GTA 5 ist immer noch in aller Munde. Auch sieben Jahre nach dem ursprünglichen Release für PS3 und Xbox 360 ist das Spiel regelmäßig in den Verkaufscharts vertreten. Aber wie das bei großen Franchises oft der Fall ist, wäre GTA 5 ohne seine Vorgänger nicht da, wo es heute ist. Im Falle von Grand Theft Auto würde ich aber gar nicht ganz bis zum Anfang gehen, denn den richtigen Durchbruch schaffte Rockstar Games in meinen Augen mit GTA 3.
GTA 3 ist ein Spiel, das ich vor allem dafür schätze, dass es meinen spielerischen Horizont erweitert hat. Denn auch wenn alle nachfolgenden Teile prinzipiell vieles besser gemacht und meiner Meinung nach in GTA 4 ihren bisherigen Höhepunkt gefunden haben, findet meine Faszination für die Reihe im dritten Teil ihren Ursprung.
Neue Maßstäbe für offene Welten
Eines gleich vorneweg: Ich habe GTA 3 nicht zum Release gespielt. Bei der Veröffentlichung im Jahr 2001 war ich gerade einmal 8 Jahre alt. Es war dennoch das erste GTA für mich, wenn auch mit einigen Jahren Verspätung. Der große Bruder eines guten Freundes ... ihr kennt das sicher.
Doch was genau hat das Spiel so besonders gemacht? Offene Welten waren grundsätzlich nichts Neues mehr. Das Rennspiel Driver bot beispielsweise schon vorher vier verschiedene Städte, die wir ohne größere Einschränkungen erkunden konnten. Jedenfalls, wenn wir es vorher durch das lächerlich schwere Tutorial geschafft haben.
GTA 3 packte aber auf alle offenen Welten noch eine ganze Schippe drauf und wickelte sie für mich in Geschenkpapier ein. Allein die Tatsache, dass wir aussteigen konnten, sprengte meinen damaligen, spielerischen Horizont. Zu Fuß ließ sich Liberty City viel genauer erkunden, wir konnten durch kleine Gassen laufen und teilweise sogar Geschäfte betreten. Dadurch wirkte die Welt deutlich realistischer, als in Open World-Rennspielen, die bis dahin mein Maßstab für Bewegungsfreiheit waren.
Davon abgesehen fügte sich alles zu einer organischen, nachvollziehbaren Welt zusammen. Nach einem Unfall kam z.B. ein Krankenwagen und versorgte die Verletzten. Bei einer Schießerei ergriffen umstehende Passanten die Flucht. Mein Umfeld reagierte also auch auf das, was ich als Spieler tat. Das gab es zwar auch schon in den Vorgängern, aber durch die 3D-Grafik wirkt GTA 3 damit um ein vielfaches eindrucksvoller.
Apropos: An dieser Stelle möchte ich nur am Rande an das selten erwähnte Feature erinnern, dass Spiel auch weiterhin aus der Vogelperspektive gespielt werden konnte. Möglicherweise war diese Funktion für Nostalgiker und Fans der ersten beiden Teile gedacht. Genutzt haben sie vermutlich die Wenigsten.
Was die realistische Simulation der echten Welt betrifft, ist mir zudem der Radiosender Head Radio besonders im Gedächtnis geblieben. Dieser warb mit "noch mehr Werbung und dafür noch weniger Musik". Einer der wenigen Sprüche, die ich mir damals selbst übersetzen konnte.
Unendliche Möglichkeiten, mit und ohne Flügel
Und dann wäre da noch der Dodo. Das bemitleidenswerte Flugzeug ohne richtige Tragflächen warf viele Fragen auf. Die Wichtigste davon war: "Soll das so sein?".
Die Steuerung war furchtbar, aber wir konnten fliegen! Nachdem ich schon aussteigen und rumlaufen konnte, war die Vorstellung, sich nun auch in die Lüfte zu erheben, viel zu reizvoll. Viele Versuche und geschrottete Dodos später ging es dann sogar einigermaßen. Zumindest, solange ich keine Kurven geflogen bin. 31 Sekunden waren mein persönlicher Rekord. Heute gibt es Videos auf YouTube, in denen Spieler Minuten lang in der Luft bleiben. Mein damaliges Ich zollt diesen Menschen großen Respekt.
Spannung pur, auch außerhalb der virtuellen Welt
Mir war auch als junger Jugendlicher bereits klar, dass das Spiel, aufgrund des Gewaltgrades, nicht für mich und meine Freunde gemacht wurde. GTA 3 steht daher für mich auch sinnbildlich für allerhand Geheimniskrämerei und Vertuschungs-Aktionen, um nicht von den Eltern mit dem "bösen Spiel" erwischt zu werden. Um zu verheimlichen, was auf den Straßen von Liberty City vor sich ging, wurden einige Taktiken entwickelt. Manche waren raffinierter als andere.
Das Standard-Verfahren sah vor, einfach ins Menü zu wechseln, wenn ein Eltern-Teil dabei war, den Raum zu betreten. Ob sich meine Eltern manchmal gefragt haben, warum ich eigentlich so oft in Menüs unterwegs war? Ich weiß es nicht.
GTA hatte aber im Vergleich zu herkömmlichen Ego-Shootern einen Vorteil: Wenn wir Auto fuhren (was oft der Fall war), war das ansonsten brutale Spiel quasi im Tarnmodus. Immerhin hatte niemand etwas gegen harmlose Autorennen einzuwenden, zumal ich damals ohnehin viele (echte) Rennspiele gespielt habe. Die wohl uneleganteste Lösung fand aber tatsächlich ein Freund von mir: Kurz bevor seine Mutter hereinkam, schaltete er den PC ruckartig per Startknopf aus. Wir saßen also auffällig unauffällig und wie angewurzelt vor einem schwarzen Bildschirm. Nun ja, niemand ist perfekt.
Auch wenn das im Rückblick ziemlich albern klingt, ist es doch etwas, was GTA 3 für mich ausgemacht hat. Eine riesige Welt, voll mit Möglichkeiten und der Freiheit alles zu tun, wäre an und für sich schon Wahnsinn gewesen. Zusammen mit dem Reiz des Verbotenen glich das Spiel aber auch in der Realität einem richtigen Abenteuer. Von der ganzen politischen Debatte rund um den Release habe ich damals übrigens rein gar nichts mitbekommen.
Wer GTA 3 heute noch einmal spielen will, hat Glück. Mittlerweile ist es auf nahezu allen Plattformen verfügbar, sogar auf Android und iOS. Letztlich ist aber egal auf welcher Plattform, Spaß macht es überall.
Habt ihr GTA 3 gespielt und was sind eure Erinnerungen an den Teil?
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