Hollywood reanimiert das Genre der Gangster-Biopics. Erst Black Mass mit Johnny Depp, jetzt Legend mit Tom Hardy. Früher ging es dabei vor allem um das Wechselspiel aus Flair, zwielichtigen, aber eben doch meist charmanten Charakteren, subtiler Gesellschaftskritik und einem satirischen Blick auf die Ganovengepflogenheiten.
Heute scheint die stylische Umsetzung im Vordergrund zu stehen. Eine oberflächliche und schon tausendmal gesehene Geschichte, die sich kaum mit ihren Hauptfiguren auseinander setzt. Das gilt zumindest für die Lebensverfilmung der Kray-Brüder.
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Faszinierende Unterwelt
Ronald und Reginald Kray (Tom Hardy), eineiige Zwillinge, beherrschen das Londoner East-End in den Sechzigern. Die skrupellosen Brüder haben sich ein Imperium, inklusive zweifelhaftem Ruf aufgebaut.
Während Reggie der charmante Kopf der Operation ist und die Zügel zwar durchaus auch mit Gewaltexzessen in den Händen hält, knallt Ronny regelmäßig völlig durch und torpediert damit meist die Pläne seines Bruders.
Als wäre das nicht schon genug Aufregung, tritt in Reggies Leben auch noch Frances (Emily Browning), die so komplett anders ist, als die Welt der beiden Brüder. Als sie dann auch noch erwartet, dass sich Reggie für sie und gegen sein korruptes Imperium entscheidet, wird nicht nur sein gerade aus der Psychatrie entlassener Bruder Ronny zum Problem.
Mythos und Wahrheit
Die Geschichte um die beiden Brüder könnte verworrener, tragischer und verrückter kaum sein. Übermächtige Mutter, Psychopathendasein mit Hang zur Überkompensation und Gewaltexzessen. Wer mehr über die Hintergründe, warum die Brüder so waren, wie sie waren, erfahren möchte, der sollte sich entweder mit einem entsprechenden Buch (The Krays: A Violent Business) beschäftigen oder sich »The Krays« von Peter Medak ansehen.
Denn US-Regisseur und Drehbuchautor Brian Helgeland, verantwortlich unter anderem für das Drehbuch von L.A. Confidential, legt in Legend mehr Wert auf Stil und Romantisierung, denn Wahrhaftigkeit und Psychoanalyse. Er passt sich damit zwar dem an, was Scorsese mit Goodfellas erschaffen hat, nämlich der Darstellung von Coolness und Flair der goldenen Gangster-Jahre, verliert aber leider den Blick auf die Brüder und kommt so nicht ansatzweise an das heran, was seine Vorbilder abgeliefert haben.
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