Es war einmal vor langer Zeit, da wussten wir tatsächlich noch nicht, was ein Lego-Spiel von Traveller's Tales für uns bereithält. Lustigerweise war's ja sogar das erste Lego Star Wars, das damals jeden überraschen konnte. Weit über ein Dutzend Spiele später wissen die meisten beim Erscheinen von Lego Star Wars: Das Erwachen der Macht wahrscheinlich ziemlich genau, was sie kriegen - einen launiges Action-Adventure mit Rätseln, Kämpfen und witzigen Zwischensequenzen, Koop-tauglich, dazu Soundtrack, Stimmen und Schauplätze der Lizenzvorlage (in dem Fall Star Wars 7). Oh, und das Sammeln und Freischalten von Lego-Collectibles steht natürlich auch ganz oben auf der Gamedesign-Agenda.
Und Check, Check, Check - ja, alles drin im neuen Lego-Spiel. Die eigentlich spannende Frage ist also: Schafft Traveller's Tales es, aus ihren Routine-Zutaten erneut einen Mix zu rühren, der viel Spaß macht? Schließlich steht diesmal »nur« ein einziger Star-Wars-Film als Vorlage zur Verfügung. Läuft der Entwickler Gefahr, in die Schublade der Lizenzgurken zu rutschen? Finden wir's raus.
Die Highlights zuerst
Eins werfen wir mal direkt in den Raum: Für ein Lego-Spiel sieht Das Erwachen der Macht fantastisch aus. Klar, der Lego-Look setzt dem Grafik-Gerüst an bestimmten Stellen Grenzen, allerdings haben die Entwickler an allen anderen Ecken und Enden geschraubt. Die Schauplätze sind detailreich und stimmungsvoll in Szene gesetzt, besonders die Explosions- und Lichteffekte können sich sehen lassen. Wenn Lichtschwert auf Lichtschwert trifft, dann knallt und blitzt es genau in der richtigen Intensität - und die Klangkulisse trägt ihren Teil bei.
In puncto Soundtrack leidet das Spiel allerdings ein wenig darunter, dass die Filmvorlage hier nicht mit den älteren Trilogien mithalten kann. Trotzdem sind die Musik-Stücke so eingespielt, dass sie maximal zur Atmosphäre beitragen. Und statt in den Zwischensequenzen nur die Phrasen des Films einzubauen, wurden extra Sound-Schnipsel mit den Original-Sprechern für lego-exklusive Abschnitte eingesprochen. Sehr cool! Den Unterschied merkt man vor allem im Vergleich zu Vorgängern wie Lego Der Hobbit.
Wer also als Star-Wars-Fan die Stimmung des Films erwartet, kriegt in puncto Sound und Optik genau das. Aber auch Rhythmus, Leveldesign und Kampfgefühl schaffen es erstaunlich gut, das Action-Gefühl von Star Wars 7 ähnlich flott umzusetzen. Das war gerade bei Lego Marvel's Avengers noch mit das größte Problem. Klar, auch Lego Star Wars 7 hat so einige »Filler«-Passagen. So müssen wir in der Intro-Dorf-Szene von Jakku erstmal Waffenvorräte zusammenkramen, bevor die eigentliche Story (das erste Gefecht mit der Ersten Ordnung) so richtig losgeht.
Die Filler-Frage
Allerdings stehen wir hier trotzdem von Anfang an von Beschuss, müssen kämpfen und uns wehren. Es gibt andere Stellen, die spürbar langsamer ausfallen - mal muss man Wookie-Cookies finden, Schiffsteile zusammentragen oder story-technisch belanglose Rätselketten durchexerzieren. Gähn. Allerdings: Lego Star Wars 7 nimmt eigentlich immer rechtzeitig Fahrt auf, bevor das zu ermüdend wird. Die Entwickler haben sich richtig Mühe gegeben, aus den Settings des Films spannende Level zu machen. Und das gelingt.
Das Spiel steigt als Vorgeschichte mit der Schlacht von Endor aus Episode 6 ein - nach knapp 30 Minuten Intro-Mission haben wir im Dschungel gegen Sturmtruppen gekämpft, einen AT-ST zerlegt, die neue Shoot-Out-Mechanik ausprobiert, wir sind im Millenium Falcon geflogen, haben an der Seite von Darth Vader gegen den Imperator gekämpft und den Reaktor des Zweiten Todessterns in die Luft gejagt. Puh.
Da kann man jetzt sagen: Ja, gab's schon in anderen Spielen. Das ändert aber nichts daran, dass Tempo und Dynamik der aktuellen Lego-Version wirklich einen guten Takt finden. Es macht außerdem Spaß, die neuen Charaktere auszuprobieren und ihre Spezialfähigkeiten kennenzulernen - BB-8 ist einfach drollig, auch in der Lego-Variante.
Hinzu kommt, dass die Nebenaufgaben in den sogenannten Hub-Welten diesmal tatsächlich Story-Inhalte freischalten und damit mehr motivieren als in früheren Spielen. Das macht Laune, allerdings hat die Open World von Lego Marvel's Avengers unterm Strich mehr geboten. Echte spielerische Neuerungen sucht man ebenfalls mit der Lupe: Wenn wir in eine besonders dicke Ballerei geraten, wechselt das Spiel jetzt regelmäßig in eine Art Shoot-Out-Modus, in dem wir Deckung suchen und wie in einer Light-Variante von Gears of War Gegner abknallen. Wer das besonders gut macht, kriegt eine fette Legostein-Belohnung. Nett, aber nicht weltbewegend.
Mehr Bau-Vielfalt, weniger Kontrolle
Ebenfalls neu sind Multi-Basteleien. Wenn wir serientypisch auf einen Lego-Haufen stoßen, können wir den zu einer Struktur (Treppe, Geschützturm, Basketballkorb) zusammensetzen - anders als früher haben wir jetzt häufig die Wahl, was genau wir bauen wollen. So entstehen Rätselketten, in denen wir beispielsweise mit demselben Legohaufen an drei verschiedenen Stationen einen Wasserkreislauf in Gang setzen müssen, indem wir drei verschiedene Konstruktionen errichten.
Was genau wir bauen, gibt uns das Spiel allerdings immer noch vor - also eher ein Feature aus der Kategorie »Nette Neuerung«. Zumal die Steuerung des Bauvorgangs diesmal merkwürdig fummelig ist. Zwar müssen wir nach wie vor nur ein Knöpfchen drücken, allerdings erkennt das Spiel öfter mal den Input nicht.
Ist aber kein Weltuntergang - generell geht die Bedienung nämlich voll in Ordnung. Und das dürfte gar nicht so selbstverständlich sein, denn im permanenten Wechsel von Kampf-, Flug-, Bau- und Ballerpassagen müssen wir uns und die Steuerung fortwährend anpassen. Lego Star Wars 7 bemüht sich merklich, das recht knappe Vorlagen-Material eines einzigen Films auf eine spannende und unterhaltsame Kampagne auszudehnen. Das klappt auch ziemlich gut, allerdings merkt man dem Setting einfach seine Grenzen an. Traveller's Tales bestückt die Story sogar mit zusätzlichen Missionen, fährt Extra-Dialoge auf und so weiter, ganz ohne Herz für die behäbigeren Sammel- und Knobel-Aspekte der Lego-Serie sollte man aber nicht an den Start gehen.
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