2020 floppte dieses Xbox-Exclusive hart - heute trainiert es für Microsoft eine KI zur Spieleentwicklung

Microsoft stellt eine KI namens Muse vor, die beim Spiele-Entwickeln helfen soll und womöglich auch dazu beitragen kann, alte Spiele zu konservieren.

Bleeding Edge hilft Microsoft jetzt beim Trainieren der Muse-KI, aber ob das gut ist, daran scheiden sich die Geister. Bleeding Edge hilft Microsoft jetzt beim Trainieren der Muse-KI, aber ob das gut ist, daran scheiden sich die Geister.

Erinnert ihr euch noch an Bleeding Edge, den Multiplayer-Shooter von Ninja Theory? Das Xbox-Exclusive wurde 2020 veröffentlicht und ist krachend gescheitert. Die Server blieben nicht lange online und das Spiel fiel dem Vergessen anheim. Aber die ganze Arbeit war nicht umsonst, weil Microsoft seine KI Muse mit Bleeding Edge trainiert hat. Allerdings kommen die Pläne, die KI zur Entwicklung von Spielen einzusetzen, nicht besonders gut an.

Microsoft hat seine neue KI mit dem Shooter Bleeding Edge trainiert

Darum geht's: Zwischen den beiden Hellblade-Spielen hat das Entwicklerstudio Ninja Theory etwas ganz anderes gemacht und den Multiplayer-Shooter Bleeding Edge veröffentlicht.

Der Mix aus MOBA und Hero-Shooter kam allerdings nicht besonders gut an und wurde im großen GamePro-Test zu Bleeding Edge mit einer 50er-Wertung und der Überschrift "Den Download nicht wert" abgestraft.

Bleeding Edge: Multiplayer-Action von Ninja Theory hat Releasetermin Video starten 1:36 Bleeding Edge: Multiplayer-Action von Ninja Theory hat Releasetermin

Microsofts neue KI Muse wurde mit Bleeding Edge trainiert, um der sogenannten Künstlichen Intelligenz etwas über Spiel-Physik und die Reaktionen auf die Eingaben von Spieler*innen zu lernen. Muse selbst soll dann viele unterschiedliche Bereiche abdecken, in denen die KI angeblich helfen kann.

Laut Xbox geht das folgendermaßen: Mit Muse werde bereits ein in Echtzeit spielbares KI-Modell entwickelt, das seinerseits mit First Person-Shootern trainiert wurde. Außerdem soll Muse dabei helfen, Gameplay-Prototypen während der Entwicklung zu erstellen und dafür neue Inhalte zu generieren. Last, but not least könnte Muse auch dabei helfen, alte Spiele zu bewahren, sodass sie nicht irgendwann unspielbar werden.

Ninja Theory-Chef Dom Matthews sagt (via GameSpot):

"Es geht nicht darum, KI zu nutzen, um Inhalte zu erstellen, sondern es geht tatsächlich darum, einen Workflow und Annäherungen zu schaffen, die es unserem Team hier, das aus 100 kreativen Experten besteht, erlauben, mehr zu tun."

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Viele andere Entwickler sehen das ganz anders und fürchten um ihre Jobs

KI ist und bleibt kontrovers. Während immer mehr Chefetagen in Unternehmen auf generative KI setzen, sehen viele Arbeiter*innen deren Einsatz generell eher kritisch. Laut einer Studie fürchten sie vor allem die Konsequenzen und Auswirkungen auf ihre jeweiligen Jobs. Kein Wunder, wo seit vielen Monaten eine Kündigungswelle in der Gaming-Branche auf die nächste folgt.

"Niemand will das": Gegenüber Wired melden sich diverse Entwickler*innen (größtenteils anonym) zu Wort und lassen kein gutes Haar an der neuen KI-Enthüllung von Microsoft. David Goldfarb vom Studio The Outsiders findet sogar äußerst drastische Worte dafür, die gut verdeutlichen, wie sauer das Thema vielen Entwickler*innen aufstößt:

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Im Gespräch mit Wired erklärt der Entwickler auch, wieso er nicht an KI in der Spiele-Entwicklung glaubt:

"Weil die Leute, die das bewerben, es nur tun, um den Kapitalverbrauch zu reduzieren und egal ob sie es beabsichtigen oder nicht, sie arbeiten effektiv daran, Millionen an kollektiven Jahren ästhetischer Anstrengungen von Entwickler*innen und Künstler*innen zu entrechten und zu entwerten.

Das Hauptproblem ist, dass wir das Handwerk verlieren. Wenn wir uns auf diesen Kram verlassen, stärken wir implizit eine Klasse an Leuten, die diese Werkzeuge besitzen, aber denen egal ist, wie sie damit unser Leben verändern."

Es geht aber nicht nur darum, dass Kreativität verdrängt und ausgetrocknet wird, sondern auch ganz klassisch um Job-Sicherheiten, Geld und damit das Überleben der Arbeitenden im Videospielbereich, wie ein anonymer Entwickler sagt:

"Sie sehen nicht, dass das niemand wollen wird. Ihnen ist egal, dass das niemand wollen wird. Interne Diskussionen über diese Art von Dingen sind so leise, weil ALLE Angst davor haben, dagegen zu sein und dann wegen der turbulenten Zeiten in unserer Industrie ihre Jobs zu verlieren."

Ein weiterer, anderer Entwickler fasst seine Bedenken dahingehend folgendermaßen zusammen:

"Es ist ekelhaft, dass ich das Gefühl habe, anonym bleiben zu müssen, weil ich in diesem Zustand der Gaming-Industrie sie auch noch darum anbetteln muss, Geld für einen Game Pass-Deal zu bekommen, und hier meinen Namen zu veröffentlichen, würde meine Chancen reduzieren.

Auf mich wirkt das so, als wären das echte Ziel dieses Modells nicht die Entwickler*innen, sondern Shareholder, um ihnen zu zeigen, dass Microsoft bei KI all in geht, die immer noch kein Produkt hervorgebracht hat, das irgendwer will."

Währenddessen gibt Marc Burrage von Creative Assembly auch noch zu bedenken, dass der angedachte Bereich, in dem die Muse-KI bei der Spiele-Entwicklung helfen soll, dazu gar nicht besonders gut geeignet sei. Beim Erstellen von Prototypen gehe es ihm zufolge auch immer um den Prozess selbst, und nicht nur um das Resultat. Es gehe auch um das, was man dabei lernt und das lasse sich nicht einfach in dem Glauben abkürzen, danach genauso gut vorbereitet zu sein.

Wie denkt ihr über die KI von Microsoft und glaubt ihr, dass in Zukunft immer mehr Spiele mit KI-generierten Inhalten erscheinen?

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