Beginnen wir gleich mit dem sprichwörtlichen Elefanten im Raum: Murasaki Baby sieht aus, wie der Comic-gewordene Fiebertraum eines Kindes. Oder wie ein Zeichentrickfilm von Tim Burton – wie man’s nimmt. Auf jeden Fall sitzt dieser Stil perfekt: Murasaki Baby ist hübsch, verschroben und ausgezeichnet animiert. Und wer dazu noch auf leicht melancholisch-morbiden Charme steht, fühlt sich in dieser Welt bestimmt wohl.
Nicht ganz so wohl fühlt sich hingegen das kleine Mädchen, das im Mittelpunkt des Puzzlegames steht. Die Kleine ist verzweifelt auf der Suche nach ihrer Mama und steht mit ihrem lila Luftballon etwas verlassen in einer Traumwelt herum. Also nehmen wir das Mädchen bei der Hand – wortwörtlich. Denn das Download-Spiel Murasaki Baby steuert sich gänzlich über Touchscreen, rückwärtiges Touchpad und teilweise durch Schwenken der Playstation Vita.
Mit dem Finger fassen wir das Kind also beim Ärmchen und ziehen es durch die Levels. Dabei müssen wir aufpassen, dass der herzige Ballon des Mädchens nicht platzt, denn das führt zum »Game Over« - bzw. zu einem der fairen Rücksetzpunkte.
Kreatives Babysitting
Die Suche nach »Mommy« ist im Grunde eine Abfolge kleinerer Puzzles. So fürchtet sich das Mädchen etwa vor einer dunklen Höhle und will nicht weitergehen. Wir ziehen eine Glühbirne von der einen Fassung in die nächste, schon bringen wir Licht in die Finsternis und scheuchen auch gleich dutzende Flatterviecher aus ihrer Behausung.
Murasaki Baby - Screenshots ansehen
Richtig interessant wird es, wenn wir auf andere Charaktere treffen. Auch die tragen einen bunten Ballon mit sich. Wenn wir diesen durch Anstupsen zum Platzen bringen, erhalten wir eine spezielle »Stimmung« für unser kleines Mädchen. Das sind unterschiedliche Grafik-Hintergründe, die wir per Wisch über das hintere Touchpad auswechseln und die jeweils eine bestimmte Funktion haben.
Ein Hintergrund etwa ist voller Springteufel, die wir per Druck auf die Rückseite der Vita auslösen. Schon erschrickt sich ein Gegner und macht den Weg frei. Leider kreischt aber auch unser Kind ängstlich auf und lässt ihren Ballon los. Schnell fangen wir ihn mit dem Finger wieder ein.
Kurz, aber gut so
Jeder der drei großen Abschnitte in Murasaki Baby hat andere kreative Stimmungen zu bieten, die wir nach kurzer Einführung geschickt kombinieren müssen. Mal wechselt das Panorama zu einem riesigen Auge, unter dessen stechendem Blick sich unser Mädchen so klein macht, dass es mit seinem Ballon über Hindernisse hinweg fliegen kann. Mal wischen wir eisige Stürme herbei, die einen Fluss einfrieren. Diese Rätsel sind nie wirklich knackig, aber trotzdem so ideenreich, kurzweilig und (dem Tim Burton-esken Setting gemäß) so schräg präsentiert, dass uns der kaum vorhandene Anspruch nicht wirklich auffällt.
Was aber unangenehm auffällt, ist die Steuerung. Kreativer Ansatz hin, originelle Ideen her – das Touchpad ist für genaue Aktionen kaum geeignet, weshalb die Wischerei recht fummelig wird. Müssen wir mehrere Dinge gleichzeitig ausführen (meist gegen Ende eines Abschnitts), wird die Fingergymnastik unangenehm anstrengend, etwa wenn wir parallel das kleine Mädchen voran zerren und den Ballon an spitzen Stacheln vorbeimanövrieren.
Hier kommt Murasaki Baby aber ein Aspekt entgegen, der eigentlich ein dicker Kritikpunkt sein sollte: Seine Länge, bzw. Kürze von mickrigen zwei Stunden. Einerseits ist diese Spielzeit recht frech für den Preis von zehn Euro. Andererseits hat das Ding dadurch aber kaum Längen, die wunderbar bizarren Welten und Fähigkeiten nutzen sich nicht ab und länger als die zwei Stunden von Murasaki Baby würde die reine Touch-Steuerung wohl auch niemand aushalten.
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