von seiner Seelenblindheit erholt. (Bild: © Kazuya Konomoto, Shogakukan / OLM, Team Yoshioka, P.I.C.S.)

Aufgrund traumatischer Ereignisse in seiner Vergangenheit – die ich an dieser Stelle nicht verraten möchte – sieht er andere Menschen nicht als Menschen, sondern als Tiere. Das gilt auch für ihn selbst. Das heißt also, dass Odokawa kein Walross, sondern ein gewöhnlicher Taxifahrer ist.

Diese ungewöhnliche Wahrnehmung ermöglichte es ihm jedoch, seine Mitmenschen anhand ihrer „tierischen“ Merkmale extrem genau zu unterscheiden – selbst, wenn er ihnen nur kurz begegnet ist. Das war ihm zuvor nicht möglich, da er anderen Menschen kaum ins Gesicht schauen konnte. Und genau das macht ihn in der Geschichte zur unbewussten Schlüsselfigur im Mordfall rund um das verschwundene Mädchen zu Beginn der Serie.

Die Seelenblindheit als erzählerisches Stilmittel

Was mich an Odd Taxi besonders begeistert, ist nicht nur der ungewöhnliche Plottwist rund um Odokawas Wahrnehmung – sondern wie die Serie dieses Element nutzt, um uns als Zuschauer*innen auf die falsche Fährte zu führen.

Die schwarz Katze in Odokawas Wohnung war wirklich nur eine normale Katze. (Bild: © Kazuya Konomoto, Shogakukan
OLM, Team Yoshioka, P.I.C.S.) Die schwarz Katze in Odokawas Wohnung war wirklich nur eine "normale" Katze. (Bild: © Kazuya Konomoto, Shogakukan / OLM, Team Yoshioka, P.I.C.S.)

Odokawa spricht zum Beispiel von einer „schwarzen Katze“ in seiner Wohnung. Und da das vermisste Mädchen ebenfalls als schwarze Katze dargestellt wurde, gehen wir automatisch davon aus, dass es sich um dieselbe Person handelt. Diese bewusste Irreführung sorgt dafür, dass wir selbst beginnen, unserem Protagonisten zu misstrauen.

Genau das ist genial: Weil die Tiere sich ähnlich sehen, wird der wahre Täter bis zum Ende vor uns verborgen – direkt vor unseren Augen. Erst als Odokawas Seelenblindheit geheilt wird, begreifen wir mit einem Rückblick, dass er dem/der Mörder*in längst begegnet war. Doch da er nun ein menschliches Gesicht vor sich sieht, erkennt er die Person nicht wieder.

Diese Wendung macht Odd Taxi für mich zu einem der raffiniertesten Krimi- und Mystery-Animes, die ich je gesehen habe – nicht nur wegen der Story, sondern wegen der Art, wie sie erzählt und dargestellt wird.

Habt ihr von Odd Taxi gehört? Und welche ungewöhnlichen Animes haben euch nachhaltig fasziniert?

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