Frisches Blut - und Photosynthese
Schon im ersten Teil waren die unterschiedlichen Charakterklassen das Salz in der Suppe, und in Garden Warfare 2 bekommt die verrückte Darstellerriege enormen Zuwachs. Zu den bisherigen vier Sorten auf jeder Seite (Fußsoldat, All-Star, Wissenschaftler, Ingenieur bei den Zombies sowie Erbsenkanone, Sonnenblume, Schnapper und Kaktee bei den Pflanzen) gesellen sich nun jeweils drei neue Klassen.
Jede Klasse hat jeweils drei einzigartige Fähigkeiten, die man in der Schlacht taktisch einsetzen kann.
Zitron setzt beispielsweise einen Orangenstrahl ein oder kann sich in eine Kugel verwandeln und über das Schlachtfeld rollen. Super Brainz auf Seiten der Zombies geht dagegen am liebsten in den Nahkampf und teilt mit Schlägen und Tritten kräftig aus. Die Neuzugänge fügen sich prima ein, Käpt'n Totbart schließt zum Beispiel endlich die Fernkampf-Lücke bei den Zombies, Zitron erweist sich als perfektes Allround-Angriffsbollwerk.
Im Vergleich zur Beta im Januar 2016 hat PopCap den etwas übermächtigen Zombiewicht etwas abgeschwächt, sein Rundumangriff verursacht nun deutlich weniger Schaden. Dafür fällt uns beim Testen die Rosie-Klasse negativ auf, denn ihre zielsuchenden Schüsse sind zu stark und mit ihrem Verlangsamungszauber kann sie sich zudem aus fast jeder brenzligen Situation retten. Ansonsten wirken die Klassen aber recht gut ausbalanciert, viele Fähigkeiten lassen sich nach dem »Stein-Schere-Papier«-Prinzip kontern.
Gewohnt kurzweilig
So ausgestattet geht's auch in den zahlreichen Multiplayermodi zur Sache. Enttäuschend dabei ist allerdings, dass es neben den bereits aus Teil 1 bekannten Modi wie »Team-Deathmatch«, »Gartenzwergbombe« oder »Abschuss bestätigt« keine komplett neue Spielvariante in Garden Warfare 2 gibt. Dass die später über kostenlose DLCs nachgereicht werden, halten wir aber für wahrscheinlich.
Highlight ist aber ohnehin wie schon in Teil 1 Gärten vs. Friedhöfe bzw. der Krautangriff-Modus, bei dem ein Team nacheinander Punkte einnehmen muss, während das andere Team das zu verhindern versucht.
Aber egal in welchem Modus: Garden Warfare 2 macht einfach Spaß. Es ist schnell verstanden und gut zugänglich, auch Einsteiger kriegen bei flotten Runden ein paar Abschüsse hin, ohne sich ärgern zu müssen. Erfahrene Spieler freuen sich dagegen über die unterschiedlichen Charakterfertigkeiten, die für eine angenehm taktische Note sorgen und auch die x-te Partie spannend und interessant werden lassen.
Allerdings wird das Spielgeschehen mit bis zu 24 Spielern teilweise etwas zu chaotisch, sodass man hin und wieder die Übersicht verliert. Am Kartendesign liegt das allerdings nicht, denn die zwölf Maps sind allesamt ausladend und abwechslungsreich. Wir treten beispielsweise in einem verschneiten Dorf, einer Roboterfabrik, einem japanischen Zen-Garten oder einem Freizeitpark an.
Muss…weiter…spielen
Nicht nur Spielablauf und Map-Auswahl sind kurzweilig, Garden Warfare 2 entfaltet insbesondere durch seine vielen kleinen Belohnungssysteme eine fast schon unheimliche Sogwirkung. Für nahezu alle Aktionen wie Abschüsse, eingenommene Punkte, Wiederbelebungen oder abgeschlossene Wellen im Horde-Modus sammeln wir Erfahrungspunkte, mit denen wir dann unsere Charakterklassen und damit auch unseren Gesamtrang nach oben leveln können.
Das hat auch spielerische Auswirkungen, denn ab Level 5 schalten wir zum Beispiel ein Regenerations-Upgrade frei, mit dem sich unsere Lebensenergie etwas schneller wieder auffüllt, und ab Level 9 gibt's ein Zoom-Upgrade für die Primärwaffe.
Besonders cool: Über ein schwarzes Brett können wir uns Aufträge abholen (z.B. »Erledige Boss XY« oder »Heile 25 Pflanzen mit der Sonnenblume«). Bei Abschluss einer solchen Mini-Mission bekommen wir eine bestimmte Anzahl Sterne, die wir dann nutzen können, um in der Hub-Welt Bonustruhen zu öffnen. Außerdem erhöhen absolvierte Missionen unseren XP-Multiplikator. Wer also regelmäßig Aufträge abschließt, levelt schneller.
Für abgeschlossene Spiele oder erledigte Bonusziele sacken wir zudem Münzen ein, die wir wie schon im Vorgänger in Kartenpakete investieren. Die sind unterschiedlich teuer und enthalten Helferlein für den Gartenkommando/Friedhofskommando-Modus oder Teile für Charakterklassen-Varianten (zum Beispiel eine Stein-Erbsenkanone, die mehr Energie hat, dafür aber langsamer ist), die sich dann wiederum noch einmal aufleveln lassen. Freigeschaltete Varianten aus dem Vorgänger lassen sich übrigens im Hinterhof-Kampfplatz in Garden Warfare 2 importieren.
Durch diese konstante Belohnungsschwemme entsteht eine wild rotierende Suchtspirale, die schnell mal in einem komplett durchspielten Abend resultieren kann - zumindest bei uns im Test ist das regelmäßig vorgekommen. Auf den Konsolen bietet Plants vs. Zombies übrigens einen Zweispieler-Splitscreen-Modus. Der läuft auch rund und macht Laune, es gibt allerdings einen dicken Wermutstropfen: Online kann man im Splitscreen nicht antreten.
Liebe zum Detail
Technisch macht Garden Garden Warfare 2 eine gute Figur, große Sprünge zum Vorgänger gibt es aber nicht. Besonders die hervorragend gestalteten und mit viel Witz animierten Charaktermodelle fallen sofort ins Auge, wenn Käpt''n Totbart mit seinem nachgezogenen Holzbein über die Map humpelt, Rosie die Gegner in Ziegen verwandelt oder der Zombie-Ingenieur zähneklappernd auf seinem Presslufthammer über die Map rattert, muss man unweigerlich breit grinsen.
Garden Warfare 2 ist eins dieser Spiele, die schon beim Zuschauen gute Laune machen. Die Maps sind hübsch gestaltet - auch wenn sich hier und da ein paar unscharfe Texturen eingeschlichen haben - und bei unserem Test lief der Titel zudem jederzeit flüssig.
Das humorvolle Design setzt sich bei den Soundeffekten und der Musik nahtlos fort. Der Zombiewicht kichert beispielsweise ständig debil vor sich hin, Major Mais springt brüllend über seine Kontrahenten, und auf der Karte Zomburbia dröhnt auf einer verlassenen Konzert-Location tatsächlich ein Zombie-Rock-Song aus den Boxen. Natürlich stilecht unverständlich gelallt.
Nicht so schön dagegen: In unserer Testversion kam es stellenweise zu Soundaussetzern, teilweise blieb sogar das ganze Bild für ein paar Sekunden stehen. Dieses Problem tritt nach einigen Spielesessions mittlerweile aber nicht mehr auf. Die zahlreichen Online-Matches mit Teilnehmern der EA-Access-Version haben ebenfalls reibungslos funktioniert: Die Server sind gut gefüllt, die Suchzeiten erfreulich kurz unddie Verbindungsqualität gibt keinen Anlass zur Kritik. Somit setzt Garden Warfare 2 seinem Vorgänger in nahezu allen Belangen einen drauf und erkämpft sich dadurch die Hitwertung.
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