Wie bei einem mittelalterlichen Fantasy-Setting üblich, ist die Welt von Orcs Must Die! dualistisch in Gut und Böse eingeteilt: auf der einen Seite ihr als Kampfmagier (Gut!) auf der anderen Seite die Orks (Böse!). Und letztere müssen, wie der Name schon sagt, sterben! In dem Tower-Defense-Spiel stürmen die grünen Unholde zu Hunderten in euer Schloss und sollen wenn möglich draufgehen bevor sie euer Hauptquartier (den so genannten »Rift«) erreichen. Dazu nutzt man genretypisch ein dickes Arsenal todbringender Waffen, Fallen und anderen Abwehrkram, um die bemitleidenswerten Orks in handliche Scheibchen zu schneiden. So glasklar wie die beiden Fronten in Gut und Böse eingeteilt sind, so klar teilt sich auch das Spiel in Gut und Schlecht auf: Gutes Spielprinzip und schlechtes Drumherum.
Zuerst der gute Part: Das Spiel an sich, beziehungsweise das Gameplay wenn man so will, ist motivierend, clever und spaßig. Um die grüne Welle effektiv aufzuhalten platziert man Fallgruben, pfeilschießende Wände, Teergruben die Feinde verlangsamen, Bogenschützen, explosive Fässer und jede Menge anderen Kram so, dass eben möglichst viele Orks draufgehen. Orcs Must Die! fordert mit seinem immensen Arsenal den kreativen Taktiker in euch. Es macht enorm viel Laune die vielen Fallen auszuprobieren und über neue fiese Kombinationen zu grübeln, besonders da man nach jedem Level ein neues Spielzeug bekommt. Und jedes davon hat seine Berechtigung und ist in bestimmten Situationen sinnvoll. Wenn man seine Sache gut macht, ist das Ergebnis überaus befriedigend und die Orks haben nichts zu lachen. Die armen Grünhäute werden beispielsweise per Sprungfeder in Abgründe geschleudert, mit Kreissägen zerteilt, von Baumstämmen überrollt oder von Kristallleuchtern platt gemacht. Für jeden Kill gibt’s wiederum Zaster um noch mehr Fallen zu kaufen. Und die habt ihr bitter nötig, denn der unerbittliche Ansturm bestraft ungeschickte Taktiker sofort.
Nur ein toter Ork ist ein guter Ork!
Wo ihr bei anderen Tower-Defense-Spielen nach erfolgreicher Aufbauarbeit einfach zuschaut, ob euer Plan todbringende Früchte trägt, könnt ihr in Orcs Must Die! direkt eingreifen. Ihr guckt eurem Kampfmagier über die Schulter und mischt mit Armbrust, Lanze oder offensiven Zaubersprüchen kräftig mit. Besonders die magische Armbrust ist eine äußerst befriedigende Waffe. Nach kurzer Übung meistert ihr den gewöhnungsbedürftigen Rückstoß, tänzelt gekonnt durch die grünen Horden und knallt die Orks dutzendweise per Headshot um, während euer schmerzhafter Hindernisparcours möglichst den Rest besorgt. Die Mischung aus actionorientiertem Geballer und cleverer Taktik funktioniert reibungslos und sorgt für ein angenehmes Maß an Stress, besonders wenn Welle für Welle anrollt, man neue Abwehrketten aufzieht und gleichzeitig selbst die Orkarmee ausdünnt. Auch der pechschwarze Humor trägt sein Scherflein zum Spielspaß bei, denn die übertriebene Comic-Gewalt kitzelt immer wieder die diabolische Seite in euch.
30.000 Kills, aber wofür?
Auf die Stimmung drückt aber das ganze Drumherum. Zugegeben, das ist ein etwas vager Begriff, er meint aber einfach beinah alles außer dem eigentlichen Gameplay und der stimmigen Comicgrafik. Die Story ist lächerlich kurz abgehandelt, eigentlich hangelt man sich nur von einem Level zum nächsten. Der stumpfe Metal-Soundtrack hat kaum Ohrwürmer und nervt ebenso wie die dämlichen Kommentare eures Proll-Zauberlehrlings. Das Tutorial erklärt lediglich offensichtliche Basiselemente. Wie neue Fallen funktionieren, soll man gefälligst selbst herausfinden. Auf vielen Karten weiß man zudem nicht, woher denn nun die erste Grünhaut-Welle kommt. Kombiniert mit einem enorm schwankenden Schwierigkeitsgrad entwickeln manche Levels so ein gehöriges Frustpotential. Aber das ist Nörgelei auf hohem Niveau. Mit jeder neuen Angriffswelle macht Orcs Must Die! mehr Spaß.
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