Keine Waffen!
Ja, die Kämpfe im ersten Mirror's Edge nerven, sie bremsen aus, sie nehmen uns den Flow. Und mit einer Waffe in der Hand ist Faith ungefähr so dynamisch wie ein platter Autoreifen. Immerhin: Die Schießereien bleiben die meiste Zeit optional. Geschossen wird in Catalyst zwar auch noch, aber nicht mehr von Faith. Sie kann den Gegnern keine Knarren mehr entwinden und sie selbst einsetzen. Stattdessen hat sie eine viel passendere Gegenmaßnahme im Gepäck, den sogenannten Focus Shield, symbolisiert durch einen weißen Balken.
Der Focus Shield wird aktiv, sobald wir die Heldin über eine bestimmte Zeit im wortwörtlichen Sinne am Laufen halten und so den Balken füllen. Oder anders: Ist Faith schnell genug unterwegs, wird sie nicht mehr von Kugeln getroffen. Das klingt leichter, als es ist, insbesondere in unbekanntem Terrain verliert man trotz optischer Hilfen gerne mal die Orientierung, muss minimal verharren, um sich umzuschauen, und schon ist der Focus Shield futsch und die Kugeln schmerzen wieder.
Hin und wieder gibt's jedoch schlicht keine Wegrenn-Option, weil wir etwa einen gut bewachten Sendemast zerstören müssen. Aber Faith kann sich nicht nur mit Tempo wehren, zuschlagen und zutreten darf sie nach wie vor. Besonders lässig: Mit einer leicht zu lernenden Tastenkombi bewegt sie sich elegant in den Rücken der Gegner und kann von dort angreifen oder so schlicht Schlägen und Schüssen ausweichen. Ähnliches kann man schon im ersten Mirror's Edge bewerkstelligen, wenn man die Entwaffnen-Bewegung geschickt einsetzt. In Catalyst geht's allerdings wesentlich lockerer von der Hand. Eine gute Idee: Die Energie des Focus Shields ist nicht nur nützlich, wenn wir beschossen werden. Sie dient auch dazu, nach einem Sturz oder einem anderen ungewollten Stop schnell wieder Tempo aufzunehmen.
Allein mit anderen
Ein bisschen Community gibt's ja schon im ersten Mirror's Edge. Die Time Trials kann man schön für sich veranstalten, man darf seine Zeiten aber auch mit anderen teilen und sich so an den Ergebnissen anderer messen. Mirror's Edge: Catalyst geht jetzt noch mal ein ganzes Stück weiter. Wer will, kann sich die Positionen von anderen Spielern in seiner Freundesliste auf der Karte anzeigen lassen (warum auch immer man das wollen soll). Wer will, kann Markierungen in der Welt für seine Freunde hinterlassen, die etwa sagen: »Hey, ich bin auf dieses Gebäude gekommen, schaffst du das auch?«
Wer will, kann überall im Spiel verstreute elektronische Bill Boards hacken und dort sein Runnerzeichen hinterlassen. Wer will, kann eigene Time Trials erstellen und sie mit seinen Freunden teilen. Diese Time Trials funktionieren dann aber genauso wie im ersten Mirror's Edge, also mit mehreren Wegpunkten, die es abzulaufen gilt. Dice kombiniert das eigentliche Spiel obendrein mit einer Companion App, wo wir unsere Time Trials auch über unsere Freunde hinaus bewerben können. Besonders gute und beliebte Zeitrennen sollen darüber hinaus auch von Dice selbst dort verbreitet werden. Den letzten Schritt wagen die Entwickler allerdings nicht: Koop-Parkour. Nun ja, vielleicht dann in Mirror's Edge 3. Einen Always-On-Zwang soll's nach ersten Auskünften von EA übrigens nicht geben.
Und die Story so?
Wir haben in Stockholm die ersten fünf Hauptmissionen von Catalyst spielen können, und die gingen es mit einer Ausnahme eher gemächlich an. Aussagen über die Qualität der Handlung lassen sich also noch nicht mal ansatzweise treffen. Trotzdem waren wir mild überrascht, Dice nimmt die Sache mit dem Reboot tatsächlich ernst. Faith ist zwar nach wie vor ein Runner, sie hat nach wie vor eine Schwester, der Oberschurke ist nach wie vor der Industrielle Kruger, und die City of Glass ist nach wie vor keine Heititei-Stadt, aber ansonsten ist kaum etwas wie früher.
Catalyst setzt bei der Kindheit der Heldin an, das Spiel verknüpft Faith' Schicksal enger mit ihrem Hauptgegenspieler. Das alles wird in den ersten fünf Missionen beziehungsweise in den entsprechenden Zwischensequenzen zwar nur angedeutet, jedoch ahnt man schon so ein bisschen, wohin die Reise geht (insbesondere in Bezug auf die Schwester). Fest steht jetzt schon: Faith ist bereits nach fünf Missionen greifbarer, als sie es den gesamten Vorgänger hindurch war. Vielleicht gelingt Dice ja hier, was uns beim ersten Mirror's Edge gefehlt hat: ein knalliges Spieldesign mit einer ebenso knalligen Story.
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