Koop? Nein Danke - Warum ich lieber alleine spiele

An Koop gibt es ein Problem, das bis jetzt (fast) noch kein Spiel erfolgreich lösen konnte: Man muss ihn mit anderen Menschen spielen.

Zusammen spielen ist komplizierter, als es auf den ersten Blick scheint. Zusammen spielen ist komplizierter, als es auf den ersten Blick scheint.

Mit Far Cry 5, A Way Out und Monster Hunter World ist in letzter Zeit ein ganzer Haufen Spiele erschienen, die sich wunderbar für den Koop eignen. Für mich ist jedoch der Singleplayer immer die bessere Option. Der Grund dafür sind aber nicht die Spiele selbst, sondern etwas, auf das die Entwickler gar keinen Einfluss haben: Andere Menschen.

Zusammen im Koop spielen ist für mich nämlich wie zusammen in den Urlaub fahren: Es gibt nur ganz wenige Menschen, die ich nach ein paar Tagen nicht von der nächsten Klippe werfen will. Was vor allem daran liegt, dass Menschen einfach unterschiedlich sind. Und während ich es unheimlich interessant finde, wenn ich im Alltag auf Menschen treffe, die komplett anders sind als ich, macht mich das im Koop (und im Urlaub) schlichtweg wahnsinnig.

Eine Frage des Charakters

Gegensätze ziehen sich an. Das mag vielleicht im täglichen Leben stimmen, aber ganz bestimmt nicht im Koop. Denn auch in Sachen Spielstil gibt es zwei Extreme: Den, der sich lieber erstmal einen Überblick verschafft und den, der mit vollem Karacho und gezogener Waffe den Raum stürmt.

Manchmal lohnt es sich auch, die Situation erst einmal zu beobachten. Manchmal lohnt es sich auch, die Situation erst einmal zu beobachten.

Ich gehöre zum ersten Typ. Wenn ich in einem Shooter wie Halo 5 oder einem Hack&Slay wie Diablo 3 in eine neue Umgebung komme, schaue ich mich erstmal um: Wie ist der Raum aufgebaut? Wo kann ich Deckung suchen? Liegen irgendwo Tränke oder Medkits? Wenn möglich, weiß ich genau, wie der Raum aussieht, bevor ich mich ins Feuergefecht stürze.

Im Gegensatz dazu rennt der andere Typ Spieler sofort in den Raum und erfreut sich an Explosionen, Lichtblitzen und allem, was ihm das Spiel entgegen wirft. Mich nervt das. Und mich nervt in dem Moment auch die andere Person, weil sie mir meinen schönen Moment der Ruhe vor dem Sturm gestohlen hat. Und weil ich mich jetzt in einem Wirrwar aus Effekten und Gegnern wiederfinde, wenn ich die Gegner doch auch ganz einfach aus der Ferne hätte ausschalten können.

Koop Themenwoche
Alles rund ums Thema Koop

Auf der anderen Seite gehe ich meinem Partner bestimmt auch auf die Nerven, weil ich zum einen ziemlich langsam und zum anderen ziemlich unspektakulär spiele. Diese beiden Spieltypen passen ungefähr so gut zusammen wie Wellnessurlaub und der Ballermann.

Geduld ist ein wertvoller Skill

Aber auch, wenn beide gleich vorsichtig oder übermütig sind: Oft sind Koop-Partner nicht gleich gut. Ich habe meine Stärken und Schwächen, genau wie mein Koop-Partner auch. Zum Beispiel vergesse ich in Rainbow Six: Siege gerne, auf meine Gesundheit zu achten, gerade wenn der Gegner beinahe besiegt ist. Oder habe auf neuen Maps Probleme mit der Orientierung, weil ich mich erstmal zurechtfinden muss.

In Rainbow Six: Siege müsst ihr die Karten kennen, sonst seid ihr schnell verloren. In Rainbow Six: Siege müsst ihr die Karten kennen, sonst seid ihr schnell verloren.

Nimmt man das zusammen, macht das aus mir keine gute Rainbow Six: Siege-Spielerin. Wer die Maps nicht kennt und nicht weiß, wie er Gegner umlaufen kann, wird in Rainbow Six zu Kanonenfutter und kann das ganze Team den Sieg kosten.

Je größer also der Skillunterschied, desto mehr Geduld brauchen beide. Der Erfahrenere, weil er die Anfängerfehler tolerieren muss. Der Unerfahrene, weil er die ganze Zeit versucht mit Finten und Taktiken mitzuhalten, die der andere bereits im Schlaf beherrscht. Wären die beiden Typen zusammen im Urlaub in Paris, würde der Veteran mit Hochgeschwindigkeit zu irgendeiner Untergrundbar eilen, während der Anfänger noch nicht mal den Eiffelturm gesehen hat. Das macht keinem von beiden Spaß.

Den Trank brauch ich noch!

Blieben die beiden eine Weile in Paris, käme früher oder später auch die Frage nach der Verpflegung auf. Auch hier gibt es wieder zwei Typen. Einen, der im Urlaub eine Reiseapotheke, zwei Flaschen Wasser, abgepacktes Butterbrot und eine Tupperdose voller Möhren in der Tasche hat. Und einen, der erst dann überlegt, wo es Essen oder Erste Hilfe gibt, wenn er Hunger oder ein aufgeschlagenes Knie hat.

Den gleichen Konflikt habe ich oft in Koopspielen. Natürlich nicht mit Butterbroten, sondern mit Ultis, Heilzaubern und anderen Buffs. Meistens gehöre ich zu den Menschen, die am Ende der Runde immer noch alle Supertränke im Inventar haben, weil ich sie für einen möglichen Notfall aufbewahrt habe.

Damit gehe ich all denen auf den Keks, die ihre Attacken oder Zauber immer rausballern, wenn es gerade passt, auch wenn es noch nicht wirklich dringend ist. Die nutzen zum Beispiel Tränke, die die Hälfte ihrer Gesundheit heilen, wenn erst ein Viertel verbraucht ist. Wenn wir dann wegen diesem Viertel "verschwendeter" Energie als Gruppe verlieren, macht das wiederum mich wirklich fuchsig. Mich ärgert es sogar, wenn meine (computergesteuerten) Partymitglieder in Ni No Kuni zu freigiebig mit ihren Magieattacken sind.

Wenn meine Partymitglieder zu viel zaubern, macht mich das fuchsig. Wenn meine Partymitglieder zu viel zaubern, macht mich das fuchsig.

Die Nadel im (Koop-)Heuhaufen

Von diesen Extremen gibt es noch unendlich viele weitere Beispiele. Den Choleriker, der bei jeder vergebenen Chance seine Geduld verliert im Gegensatz zum Entspannten, der Niederlagen nicht so eng sieht. Oder die Labertasche, die über jeden Storydialog quatscht, während der andere gerne zuhören würde. Bei so vielen Faktoren ist es wirklich schwierig, den idealen Partner für den Koop zu finden.

Gerade deswegen suche ich gar nicht erst, sondern spiele zufrieden und entspannt im Singleplayer. Da schreit mich keiner an, wenn ich in die falsche Richtung laufe, da nutzt niemand seine Ulti, obwohl um ihn rum niemand steht. Und vor allem ist mein Versagen mein eigenes und zieht keine ganze Gruppe mit runter. Ich kann jeden verstehen, der es großartig findet, sich mit seinem Squad durch Call of Duty zu ballern. Aber dann bitte ohne mich.

Zusammen ist man weniger allein. Aber ich bin sehr gern allein. Zusammen ist man weniger allein. Aber ich bin sehr gern allein.

Natürlich fällt nicht jeder Spieler in eines der Extreme. Manche siedeln sich eher genau in der Mitte an und spielen deswegen hervorragend miteinander. Solche Leute kommen aber auch mit Reisegruppen wunderbar klar. Ich gehöre nicht dazu. Je länger ich spiele, desto mehr Eigenheiten entdecke ich an mir und desto schwieriger wird es, passende Partner zu finden.

Habt ihr jemanden gefunden, mit dem ihr in jedem Spiel harmoniert, würde ich empfehlen, ihn oder sie auf keinen Fall vom Haken zu lassen. Und vielleicht mal über einen gemeinsamen Urlaub nachzudenken.

Wie sieht es bei euch aus? Spielt ihr gerne mit anderen oder seid ihr lieber allein?

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