Jeder weiß: Erst Ecken und Kanten machen den Charakter eines Menschen richtig interessant. »Weichgespült« und »rundgeschliffen« sind keine Attribute, die für Individualität stehen. Das lässt sich auch auf Spiele übertragen: Nicht die glattgeleckten Großprojekte sind es, die uns nächtelang beschäftigen, sondern jene Spiele, die Alleinstellungsmerkmale haben. Die aus der Masse herausstechen, die Schwierigkeiten, Hürden und Besonderheiten bieten - Ecken und Kanten eben.
Der Schwede Markus Persson wurde durch solche Kanten, vor allem aber buchstäbliche acht Kanten, berühmt und stinkreich. Seit Minecraft ist Klötzchengrafik salonfähig, steckt dahinter doch die volle gestalterische Freiheit. Planen, erkunden, abbauen, sammeln, umschichten, aufbauen, craften - damit trat Markus »Notch« Perssons Kreativ-Sandkasten einen Siegeszug an, der bis heute anhält. Aktuelle Eroberung: Die Playstation 3.
Minecraft… was war das noch gleich?
In Minecraft spielen wir einen namenlosen Helden, der in einer zufällig generierten Welt aus Klötzchen aufwacht und dort zu überleben versucht - oder auch einfach nur seiner Kreativität freien Lauf lässt, je nach Spielvariante. Im Überlebens-Modus starten wir mit leeren Händen und müssen schnell einen Unterschlupf zimmern, denn im Dunkeln - also gleich in der ersten Nacht - geht's uns sonst an den Kragen: Wird's zappenduster, erscheinen mordlustige Monster, von Zombies über Skelette bis hin zu Spinnen.
Haben wir uns eine sichere Basis (am Anfang meist nur ein Holzverschlag) gebaut, geht das eigentliche Spiel los. Wir buddeln Gänge, um Metalle und andere seltene Materialien zu finden. Damit bauen wir dann bessere Werkzeuge, mit denen sich noch schneller und besser abbauen lässt wodurch wir immer mehr Material besitzen, mit dem wir immer größere und anspruchsvollere Bauprojekte verwirklichen können. Grenzen sind nur durch die eigene Phantasie gesetzt.
Von vollautomatischen Getreidefarmen über ebenso automatische Lagerverwaltung bis hin zu ausgeklügelten Monsterfallen: Kaum etwas scheint in Minecraft unmöglich zu sein. Die kastige Sandbox lässt sich zudem wunderbar mit Freunden (oder Feinden) bespielen. Dabei geht die Bandbreite der Möglichkeiten von simplen Erkundungstouren durch riesige Höhlensysteme über gemeinsame Großarchitektur bis hin zu High-Tech-Kriegen.
Erfolg dank Offenheit
Herkömmliches Marketing brauchte Minecraft nie, die Spieler und ihre Videos über die Möglichkeiten des Sandboxspiels sorgten für Bekanntheit: Let's Plays von Minecraft waren und sind überaus beliebt - ein Spieler fackelte beispielsweise versehentlich sein komplettes Haus ab, das Video wurde bis heute über 7,6 Millionen Mal angesehen. Die 1:1-Umsetzung des Raumschiffs Enterprise bringt es bis heute auf über 12,2 Millionen Youtube-Views.
Ein anderer Spieler baute einen funktionierenden Prozessor, was selbst den Entwickler aus den Socken haute. Dank der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten des eigentlich so simplen Spiels verkauften sich die Versionen für PC und Mac bisher über 13,7 Millionen Mal.
Dabei blieb es aber nicht. Die britischen 4J Studios portierten im Auftrag von Perssons Firma Mojang Minecraft auf die Xbox 360. Diese Version erschien mit einem deutlich reduzierten Versionsumfang- die Kritiken fielen hier nicht ganz so begeistert aus wie bei der PC-Version. So fehlte zu Beginn beispielsweise der Kreativ-Modus, in dem man von allen Materialien unendliche Mengen besitzt, um ungehemmt seiner Baulust frönen zu können.
Mit dem Patch 1.2 wurde hier Abhilfe geschaffen. Gegenüber der PC-Version hinkt die Xbox allerdings auch heute noch mehrere Updates zurück. Trotzdem erfreut sich auch diese Variante absoluter Beliebtheit: Im Dezember 2013 gab Mojang 10 Millionen verkaufte Einheiten auf der Xbox 360 bekannt.
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