Legacy of Kain: Dead Sun - Die Geschichte hinter der eingestellten Fortsetzung

Die Website Eurogamer hat einen ausführlichen Artikel zu einem eingestellten Sequel zu Legacy of Kain veröffentlicht - einschließlich geleaktem Gameplays und einiger interessanter Infos zum Spiel, das den düsteren Titel »Dead Sun« tragen sollte.

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»Wenn HBO Zelda gemacht hätte«, wäre das Motto hinter dem eingestellten Spiel Legacy of Kain: Dead Sun gewesen, das vor allem neue Spieler für die Reihe begeistern sollte. Daraus wurde allerdings nichts. Das Spiel von Climax und Studios und Square Enix wurde 2012 offiziell eingestellt, bevor es überhaupt angekündigt wurde. Die Gründe dafür fasst die Website Eurogamer in einem lesenswerten Artikel zusammen und untermalt das Ganze mit geleaktem Gameplay, das sich über der News anschauen lässt.

HBO meets Zelda

Der TV-Sender HBO ist für viele beinahe legendäre TV-Shows wie »The Sopranos« oder »The Wire« bekannt. Den Charme solcher Serien wollte man bei Square Enix nun mit den Mechaniken von Zelda in einem Open-World-Spiel mit verschiedenen Dungeons, die fiese Bosskämpfe und neue Kräfte für den Spieler beinhalten sollten, umsetzen. Perfektionieren sollten das Konzept Puzzles im Stil von Soul Reaver und ein Kampfsystem das sich Anleihen von Rocksteadys Batman-Spielen nahm.

"»Von Anfang an hat Square gesagt, es sollte den Mut haben modern zu sein, aber trotzdem seiner Welt treu bleiben.«"

Aus dem Artikel geht hervor, dass man dafür den britischen Entwickler Climax Studios anheuerte, die bislang vor allem für Ports bekannt waren. Nun sollte das Studio ein noch düsteres Sequel für die ohnehin eher für ihren grimmigen Charme bekannten Legacy-of-Kain-Spiele umsetzen.

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Mehr als eine Rachestory

Passenderweise wurde der Nachfolger deshalb auch mit dem Titel »Dead Sun« bedacht. Umgesetzt sollte das Projekt dabei in der Unreal Engine 3 werden und eine Vielzahl von neuen Charakteren bieten. Der Spieler hätte in die Rolle von Asher schlüpfen sollen, ein Mensch, der im Körper des Vampirs Gein gefangen ist, nachdem dieser seine Familie abgeschlachtet hat - nicht gerade leichter Stoff also, zumal Gein als geisterhafte Präsenz immer beim Spieler sein sollte.

Was nach einer gewöhnlichen Rachestory klingt, sollte sich aber zu einem gewaltigen Komplott rund um den aus früheren Spielen bekannten Elder God und ein unheimliches Vampirkind namens Saul entwickeln. Diese düstere Geschichte, die eng mit der Historie der Welt von Legacy of Kain verbunden war, sollte die Spieler ähnlich fesseln wie die packenden HBO-Serien zu dieser Zeit.

So hätte Gein, dessen Körper Protagonist Asher kontrolliert, aussehen sollen. So hätte Gein, dessen Körper Protagonist Asher kontrolliert, aussehen sollen.

Legacy of Kain für Call-of-Duty-Fans?

Deshalb habe man sich auch nicht primär Hardcore-Fans gerichtet, sondern bemühte sich neue Fans abzuholen, wie eine Quelle erklärt:

"»Es war nicht für sie. Das ist ein Nischenpublikum, wirklich. Wir haben eher darüber nachgedacht, wie wir jemanden, der Call of Duty spielt, davon überzeugen könnten, Legacy of Kain zu spielen. Das ist schwerer. Wir wollen ihn gewalttätiger sehen, blutüberströmt, das war das Feedback, das wir bekommen haben. Also ist genau das passiert.«"

Das Design von Gein musste offenbar mehrmals überarbeitet werden. Das Design von Gein musste offenbar mehrmals überarbeitet werden.

Dabei ließ man sich offenbar auch bei einer weiteren HBO-Serie inspirieren, die nicht mit Brutalität geizt: Game of Thrones. Das neue Legacy of Kain hätte also eher ein Reboot werden sollen, obwohl man sich an der Zeitlinie der anderen Spiele orientierte. Um Konflikte mit der ursprünglichen Story zu vermeiden, setzte man mit der Handlung aber 100 Jahre nach Soul Reaver an.

Legacy of Kain: Dead Sun:Gameplay zur eingestellten Fortsetzung

Was das Projekt letztendlich zum Scheitern brachte, ist nicht ganz eindeutig, da sich die Zitate im Report teilweise widersprechen. Es scheint aber oftmals nicht ganz einfach, wenn zwei Parteien - der Entwickler und der Rechteinhaber - trotz unterschiedlicher Vorstellungen gemeinsam ein Spiel umsetzen müssen. So habe sich Climax wohl ein Stück weit übernommen, als man beispielsweise plante, den Spieler statt mit Audioaufzeichnungen über begehbare Echos über die Hintergründe der Handlung zu informieren. Ebenso wie mit den Unmengen an Dialogzeilen, die man in die zwanzigstündige Kampagne einbauen wollte.

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Ein Spiel für Einsteiger

Square Enix soll wiederum für nahezu alles Fokus-Tests herangezogen und damit die Ideen der Entwickler über den Haufen geworfen haben. Selbst das Charakterdesign soll davon betroffen gewesen sein.

"»Alles wurde augenblicklich von Square Enix Fokus-Tests unterzogen. Sie haben sogar getestet, wie der Charakter aussehen soll. Soll er weicher oder härter aussehen? Magst du seinen Namen? Magst du diese Kräfte? Dabei kam dann raus, ja, sie mögen wie er aussieht, aber kannst du seine Haare länger machen?«"

Außerdem wollte der Publisher unbedingt »das Gepäck der alten Serienteile« hinter sich lassen, was für das Team bedeutete, dass Kain nicht spielbar sein durfte. Hinzu kam, dass man das Spiel so einfach wie möglich machen wollte. Also nahm Climax den Spieler so gut es ging an der Hand, führte aber versteckte Areale als weitere Hommage an Zelda ein, die Square wiederum zu schwer zu finden waren. Hier zeichnet sich dem Artikel nach ein anhaltender Design-Konflikt ab, der höchstwahrscheinlich letztendlich auch zur Einstellung des Spiels beigetragen hat.

"»Sie wollten, dass wir ein Spiel machen, das beinahe beleidigend einfach ist. Für diejenigen, die noch nie ein Spiel in der Hand hatten. Aber es war ab 18, theoretisch hat so jemand, der das kauft, also wahrscheinlich schon mal ein Spiel gespielt. Dein erstes Spiel würde nie Legacy of Kain sein. Aber wir haben es trotzdem durchgezogen.«"

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Der Multiplayer lebte!

Über die Gründe für das Aus teilen sich nun die Meinungen laut des Artikels. Während manche die fehlgeleitete Projekt-Planung von Square Enix verantwortlich machen, behaupten andere Quellen wiederum, dass das Spiel schlichtweg nicht konkurrenzfähig war. Ungewöhnlich ist aber, dass die Entwicklung eigentlich vorbildich vorangeschritten ist, abgesehen von einigen Problemen, die das Team mit der Hardware von PS3 und Xbox 360 gehabt haben soll - Meilensteine wurden aber anscheinend nicht verpasst. Die Schuld gibt man deshalb vor allem auch schlechter Kommunkation, die auf die Spitze getrieben wurde, als man Climax noch am Spiel arbeiten ließ, obwohl man intern bereits sein Ende beschlossen hatte.

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Interessant ist aber vor allem noch ein Punkt: Für Dead Sun, das auch unter dem Codenamen »Black Cloth« bekannt war, war offenbar ein Multiplayer geplant. Während eine Quelle behauptet, es sollte ins Spiel integriert werden, plädiert die andere auf einen geplanten Standalone-Multiplayer. Entwickelt wurde er aber in jedem Fall vom jetztigen Rocket-League-Entwickler Psyonix.

Der Multiplayer wurde später aber tatsächlich doch noch veröffentlicht: Nosgoth sollte als Brücke zwischen den ursprünglichen Legacy-of-Kain-Spielen dienen und und ein wenig Einblick in die Geschichte des Hauptspiels geben. Auch wenn Nosgoth Jahre später ebenfalls eingestellt wurde, haben wir so immerhin noch einen kurzen Blick auf das nie erschienene Spiel erhaschen können.

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