Auf beiden Seiten des Gesetzes
Der Entwickler, der zu etwa 80% aus ehemaligen Criterion-Mitarbeitern (Burnout Paradise) besteht, zwängt Rivals in ein Story-Korsett: Die sich hochschaukelnde Geschichte der Rivalität zwischen Rasern und Cops wirkt aufgesetzt, durch die durchaus ansehnlichen Zwischensequenzen ist das aber verkraftbar. Und mal ehrlich: Um die Handlung geht's uns bei Need for Speed ganz bestimmt nicht. Zu Beginn des Spiels gibt's die Seitenwahl: Raser oder Cop? Eine wichtige Entscheidung, mag man meinen. Doch so ist es nicht: Wir können später jederzeit zwischen den beiden Parteien hin- und herwechseln.
Die Kampagne läuft in beiden Lagern ähnlich ab: Wir erhalten Aufträge, die es zu erledigen gilt. Etwa »verhafte zwei Raser«, »ramme drei Autos von der Seite« oder »gewinne ein Interceptor-Rennen«. Dabei können wir vorgehen, wie wir wollen - es spielt keine Rolle, ob wir die drei Autos nun in einem Kopf-an-Kopf-Rennen gegen einen Freund rammen oder dies in einer Verfolgungsjagt mit der KI-Polizei erledigen. Auf der Karte von Redview County sind zahlreiche Herausforderungen markiert, deren Anzahl mit der Zeit auch noch zunimmt.
Haben wir die vorgegebenen Missionen erfüllt geht's für die Raser in eines der in Redview County verteilten (und auf der Karte markierten) Verstecke und für die Ordnungshüter in die Einsatzzentrale -, übrigens die einzige Möglichkeit, das Spiel zu pausieren. Dort erhalten wir dann unsere Belohnung: Neue Karren, Upgrades und Tuningmöglichkeiten werden freigeschaltet. Während die Polizisten unter uns die neuen Luxuskarren direkt im Fuhrpark finden müssen die Raser tief in die Tasche greifen und die bei den Ausflügen erspielten Punkte dafür hergeben. Aber - und das ist ausgleichende Gerechtigkeit - fürs Auto-Tuning und Waffen zahlen die Cops mehr als die Verkehrsrowdys.
Tiger im Tank, Pferd auf der Haube
Wo man sich in Simulationen wie Forza Motorsport 5 mit »Popelautos« wie dem Audi A3 herumschlagen muss, geht's in Rivals gleich voll zur Sache: Unser erstes Auto ist ein Porsche Cayman S und im Fuhrpark der Polizei steht mal eben ein Mercedes-Benz C63 Black Series rum. Und die Wertigkeit der Lizenz-Autos steigt sogar noch: Mit fortschreitendem Level schalten uns die Macher Traumkarren wie den Lamorghini Veneno, Enzo Ferrari oder den McLaren P1 frei.
Neben den genannten Waffen- und Leistungs-Upgrades dürfen wir uns auch künstlerisch an den Karren austoben: Lack und Felgen färben wir ein, wir platzieren Streifen und Muster und beschreiben das Nummernschild.
Das Fahrverhalten ist - wie bei einem Arcaderacer nicht anders zu erwarten - konsequent auf Gas geben und unkompliziertes Driften ausgelegt. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Boliden sind deshalb naturgemäß weitaus geringer als in Forza 5, aber durchaus spürbar. Je mehr Pferdestärken drinstecken, desto schwieriger sind die Fahrzeuge auf der Strecke zu halten.
Zwo, eins, Risiko!
Ein spannendes Element ist das Versteck für die Raser nicht nur hinsichtlich der Kampagne: Erst wenn wir dort »parken«, werden uns die bis hierhin gesammelten Punkte gutgeschrieben. Werden wir von der Polizei geschnappt, bevor wir ein Versteck erreichen, dürfen wir zwar gleich wieder weiterfahren, die Punkte sind dann aber futsch.
Und das kann unter Umständen ganz schön ärgerlich werden: Denn umso länger wir »draußen« sind und Rennen fahren, desto höher ist auch der Punktemultiplikator und am Ende natürlich auch der Punktestand. Und der Fahndungslevel. Das bedeutet, dass die Exekutive besonders viele Wagen und Helis auf uns hetzt. Entkommen wird dann ganz schon schwierig. Wir müssen also stets abwägen, ob wir unsere gesammelten Punkte lieber sofort ins Versteck bringen oder weiter damit zocken. Das führte im Test schon mal dazu, dass wir den Controller auf den Boden gepfeffert haben weil wir zwei Meter vor dem rettenden Versteck geschnappt wurden. Mit etwa 150.000 Punkten, dafür bekommt man einen neuen Wagen mit vielen Upgrades.
Auf Polizeiseite ist die Sache weniger spannend: Autos müssen wir nicht kaufen, insofern benötigen wir die Punkte nicht so dringend. Und die Gefahr, von Rasern zerstört zu werden, ist deutlich geringer als mit vertauschten Rollen.
Auf Hochglanz poliert
Auf den Next-Generation-Konsolen gibt Need for Speed: Rivals ein sehr gutes Bild ab: Die Frostbite-3-Engine (u.a. Battlefield 4) sorgt für eine Hochglanzoptik, die sich gewaschen hat: Blätter wehen über den Asphalt, die Umgebung spiegelt sich im Lack der Autos, die Lense-Flare-Effekte würden selbst einen Michael Bay glücklich machen. Need for Speed: Rivals ist eines der hübschesten Launch-Spiele für Xbox One und PlayStation 4.
Auf Xbox 360 und PlayStation 3 sieht Rivals allerdings deutlich schlechter aus: arg verpixelte Umgebungen, schwächere Texturen, immer mal wieder kleinere Ruckler. Das hat der direkte Vorgänger Need for Speed: Most Wanted noch besser hinbekommen.
Akustisch dreht Rivals dafür auf allen Plattformen ordentlich auf: Tolle Motorengeräusche, markerschütterndes Sirenengeheulund ein treibender Elektro-Soundtrack bringen mit einer guten Surround-Anlage die Wände zum Wackeln und liefern genau die richtige Untermalung für diesen spiel-gewordenen Adrenalintrip.
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