Prinzessin Peach gehört neben Mario und Luigi wahrscheinlich zu den bekanntesten Nintendo-Charakteren überhaupt. Aber auch wenn sie seit ihrem ersten Auftritt vor fast 40 Jahren in etlichen Titeln auftauchte und dabei oft auch spielbar war, übernahm Peach abgesehen von Super Princess Peach für den Nintendo 3DS im Jahr 2005 nie eine Hauptrolle.
Mit Princess Peach: Showtime! für die Nintendo Switch ändert sich das jetzt endlich und ihre Majestät tritt ein wenig aus dem Schatten von Mario und Co. heraus. Und das im wahrsten Sinne des Wortes direkt ins Rampenlicht, denn die Prinzessin muss in ihrem Hüpf-Minispiel-Abenteuer ein verwunschenes Theater vor dem Untergang retten und schlüpft dafür gleich mal in mehrere Rollen.
Seichte Story und eine mächtige Funkelkraft
Das ist dann auch der Aufhänger für das Spiel, dessen Story gewohnt simpel und überschaubar ausfällt. Eigentlich wollte Peach nur ein paar Aufführungen im Funkeltheater besuchen, als plötzlich die fiese Hexe Grape auftaucht und das Theater mit sämtlichen Aufführungen darin zusammen mit einer rabiaten Maskenträger-Truppe kapert.
Die Geschichte reißt Nintendo-typisch keine Bäume aus, dafür fällt die Inszenierung mit einigen schicken Render-Zwischensequenzen ganz ansehnlich aus und man weiß sofort, worum es geht.
Es ist nun also an Peach, das sechsstöckige Theater von Grape und ihren Anhängern zu befreien und in den Aufführungen wieder für gute Laune zu sorgen. Alleine ist sie dabei allerdings nicht, sondern bekommt Unterstützung vom kleinen Stern Stella, der der Prinzessin direkt die sogenannte Funkelkraft verleiht, mit der Peach mit Objekten und Figuren in den Levels interagieren kann, etwa Blumen erblühen lassen oder Gegner bekämpfen.
Peach als echtes Multitalent
Entwickler Good-Feel hat schon einige klassische 2D-Jump&Runs, etwa Yoshi’s Crafted World oder Kirby und das magische Garn. Showtime! lässt sich nicht gänzlich in dieses Genre-Korsett zwängen, auch wenn es viele Elemente davon beinhaltet. So laufen wir beispielsweise auch hier meist von links nach rechts durch streng lineare Level, die wie Theaterstücke inszeniert sind.
Dass Showtime deutlich abwechslungsreicher und überraschender ist als viele andere "normale" Jump&Runs, liegt an den unterschiedlichen Kostümen, in die Peach in den insgesamt 30 Levels bzw. Aufführungen schlüpft. Zehn Verkleidungen gibt es insgesamt und jede davon stattet Peach mit besonderen Fähigkeiten aus, mit denen sie zeigen kann, was sie auf dem Kasten hat.
Als Fechterin schwingt sie beispielsweise das Florett, um Gegner oder störende Hindernisse zu beseitigen, als Ninja dagegen muss sie sich möglichst unauffällig verhalten und an Feinden vorbeischleichen. Als Cowgirl wickelt sie Gegner mit einem Lasso ein und reitet auf einem Pferd und als Patisserie-Peach verziert die Prinzessin leckere Torten mit Schaum.
Durch fünf der zehn Verkleidungen könnt ihr euch unten durchklicken:
Das klingt nicht nur ziemlich abwechslungsreich, das spielt sich auch so, auch wenn es pro Aufführung nur eine Verkleidung gibt und wir diese nicht wechseln können. Generell haben viele der Level in Showtime eigene Kniffe und eine schöne Dynamik, die auch immer mal wieder variiert.
Etwa dann, wenn das das Spiel in einer Ninja-Aufführung kurzzeitig zum Auto-Runner mutiert und wir Hindernissen ausweichen müssen oder als Meerjungfrau Fische mit unserem Gesang steuern, um Muscheln zu öffnen.
Woran es bei den Aufführungen hapert
Der Mechanismenmix erinnert uns stellenweise an den Koop-Kracher It Takes Two, an dessen Einfalls- und Abwechslungsreichtum kommt Showtime allerdings nicht heran. Denn so vielfältig die Kostüme anfangs auch sein mögen, spielen sich einige von ihnen auch ziemlich ähnlich, etwa die Fechtmeisterin und Kung-Fu- Kämpferin-Peach.
Außerdem sind manche Verkleidungen ausgefeilter und spielerisch interessanter als andere, weswegen die Auswahl der Kostüme nicht hundertprozentig gelungen wirkt.
Diese etwas schiefe Balance gibt es dann auch bei den Levels selbst. Während wir in manchen Aufführungen von einer spektakulären Szene in die nächste hetzen, sind andere – zum Beispiel die Patisserie-Abschnitte, die eher an Mario-Party-Minispiele erinnern – schon nach wenigen Minuten vorbei.
Leicht erlernbar, aber nicht besonders herausfordernd
Princess Peach: Showtime lässt keinen Zweifel daran, dass es vor allem eine jüngere Zielgruppe anspricht. Auch wenn der Schwierigkeitsgrad gut austariert ist, wird echten Nintendo-Cracks hier ganz sicher die Herausforderung fehlen. Großartige Steuerungsraffinessen gibt es beispielsweise nicht, jedes Kostüm beschränkt sich im Grunde auf zwei Aktionstasten.
Das macht die Bedienung natürlich sehr eingängig und überschaubar, so direkt und fein geschliffen wie bei den Mario-Hüpfern ist sie allerdings nicht, was sich vor allem bei manchen Sprüngen in Kombination mit der festen Kameraperspektive bemerkbar macht.
Außerdem gibt es einige Trial-and-Error-ähnliche Abschnitte, in denen wir in der Hektik des Gefechts unbeabsichtigt getroffen werden – auch wenn sich diese Momente an einer Hand abzählen lassen.
Accessibility-Einstellungen
Bezüglich der Barrierefreiheits-Einstellungen herrscht bei Showtime! nahezu gähnende Leere. Nur die Tastenbelegung lässt sich in zwei Ausführungen einstellen. Immerhin gibt es einen "Easy"-Modus für alle Anfänger*innen. Die bekommen auf Wunsch drei zusätzliche Herzchen zur Verfügung gestellt, wodurch Peach öfter getroffen werden kann.
Erfrischende Bosskämpfe und geringer Umfang
Dafür bekommt Peach etwas hin, was ihr Klempner-Freund Mario in seinen letzten Spielen vermissen ließ, nämlich cool inszenierte und vor allem abwechslungsreiche Bosskämpfe. Die gibt’s jeweils zum Abschluss einer jeden Etage.
Ein Vogel, der sich in eine alles zermalmende Discokugel verwandelt oder eine Schlange, deren stechendem Blick wir hinter Hindernissen ausweichen müssen, sind nur zwei Beispiele dafür. Wir wollen hier natürlich nicht alle verraten, hätten aber gerne noch deutlich mehr davon gehabt.
"Mehr davon gehabt" ist ohnehin ein gutes Stichwort bei Showtime!, denn das Spiel ist leider viel zu schnell vorbei. Wir haben den Abspann nach zwei Abenden bzw. 6-7 Stunden Spielzeit gesehen und dabei manche der insgesamt 30 Level sogar mehrfach gespielt.
Danach gibt es speziell für Komplettist*innen immerhin noch den Anreiz, alle Funkelsterne und Bonuskleider innerhalb der einzelnen Aufführungen zu finden, die teilweise ziemlich gut versteckt sind. Grundsätzlich hätte das Spiel aber noch ein paar Theater-Etagen und Kostüme mehr vertragen können, so aber bleibt in Sachen Umfang ein fader Beigeschmack, zumal Showtime ein reines Solo-Abenteuer ist und ein Koop-Modus für zumindest zwei spielende Personen fehlt.
Kleider-Shop
In den Levels/Aufführungen kann Peach Münzen sammeln. Die dienen einerseits als Bezahlung für Neustarts nach einem Bildschirmtod – klassische Leben gibt es nicht – andererseits könnt ihr sie im Shop auch für neue Klamotten für Peach oder Stella ausgeben. Es gibt eine ordentliche Auswahl, außerdem sind innerhalb der Level auch noch NPCs versteckt, die euch Schleifen überlassen, welche dann wiederum thematisch unterschiedliche Spezialkleider freischalten.
Stilsicher ins Theater
Schon bei Yoshi’s Crafted World oder Kirby und das magische Garn bewies Entwickler Good-Feel bei der Optik eine erstaunliche Stilsicherheit und das ist bei Showtime nicht anders.
Die übergreifende Theater- und Bühnenthematik wird mit den schick gestalteten Kulissen mit vielen beweglichen Elementen wunderbar eingefangen, kleine grafische Details sorgen zudem für Schmunzler, etwa wenn Ninja-Peach unter Wasser durch ein Bambusrohr atmet.
Allerdings stellt sich anders als beispielsweise damals in Crafted World mit der Zeit auch ein gewisser Abnutzungseffekt ein, da sich die Kulissen in den unterschiedlichen Themengebieten stark ähneln – der anfängliche Überraschungseffekt verpufft dadurch etwas.
Dazu kommt, dass die Animationsqualität spürbar schwankt. Denn während manche Bewegungen wie beim Eiskunstlauf sehr geschmeidig wirken, sind andere – wie bei der Meisterdetektivin – grobschlächtiger und weniger gelungen.
An der Musikuntermalung mit vielen schönen Stücken, die generell wunderbar zum jeweiligen Thema der Aufführungen passen, haben wir dagegen nichts zu meckern.
Hier könnt ihr euch unser Testvideo zum Spiel anschauen:
Bitte mehr Hauptrollen für Peach!
Was am Ende bleibt, ist ein gelungener Auftritt von Prinzessin Peach im Switch-Rampenlicht, der mit ein wenig Feinschliff hier und da aber noch etwas besser hätte ausfallen können.
Aber auch ohne den dürften besonders kleine Zocker*innen und Familien mit dem verzauberten Theater und den vielen sympathischen Ideen darin eine Menge Spaß haben – auch wenn dieser zu schnell vorbei ist. Wir hoffen in jedem Fall, dass es bis zur nächsten Hauptrolle von Prinzessin Peach nicht wieder knapp 20 Jahre dauert.
Fazit der Redaktion
Tobias Veltin
@FrischerVeltin
Endlich! Genau das dachte ich schon im letzten Jahr, als Nintendo den ersten Trailer zu Princess Peach: Showtime! veröffentlichte. Denn endlich wird der Prinzessin mal die Hauptrolle gewährt, die ihr meiner Meinung nach auch gebührt. Glücklicherweise spiegelt sich das auch im Gameplay wider, denn hier hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, ein Dauer-Entführungs-Opfer oder ein Multiplayer-Anhängsel zu spielen.
Sondern im Gegenteil einen toughen Hauptcharakter, der dank der unterschiedlichen Kostüme auch eigene Akzente setzen kann. Auch wenn ich gerne einen Wechsel innerhalb der Aufführungen gehabt hätte, wird es durch die schöne Dynamik und viele pfiffige Ideen nicht wirklich langweilig, dazu kommt die durch und durch sympathische Aufmachung.
Sowohl spielerisch als auch technisch und vor allem in Sachen Umfang kommt Showtime allerdings nicht an bisherige Good-Feel-Titel und schon gar nicht an die letzten Mario-Jump&Runs heran. Wer das verschmerzen kann und wie ich schon länger auf einen Peach-Titel gewartet hat, sollte aber unbedingt einen Blick riskieren.
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