Nach Freitag, der 13. schickt Entwickler Illfonic nun mit Predator: Hunting Grounds erneut einen asymmetrischen Multiplayer-Titel ins Rennen. Dieses mal treten vier bis an die Zähne bewaffnete Soldaten gegen einen Predator an. Dabei haben beide Seiten lediglich maximal 15 Minuten Zeit, um ihre jeweiligen Aufträge zu erfüllen, wobei die nervenaufreibenden Scharmützel zwischen Kult-Alien und knallharten Marines den absoluten Höhepunkt der Matches darstellen sollen.
Warum dieses auf dem Papier grandios klingende Konzept in der Praxis lediglich bedingt aufgeht, wollen wir uns im Test näher ansehen.
Der Predator ist anspruchsvoll zu spielen
Doch der Reihe nach: Es dürfte für Fans der kultigen Actionfilm-Reihe ein Traum sein, erneut in die schuppige Haut des gefährlichen Yautja-Killers zu schlüpfen, denn das fühlt sich besser an als in den bisherigen Spielen. Es ist zunächst ein geradezu erhabenes Gefühl, in der Third-Person-Ansicht geschmeidig über die Äste zu huschen, seiner ahnungslosen Beute aufzulauern und diese dann auszuschalten. Doch bevor die Jagd beginnen kann, müssen die Details geklärt werden, etwa die Klasse eures Predators.
Davon gibt es insgesamt drei Stück (Jäger, Späher, Berserker), die sich hinsichtlich ihrer Beweglichkeit, Gesundheit und Ausrüstungskapazität unterscheiden. Die auf Fernkampf spezialisierten Späher und der hünenhafte Berserker müssen erst freigeschaltet werden. Für erfolgreich absolvierte Matches winken Erfahrungspunkte, die das Level des Spielers erhöhen. Wird ein bestimmtes Level erreicht, winken Belohnungen wie Predator-Klassen, Waffen, Ausrüstung und Vorteile. Letztere sind Perks, die etwa die Geschwindigkeit erhöhen oder die Energie der Ausrüstung langsamer verbrauchen.
Die Energiereserven des Anzugs gehen bei übermäßiger Nutzung ziemlich schnell zur Neige, weshalb die Tarnung oder auch die Infrarotsicht des Predators dann vorübergehend nicht zur Verfügung stehen. Auf die Waffen hat es jedoch keine Auswirkungen. Aus dem Arsenal sticht besonders der Combistick heraus, ein Stab, der sich ideal für den Kampf gegen kleine Gruppen eignet, jedoch ebenfalls als Speer geworfen werden kann.
Allerdings ist diese Waffe erst für erfahrene Yautja-Krieger verfügbar. Davon abgesehen dürfen natürlich fiese Spielzeuge nicht fehlen, etwa der Netzwerfer oder ein Audioköder, die direkt aus den Filmen übernommen wurden. Sollten alle Stricke reißen, kann sich der Predator mit einer Bombe selbst sprengen und so auch noch ein paar Soldaten erwischen.
Trophäenjagd mit Hindernissen
Der Predator kann nach Belieben ausgerüstet werden, hat aufgrund dieser Varianz allerdings eine recht hohe Lernkurve. Folglich braucht es einige Zeit, um zum perfekten Alien-Jäger im Stile der Kultfilme zu werden. Stürzt sich der Predator dann jedoch ins Gefecht, wird die Illusion, ein übermächtiges Monster zu spielen, schnell eingerissen: Während unseres Tests hielt der Predator viel zu wenig aus und ging entsprechend schnell zu Boden. Die Scharmützel zwischen Predator und Marines sollten der Höhepunkt eines Matches sein, allerdings gelang es während unseres Tests dem Jäger nur in Ausnahmefällen, das komplette Feuerteam auszuschalten.
Natürlich ist dies ein kniffliger Balanceakt, den die Entwickler von Illfonic hier meistern müssen, doch ausgehend von unseren bisherigen Erfahrungen müssten sie dem Predator mit Updates noch etwas unter die Arme greifen, um ihn widerstandsfähiger gegen die Attacken des Feuerteams zu machen, oder seinen Schaden erhöhen. Für das Feuerteam bedeutet dies im Umkehrschluss, dass die Marines nur selten die Genugtuung verspüren, einer nahezu unaufhaltsamen Naturgewalt erfolgreich die Stirn geboten zu haben.
Wenn es blutet, können wir es töten
Den Marines stehen insgesamt vier Klassen zur Verfügung, die sich hinsichtlich Beweglichkeit, Gesundheit und Inventarkapazität unterscheiden. Ein gutes Team sollte idealerweise nicht nur aus Sturmsoldaten bestehen, sondern gleichsam Aufklärer, Späher und Unterstützer dabei haben. Jede Klasse führt zwei Waffen mit sich, lediglich die Anzahl der ausrüstbaren Gegenstände und Vorteile variiert. Das Arsenal ist mit 20 Waffen zwar umfangreich, wenn auch mit Pistolen, Gewehren und Schrotflinten recht generisch ausgefallen. Die Ausrüstung beinhaltet mit verschiedenen Granaten, Erste-Hilfe-Beuteln und Munitionstaschen weitere Genre-Standards.
In bester Ego-Shooter-Manier wetzt das Feuerteam über eine der drei recht gleichförmigen Dschungel-Maps, um stets drei Missionsziele zu erfüllen. Erst wenn diese erledigt sind, dürfen sie mit einem Hubschrauber die grüne Hölle wieder verlassen. Den Marines in den Weg stellen sich dabei primär Massen an unterbelichteten KI-Klonsoldaten, die dem Feuerteam höchstens aufgrund ihrer Überzahl gefährlich werden können. Der Predator stellt im direkten Vergleich die ungleich größere Bedrohung dar.
Der Schlüssel zum erfolgreichen Abschluss einer Mission liegt entsprechend wenig überraschend im Teamwork, denn Einzelkämpfer haben nahezu keinerlei Überlebenschancen. Entfernen sich ein oder zwei Marines zu weit von ihren Kameraden, sind sie leichte Beute für den Predator, denn obwohl dieser recht schwach auf der Brust ist, werden ihm die Soldaten erst zu dritt oder zu viert wirklich gefährlich.
Um lebend aus dem Dschungel entkommen zu können, muss sich das Feuerteam immer gegenseitig Deckung geben, die Umgebung im Auge behalten und koordiniert vorgehen, denn wie im Schwarzenegger-Kultfilm gilt: "Wenn es blutet, können wir es töten."
Technisch eines Predators unwürdig - dafür mit großartigem Sound
Die Gefechte zwischen Predator und Marines sind auch wegen der durchschnittlichen Grafik keine Augenweide. Während unseres Tests kam es wiederholt zu Rucklern, nachladenden Texturen und Hintergrundflimmern. Zudem ging die Bildwiederholungsrate teils für kurze Momente merklich in die Knie. Dies machte Hunting Grounds nie unspielbar, war jedoch besonders in hektischen Augenblicken ärgerlich. Einziges Highlight sind die Modelle der Predators, welche die Alien-Jäger schaurig schön zum Leben erwecken.
Woran es beim Spiel nichts zu beanstanden gibt, ist hingegen der Sound. Die Soldaten geben markig trashige Kommentare von sich, die vor Testosteron nur so übersprudeln, und in Kombination mit den bekannten Musikstücken der Filme kommt richtig Predator-Stimmung auf. Auditives Highlight sind derweil die Geräusche im Dschungel, besonders die des Predators selbst, denn sobald diese erstmals in einem Match erklingen, fühlt sich ein Spieler des Feuerteams permanent beobachtet und sucht fast schon paranoid jeden Zentimeter der Baumkronen nach dem Alien ab.
Abschließend noch ein paar kurze Worte zu unseren Erfahrungen mit den Servern: Aufgrund des großen Andrangs waren anfangs Wartezeiten von durchschnittlich zwei bis drei Minuten (Feuerteam) oder über fünf Minuten (Predator) keine Seltenheit, weshalb es zu ungewollten Zwangspausen zwischen den Matches kam. In der finalen Phase unseres Tests bewegten sich zumindest die Wartezeiten des Feuerteams mit circa 30 Sekunden in einem annehmbaren Bereich. Als Predator sind noch immer lange Wartezeiten von mindestens fünf Minuten zu erwarten, weshalb Illfonic hier nochmal nachbessern sollte.
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