Am 24. Februar veröffentlicht Square Enix mit Octopath Traveler 2 den Nachfolger zu einem von Fans und Presse gleichermaßen gefeierten JRPG, welches vor allem durch seine besondere Optik, aber auch seine Erzählstruktur aus dem Genre-Einheitsbrei heraussticht.
Ob das neue Abenteuer bzw. die eigentlich acht neuen Abenteuer auch in der Fortsetzung begeistern können, wie an den Kritikpunkten des Vorgängers gefeilt wurde und ob ausreichend Neuerungen dazugekommen sind, erzählen wir euch in unserem Test.
8 Charaktere, 8 Geschichten
Wie im Vorgänger müssen wir uns zu Beginn des Spiels für einen von acht Charakteren entscheiden, die jeweils mit einer eigenen Klasse und Geschichte daherkommen sowie an unterschiedlichen Orten in der Welt starten.
Da wäre z.B. die Apothekerin Castti, die ihr Gedächtnis verloren hat und zu Beginn des Spiels aus mysteriösen Gründen alleine in einem Boot über das Meer treibt. Oder der Gelehrte Osvald, der zu Unrecht für einen Mord eingesperrt wurde und nun nach Rache dürstet.
Die Geschichten der einzelnen Figuren sind wieder sehr unterschiedlich und persönlich.
Egal für welchen Charakter wir uns entscheiden, alle anderen können wir nach Abschluss des ersten Kapitels in der Spielwelt aufsuchen, in unsere Gruppe aufnehmen und so auch ihre Geschichten erleben.
Bis zu vier Mitglieder können wir gleichzeitig in unserer Party haben. Gesetzt ist dabei nur unsere anfangs gewählte Hauptfigur und der Charakter der aktuell gespielten Geschichte.
Die Klassen kommen mit allerhand eigenen Fähigkeiten wie verschiedenen Nah- und Fernkampfattacken oder Heil- und Angriffszaubern sowie passiven Boni.
Die aus dem Vorgänger bekannten Wege-Aktionen sind ebenfalls wieder mit an Bord. Diese können die Charaktere außerhalb von Kämpfen ausführen und so z.B. NPCs zu Duellen herausfordern oder sie heimlich ausrauben.
Neu dabei ist, dass alle Charaktere jetzt zwei verschiedene Wege-Aktionen besitzen, je eine für den Tag und für die Nacht.
Den ebenfalls neuen Tag-Nacht-Wechsel können wir in vielen Gebieten per Tastendruck auslösen, um so mit den unterschiedlichen Aktionen Quests zu erledigen oder uns ganz einfach Informationen oder Ausrüstung zu verschaffen.
Einer der größten Kritikpunkte des Vorgängers war, dass die unterschiedlichen Geschichten nur nebenher stattfanden und die Charaktere untereinander nicht auf diese Erlebnisse eingegangen sind.
Daran wurde ausführlich gearbeitet. Kleine Gespräche untereinander greifen die Abenteuer regelmäßig auf und einige Charakterpaare haben sogar gemeinsame Kapitel spendiert bekommen. Diese vertiefen die Beziehungen zwischen den Figuren und geben uns endlich ein richtiges Gruppengefühl.
Mit Boost und Bruch zum Erfolg
Das abwechslungsreiche und taktisch fordernde Kampfsystem aus dem Vorgänger kommt auch in Octopath Traveler 2 erneut zum Einsatz.
In den rundenbasierten Kämpfen erteilen wir unseren Charakteren nacheinander Befehle und lassen sie so Monster attackieren, Heilzauber sprechen oder Stärkungen verteilen.
Das Besondere: All unsere Gegner verfügen über bestimmte Schwachstellen, die wir gezielt attackieren können, um so ihre Verteidigung zu durchbrechen.
Gelingt uns das, wird unser Gegenüber betäubt, was nicht nur dafür sorgt, dass er oder sie mehr Schaden kassiert, sondern auch eine Runde aussetzen muss.
Die Verteidigung wird jederzeit mit einem Schildwert angezeigt, der nach überstandener Betäubung zurückgesetzt wird.
Richtig taktisch werden die Kämpfe dann im Zusammenspiel mit den sogenannten Boost-Punkten, von denen jeder Charakter pro Runde einen erhält. Diese können wir nutzen, um unsere Angriffe gezielt zu verstärken.
Standardattacken werden so bis zu viermal am Stück ausgeführt, Spezialfähigkeiten hingegen gewinnen enorm an Power. Nutzen wir diese Möglichkeiten durchdacht aus, können wir bspw. ganze Gruppen gleichzeitig betäuben, um dann mit verheerenden Flächenangriffen großen Schaden auszuteilen.
Neu sind zudem die “Latenten Fähigkeiten”, die sich im Laufe des Kampfes aufladen und je nach Klasse starke Effekte auslösen. So lädt Händler Partitio direkt all seine Boost-Punkte auf, während Jägerin Ochette eine von drei extrem starken Attacken startet.
All diese Werkzeuge benötigen wir auch dringend, um im Spiel bestehen zu können. Während uns die normalen Kämpfe am Wegesrand - das richtige Level vorausgesetzt - in der Regel vor keine großen Probleme stellen, haben uns die Bosskämpfe regelmäßig aufgemischt und uns alles abverlangt.
Mehrere Phasen und besondere Kniffe haben diese Kämpfe stets zu einem Highlight gemacht. In einer Begegnung kämpften wir z.B. gegen eine Kriegerin mit Wachen, die die Schwachstellen ihrer Herrin blockierten.
Wollten wir diese also ausnutzen und ausreichend Schaden austeilen, mussten wir immer dafür sorgen, dass die Wachen im richtigen Augenblick betäubt waren, um den Effekt so zu umgehen.
Zur Technik: Wir konnten Octopath Traveler 2 auf der PS5 testen und sind in unserer gesamten Spielzeit auf keine spürbaren Bugs gestoßen. Die Performance war zu jeder Zeit einwandfrei, die Ladezeiten sehr kurz.
Eine Optik zum dahinschmelzen
Auch visuell bewegt sich Octopath Traveler 2 auf den Pfaden des Vorgängers. Die von Square Enix “HD 2D” getaufte Grafik schafft erneut einen unglaublich schönen Mix aus Retro-Pixelgrafik und modernen Elementen wie verspielten Partikeleffekten und atmosphärischer Beleuchtung.
Mehr Details in der Spielwelt, ein erweitertes Repertoire an Animationen und die neue dynamische Kamera, die das Spielgeschehen sowohl in den Kämpfen als auch bei der Erkundung aus neuen Blickwinkeln einfängt, sorgen im Vergleich zu Teil 1 für ein gelungenes Upgrade.
Ein wunderschöner und stets passender Soundtrack und eine sehr gute - wahlweise englische oder japanische - Vertonung runden das Ganze ab.
Leider nicht ganz perfekt
Trotz unserer Begeisterung kommen wir nicht gänzlich ohne Kritik aus.
Obwohl das Kampfsystem sehr viel Spaß macht, lässt die Begeisterung für die Standardkämpfe nach einiger Zeit nach, da sich die Gefechte vor allem in den einzelnen Gebieten sehr ähnlich spielen und die Monstertypen nicht immer große Abwechslung bieten.
Da die Kämpfe zufällig ausgelöst werden und wir diese nicht wie z.B. in Chained Echoes nach Lust und Laune umgehen können, haben sie uns oftmals ausgebremst und hin und wieder eher genervt als unterhalten.
Ohne Grind geht's nicht: Wollen wir alle Geschichten erleben, müssen wir die Mitglieder unserer Truppe regelmäßig rotieren. Da diese aber wie im ersten Teil nicht mitleveln, während sie in der Taverne auf ihren Einsatz warten, kommen wir nicht um entsprechenden Grind herum.
Das mag im Genre zwar irgendwie dazugehören, hat uns aber aufgrund der oben genannten Ermüdungserscheinungen und des Ausbremsens des Pacings in den meisten Fällen eher frustriert.
Trotzdem ist Octopath Traveler 2 nicht nur eine absolute Empfehlung für Fans von klassischen JRPGs, sondern für alle, die sich an tollen Geschichten und taktischen Rundenkämpfen erfreuen.
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