20 Minuten. Länger kann ich mit der Nintendo Switch nicht im portablen Modus spielen. Mache ich es doch, begleiten mich über Tage hinweg massive Schmerzen in den Gelenken und im Handrücken. Angedockt möchte ich zudem nicht zocken, da ich mich lieber komplett entspannt auf der Couch rumlümmel und vor dem kleinen Bildschirm besser mental herunterfahren kann.
Zumindest, sofern die Ergonomie stimmt, was bei der Switch für mich leider nicht gegeben ist. Ein anderer Handheld hat mich dann aber auf eine längst überfällige Idee gebracht.
Dieser Artikel erscheint im Rahmen unserer Themenwoche ‘Gesundheit’, die vom 5. bis 11. August auf GamePro stattfindet. Weitere Artikel daraus findet ihr hier in unserer Übersicht:
Zocken kann zur Gefahr für eure Hände werden
Gaming kann gemein sein. Vor allem für die Sehnen in euren Händen und Unterarmen. Diese traurige Bilanz musste ich nach etlichen Jahren im eSport und tausenden durchzockten Multiplayer-Nächten ziehen.
Unzählige Stunden der Pad-Akrobatik in anspruchsvollen Titeln wie Gears of War, Call of Duty und Halo führten dazu, dass ich unter starken Schmerzen wochenlang pausieren musste.
Die Diagnose: Repetitive-Strain-Injury-Syndrom (kurz 'RSI') in Kombination mit dem Karpaltunnelsyndrom ('KTS').
Unter eSportler*innen und Speedrunner*innen handelt es sich dabei um zwei der häufigsten Verletzungsursachen.
Das sind RSI und KTS:
Bei RSI handelt es sich um eine Rückentwicklung der Sehnen in den Händen. Häufige Überbelastung schädigt die Kollagenfasern im Sehnengewebe und führt dazu, dass sie schnell überbeansprucht werden.
Das Karpaltunnelsyndrom beschreibt hingegen die Überreizung des Handgelenks und der Bänder um den Mittelarmnerv herum, wodurch dieser eingeklemmt wird.
Die Kollegen der GameStar haben sich intensiv mit dem Karpaltunnelsyndrom beschäftigt:
Die einzige Form der Vorbeugung hat meine Switch in einen Staubfänger verwandelt
Um RSI und dem Karpaltunnelsyndrom vorzubeugen, bieten sich regelmäßige Pausen zur Entlastung an. Spätestens bei Schmerzen oder Taubheitsgefühlen in den Handflächen und Gelenken solltet ihr sofort eure Controller beiseite legen!
Daran habe ich mich im Falle der Nintendo Switch dann auch strikt gehalten, da ich gemerkt habe, dass die flachen JoyCons unverhältnismäßig schnell RSI- und KTS-Syndrome bei mir hervorriefen.
Ich konnte die Nintendo-Controller einfach nicht gut greifen, viel mehr noch packte ich automatisch deutlich fester zu als notwendig, um die kleine Grifffläche der JoyCons auszugleichen.
Kein Wunder, dass sich schon innerhalb kürzester Zeit eine Überbelastung eingestellt hat…
Damit war ein Großteil der Switch-Faszination dahin, immerhin habe ich mir die Konsole überhaupt erst gekauft, um wieder jede Menge Nintendo-Handheld-Magie zu schnuppern. Sogar Lieblingsreihen wie Bayonetta, Zelda, Metroid und Co. habe ich aber wegen der Verletzungsgefahr ignoriert.
Ich war zu lang auf der falschen Fährte
Ursprünglich hatte ich die Problematik mit der grundsätzlichen Länge der Switch in Verbindung gebracht. Mit dem ebenfalls flachen, aber kürzeren Design vorheriger Nintendo-Handhelds kam ich schließlich noch gut zurecht.
Valves Steam Deck hat mir dann aber die Augen geöffnet: Trotz des doppelt so hohen Gewichts und dem sechs Zentimeter breiteren Gehäuse, spüre ich kaum Ermüdungserscheinungen. Ich kann mehrere Stunden schmerzfrei auf dem Handheld-PC durchzocken, genau wie auf dem ähnlich großen und schweren ROG Ally.
Der anstrengende Griff konnte also nur von der Bauweise der JoyCons kommen – und mit dieser Erkenntnis habe ich dann nach einer Lösung gesucht.
Geniales Zubehör, das überhaupt nicht teuer sein muss
Zuvor habe ich davon abgesehen, Geld in ein Produkt zu investieren, von dem ich nicht wusste, ob ich es wirklich brauche oder ob es überhaupt für mich funktioniert. Mit dem Gedanken daran, dass ich einfach nur einen griffigeren JoyCon-Ersatz brauche, ließ sich aber gut arbeiten.
Also habe ich ein paar simple Griffaufsätze und Silikonhüllen für den schmalsten Geldbeutel getestet und was soll ich sagen? Sie waren eine absolute Offenbarung, obwohl sie kaum mehr als ein Stück zusätzliches Plastik sind.
Meine Spielzeit hatte sich circa versechsfacht, bis die ersten Symptome auftraten, und das ist schon einmal weitaus länger als zuvor!
Außerdem kann ich nun viel besser einschätzen, wann ich die Konsole ausschalten sollte – eben dann, wenn sich eine leichte Erschöpfung oder Anspannung einstellt. Das tut meinen Handgelenken und Sehnen definitiv auch auf Dauer gut.
Nervig ist in meinen Augen nur, dass die meisten Aufsätze nicht in die Docking-Station passen. Das geht häufig nur mit echten Dritthersteller-Controllern, die sind mir je nach Modell aber ein bisschen zu schwer (wie der GripCon von NexiGo) oder ein Stück zu flach (das Split Pad Pro von HORI).
Eine grundsätzliche Besserung meiner gesundheitlichen Probleme führten jedoch so gut wie alle Griffe und Griffaufsätze herbei, endlich konnte ich auch mobil Switch-Spiele ohne Schmerzen zocken.
Ein großer Gewinn für Titel wie Hyrule Warriors, Donkey Kong Country oder auch Super Mario 3D World, die mit ihren kompakten Leveln und einem kurzweiligen Gameplay perfekt zum Handheld-Modus passen!
Ich würde sogar so weit gehen, euch zu empfehlen, allgemein von den klassischen Switch-JoyCons ohne Modifikationen abzusehen, sofern ihr nicht absolut beschwerdefrei mit ihne spielen könnt.
RSI und Karpaltunnelsyndrom können zu einer dauerhaften körperlichen Belastung werden und glaubt mir, anhaltende Schmerzen sind wirklich das Letzte, was ihr bei eurem Lieblingshobby wollt.
Hattet ihr schon einmal mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, die vom vielen Spielen ausgelöst wurden? Wie seid ihr mit ihnen umgegangen?
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