Zerschundene Handflächen, ausgeleierte Analogsticks, zerstörte Freundschaften - es gibt nicht wenige, die die Mario Party-Spiele unter anderem mit genau diesen nicht wirklich erfreulichen Dingen verbinden. Mario Party machte seinem Namen insbesondere im Multiplayer aber auch stets alle Ehre, weswegen es nicht verwunderlich ist, dass Nintendo mit Mario Party Superstars für die Switch den mittlerweile 18. (!!!) Teil der Serie veröffentlicht. Und damit auch dieses Mal wieder etliche Spieler*innen vor die Bildschirme locken dürfte.
Großartige Experimente oder Neuerungen wagt Nintendo mit diesem Teil nicht. Stattdessen klaubt sich Superstars viele Inhalte und Abläufe insbesondere aus den ersten drei und bei Fans immer noch sehr beliebten N64-Teilen zusammen, verpackt sie in deutlich hübscherem Gewand und ergänzt weitere Features wie einen Online-Modus. Das riecht zunächst mal verdächtig nach Nintendos berüchtigter Zweitverwurstung, machte in unseren Testrunden aber trotzdem enorm viel Spaß.
Und ewig grüßt das Minispiel
Das liegt natürlich vordergründig am unkaputtbaren und wunderbar eingängigen Spielprinzip, das Neulinge nicht überfordert und Veteranen gleichzeitig in angenehmen Erinnerungen schwelgen lässt. Vier Charaktere aus dem Nintendo-Kosmos würfeln und ziehen im Brettspiel-Stil über ein Spielbrett und sammeln nach und nach Münzen, um sich damit Sterne kaufen zu können. Wer am Ende einer Partie die meisten davon besitzt, gewinnt.
Das ist aber natürlich nur die recht langweilig klingende Kurzform - für das Salz in der Suppe und klingelnde Münzkassen sorgen vor allem die insgesamt 100 Minispiele, von denen wir im Laufe einer Partie etliche absolvieren und die auch bei Mario Party Superstars ein echtes Highlight sind.
Hier fährt Nintendo in Superstars ein sehr abwechslungsreiches Lineup mit vielen Lieblingen aus der gesamten Seriengeschichte auf. In “Kugelchaos” gilt es beispielsweise, die Kontrahenten auf einem Ball balancierend in den Abgrund zu stoßen, dann wieder müsst ihr möglichst viele Gumbas mit einem Käfig fangen, Schneebälle rollen, Rennen fahren, Gegner in Minipanzern erledigen und vieles mehr. Die Regeln sind stets simpel und schnell erfasst, wer mag, kann vor dem Start im Regelmenü noch ein bisschen üben.
Wirkliche Rohrkrepierer sind bis auf wenige Ausnahmen keine dabei, wir zumindest können uns an kaum eine stimmigere Minispiel-Auswahl in der Seriengeschichte erinnern. Schön: Auf dem “Minispiele-Berg”, der sich über das Hauptmenü erreichen lässt, können die Spiele auch in beliebiger Reihenfolge und ohne Unterbrechungen gespielt werden, teils sogar in unterschiedlichen Variationen.
Bretter-Nostalgie
Die fünf liebevoll gestalteten Spielbretter sind optisch aufgebrezelte Versionen von Klassikern aus den drei N64-Teilen und gefallen auch heute noch mit kleinen Gameplay-Kniffen, die immer wieder für fein dosierte Überraschungen und Ärgermomente sorgen können.
Im Horror Land gibt es beispielsweise einen Tag-Nacht-Wechsel mit sich ändernden Wegrouten, bei Peachs Geburtstagstorte könnt ihr Piranhapflanzen aussäen, die euren Kontrahenten auf entsprechenden Aktionsfeldern Münzen wegschnappen, und auf dem Weltraumbrett solltet ihr euch vor der Bowser-Rakete in Acht nehmen.
Obwohl Zufall und Glück in Mario Party seit jeher wichtige Bestandteile sind, können wir diesen auch in Superstars mit Items, die wir auf dem Brett finden oder kaufen können, ein wenig auf die Sprünge helfen. Der Glückswürfel etwa lässt uns eine beliebige Zahl von 1 bis 10 wählen und der Generalschlüssel öffnet zuvor verschlossene Wege.
Insgesamt wirken die Items gut ausbalanciert, wie schon im indirekten Vorgänger Super Mario Party finden wir allerdings die seltene Goldröhre, mit der man sich direkt vor ein Sternenfeld teleportieren kann, etwas zu mächtig. Zudem hätten wir uns eine Option gewünscht, auch komplett ohne Items spielen zu können. Zumal Mario Party Superstars ansonsten eine ganz erfreuliche Menge an Einstellungsmöglichkeiten bietet.
Von Optionen und Multiplayer-Festen
Wie üblich lässt sich etwa vor einer Partie die Rundenzahl festlegen, dieses Mal ist es aber auch möglich, ein Match nachträglich noch um zusätzliche Runden zu verlängern. Daneben können wir auch entscheiden, ob und wenn ja für welche Kategorien es am Ende einer Partie Bonussterne geben soll (beispielsweise für die meisten gewonnenen Minispiele) und ob manche Spieler*innen mit einem Sternenvorsprung in die Partie starten. Außerdem cool: Mit bunten Nintendo-Stickern könnt ihr den Mitspielenden nun während des Spiels kleines Nachrichten zukommen lassen, sie etwa anfeuern oder für gute Spielzüge loben.
Das alles resultiert unter dem Strich gerade im Multiplayer wieder in einer echten Spaßorgie und kuriosen Szenen, bei denen Lust und Frust oft so nah beieinander liegen wie ansonsten nur in der Mario Kart-Serie. Im lokalen Modus vor einer Konsole läuft das Spiel wie seine zahlreichen Vorgänger zu absoluter Hochform auf, aber auch der Online-Modus - der anders als in Super Mario Party dieses Mal komplett von Anfang an dabei ist - wirkt gut angebunden, auch wenn wir ihn in unserer Testphase nur eine knappe Stunde ausprobieren konnten.
Wer solo spielt, wird dagegen vermutlich nicht ganz so viel Freude haben: Es gibt zwar drei gut ausbalancierte CPU-Schwierigkeitsgrade und viele Abläufe lassen sich auch beschleunigen, allerdings wartet man immer noch viel zu lange, bis die Züge und Aktionen der Computergegner abgeschlossen sind.
Einen Eindruck von den Modi und Abläufen könnt ihr euch übrigens auch in diesem Trailer verschaffen:
Zu wenig Feierei
Es gibt also wirklich viel zu feiern in diesem Mario Party Superstars, für eine Hit-Wertung reicht es letztendlich aber ganz knapp doch nicht. Denn umfangstechnisch gibt der Titel abseits der üppigen Minispielauswahl keine gute Figur ab. Zehn wählbare Charaktere und vor allem lediglich fünf Spielbretter wirken insbesondere im Vergleich zum letzten Switch-Mario Party reichlich mager. Nintendo hätte hier gerne noch mehr aus dem gewaltigen Fundus der N64- GameCube-, und Wii (U)-Teile schöpfen dürfen, insbesondere Fan-Lieblinge wie das Western-Land (Mario Party 2) oder Marios Regenbogen-Schloss (Mario Party) hätten sich für eine optische Frischzellenkur angeboten.
Durch die geringe Zahl nutzen sich insbesondere die eigentlich toll designten Spielbretter recht schnell ab und lassen uns mit dem Wunsch zurück, dass Nintendo doch bitte recht schnell Nachschub in Form von (im besten Fall kostenlosen) DLCs liefert - und sich diese nicht für ein mögliches Mario Party Nummer 19 aufspart.
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