Wir stellen uns das so vor: Ende 2003 sitzt man bei Bioware im kanadischen Edmonton im Konferenzraum zusammen. Knights of the Old Republic ist gerade fertig, jetzt planen die Entwickler ein neues Projekt. »Noch ein Science-Fiction-Rollenspiel wäre schon cool«, sagt ein Programmierer. »Aber ohne diese doofe Star Wars-Lizenz«, wirft ein Grafiker ein. »Das gibt nur Stress mit den Aufpassern von Lucas Arts!« Ein Story-Autor: »Pah, so ein Science-Fiction-Universum denke ich mir doch samt Story vor dem Frühstück aus!« Schließlich spricht Firmenchef Greg Zeschuk ein Machtwort: »Also ist es beschlossene Sache: Wir machen KotOR noch mal, aber diesmal ohne Star Wars! Und wir nennen es: Mass Effect.«
Natürlich wissen wir nicht, ob Biowares Rollenspiel-Epos Mass Effect wirklich so geboren wurde. Glauben könnte man es aber allemal, fast alle Spielelemente aus Knights of the Old Republic finden sich im inoffiziellen Nachfolger wieder. Gut so, schließlich war das Star Wars-Rollenspiel ein Meilenstein in Sachen Story und Charaktere. Allerdings hat Bioware auch die Mängel des Titels kopiert.
Geth’s noch?
Die Hintergrundgeschichte von Mass Effect ist im Grunde schnell erzählt: Die Menschheit findet auf dem Mars Überreste einer uralten Technologie, die interstellare Reisen ermöglicht. Innerhalb weniger Jahre schließt man Frieden mit den anderen Völkern der Milchstraße. Doch die Alle-Aliens-sind-Freunde-Idylle wird jäh gestört, als die Geth auftauchen, skrupellose Maschinenwesen. Der Hauptcharakter Commander Shepard macht sich auf, um die Invasion aufzuhalten und ihre Hintergründe zu erforschen. Wer mehr über das Mass Effect-Universum wissen möchte, dem sei auf jeden Fall das Buch »Die Offenbarung« ans Herz gelegt (siehe Kasten).
Startschwierigkeiten
Mass Effect kommt nur langsam in Fahrt: Während ihr in der ersten Spielstunde die von den Geth überfallene Kolonie Eden Prime erkundet und dabei spannende Kämpfe erlebt, wird es danach sehr dröge. Rund fünf Stunden verbringt ihr auf der Citadel-Raumstation des Galaktischen Rates, führt unzählige Gespräche und löst massenhaft Nebenquests. Danach kennt man zwar alle Völker und politischen Hintergründe der Galaxis, doch selbst hartgesottene Rollenspieler könnten in diesem Laber-Marathon die Lust verlieren. Wer sich aber durchbeißt, den erwartet danach ein schickes Raumschiff – die Normandy – und ein wahrhaft episches Abenteuer als Spectre-Polizist im Dienst des Galaktischen Rates.
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