Gruseliger als Gespenster
Gerade in den Bosskämpfen zeigt sich jedoch ein Punkt, der uns sehr viel mehr zu Schaffen macht als die Geister und Gespenster: die Steuerung! Während die bei Nintendo-Spielen normalerweise immer sehr intuitiv ist, wirkt sie in Luigis Mansion 3 einfach nicht zu Ende gedacht. Zwar ergibt sie zu einem großen Teil wirklich Sinn: Wir laufen mit dem einen und zielen mit dem anderen Stick, mit der einen Schultertaste saugen, mit der anderen Pusten wir. Doch dann kommt der Rest.
Sowohl der Stroboblitz als auch der Saugschuss liegen auf den Buchstabentasten, der Stroboblitz braucht zudem eine Zeit, bis er komplett aufgeladen ist. Das Problem dabei? Wenn ein Gegner um uns herumfliegt, und wir ihm folgen wollen, können wir die Zielrichtung nicht verändern, weil der Daumen ja auf dem Buchstabenbutton liegt. Wir müssten also entweder den anderen Daumen nutzen, der uns gerade bewegt, oder unseren Zeigefinger einrollen und damit drücken. Das klingt nicht nur unbequem, sondern sich auch ganz schön umständlich.
Bei der alternativ wählbaren zweiten Steuerungsmethode folgt der Lichtstrahl der Bewegung Luigis. Klingt intuitiv, führt aber bei minimalen Ausweichbewegungen dazu, dass das Gespenst aus dem Fokus des Lichtstrahls gerät. Wer in seiner Verzweiflung den Bewegungssensor der Switch zu Hilfe nehmen will, wird ebenfalls enttäuscht, denn die lenkt den Strahl nur nach oben, nicht aber waagerecht.
In der Regel fällt es nicht auf, da die meisten Level tunnelartig aufgebaut sind. Da reicht es völlig, wenn wir das Fadenkreuz mit der Bewegungssteuerung nach oben und unten bewegen können. Aber was, wenn etwas um uns herumflattert? Oder ein Boss in der Arena seine Kreise zieht?
Flexibel sind wir mit dieser Tastenbelegung nämlich nicht, und wir haben auch keine Möglichkeit gefunden, sie zu ändern. Während Luigis Mansion 3 in Sachen Gegner- und Leveldesign vor Kreativität, klugen Ideen und originellen Spielmechaniken sprüht, ist die Tastenbelegung mehr als gewöhnungsbedürftig.
Da es meistens darum geht, die Fieslinge mit einer Kombination unterschiedlicher Techniken auf die Bretter zu schicken, ist es doppelt ärgerlich, wenn wir nicht wissen, ob wir gerade die falsche Taktik anwenden oder die Steuerung einfach nur nicht richtig mitmachen will.
Geistreiche Knobelei
Habt ihr euch jedoch erst mal mit der Steuerung arrangiert, gibt es jede Menge kleiner Details und Modi, die den bekannten Nintendo-Charme ausstrahlen. Zum Beispiel die vielen Rätsel, die überall auf uns warten und mit Sauger, Pömpel oder Lampe gelöst werden müssen.
Die sind zwischendurch ganz schön knifflig, weil sie oft von uns verlangen, um die Ecke zu denken. Oder durch die Ecke. Dafür ist nämlich Fluigi da, unser glubschiger Doppelgänger, den wir auf Knopfdruck aus unserem Ektoplasma-Tank schlüpfen lassen können. Anders als wir ist er unempfindlich gegen spitze Gegenstände oder kann sich durch Gitter quetschen und kommt deswegen an Orte, an die Luigi niemals könnte.
Oder er unterstützt uns mit seinem Sauger, wenn ein FLU nicht genügend Saugkraft hat (etwa um Rauch aus der Küche abzupumpen). Aber Achtung: Wasser löst ihn auf! Spielt ihr die Kampagne übrigens zu zweit, schlüpft der zweite Spieler in die Rolle des grünen Glubsch.
Mit und ohne Fluigi variiert der Schwierigkeitsgrad in den Rätseln. Manche sind sehr offensichtlich und verlangen lediglich ein bisschen Laufarbeit. Über andere haben wir uns jedoch den Kopf zerbrochen. Und uns ernsthaft gefragt, ob die Kinder, die das Spiel dank seiner Freigabe ab sechs Jahren ebenfalls kaufen können, vielleicht einfach klüger sind.
Mehr Luigis, mehr Spaß?
Abseits der Kampagne verfügt Luigi's Mansion 3 noch über zwei Arten von Multiplayer-Modus. Option eins, der Wirrwarrturm, wird prozedural generiert, sodass keine Map gleich ist. Bis zu acht Spieler können hier an vier Switch-Konsolen gemeinsam auf Geisterjagd gehen. Die Missionen müssen innerhalb des Zeitlimits erledigt werden und können, falls ihr keine Freunde zur Hand habt, auch mit sieben anderen Onlinespielern absolviert werden. Dafür braucht ihr dann jedoch Nintendo Online.
Habt ihr nur ein Spiel, aber mehrere Controller, ist der Polterpark eine Option. Bis zu acht Spieler treten in zwei Teams, Luigi gegen Fluigi, gegeneinander an. Dabei haben wir die Wahl zwischen drei Modi: Der Geisterjagd, bei der jedes Team so viele Geister wie möglich zur Strecke bringen muss. Der Kanonade, wo ordentlich herumgeschossen wird, und der Poolmünzjagd, wo sich jeder in kürzester Zeit die meisten Münzen unter den Nagel reißen muss. Sehr praktisch: Da Luigis und Fluigis so verschieden aussehen, ist es sehr leicht, die Teams voneinander zu unterscheiden.
Schaurig schön
Zuletzt müssen wir unbedingt noch ein, zwei Sätze über die Atmosphäre verlieren: Das Spukhotel ist wirklich außerordentlich gut gelungen. Jedes Stockwerk hat ein anderes Flair, und anders als übliche Feuer-, Eis, oder ähnliches-Level gibt es hier Einkaufspassagen, eine Disko oder eine Botaniketage mit riesigen Pflanzenranken.
Und natürlich ist auch Luigi selbst goldig. Der Arme schlottert bisweilen so sehr, dass wir beinahe ein schlechtes Gewissen haben, wenn wir ihn in den nächsten Stock schicken. Aber nur beinahe. Schließlich wollen wir unbedingt wissen, was in der nächsten Etage auf uns wartet.
Rund herum hat Luigis Mansion 3 also alles, was ein gutes Puzzle-Adventure braucht. Die Steuerung ist jedoch auch nach mehreren Stunden mehr als gewöhnungsbedürftig. Wer darüber jedoch hinwegsehen kann, Fan der Reihe ist oder einfach mehr Arme hat als wir, sollte definitiv einen Besuch im Gruselhotel in Betracht ziehen.
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