Ich liebe Episodenspiele, allein schon deswegen, weil sie meine Brieftasche schonen. Die einzelnen Episoden sind mit rund fünf Euro sehr günstig. So kann ich in ein neues Spiel reinschnuppern, ohne sofort 50 Tacken zu blechen und damit womöglich die Katze im Sack zu kaufen.
Nach dem ersten Kapitel, sozusagen dem Appetitanreger, kann ich mich immer noch entscheiden, ob ich mir den Season Pass hole, jede Episode einzeln kaufe oder gar kein Geld mehr in das Spiel investiere. Im schlimmsten Fall habe ich fünf Euro in ein knapp zweistündiges Kurzabenteuer gesteckt - jede große Kaffeespezialität bei Starbucks kostet mehr.
Der Autor
Mirco Kämpfer liebt die Spannung des Wartens. Episodenspiele kauft er meist sofort, auch wenn es mehrere Wochen bis zur Fortsetzung dauert. Selbst TV-Serien schaut er immer nur häppchenweise, in der Regel eine Folge pro Tag, weil es die Vorfreude steigert.
Klar, viele Spieler nervt die lange Wartezeit. Gerade Telltale scheint sich mit seinen letzten Projekten etwas übernommen zu haben - zwischen der ersten und der zweiten Folge von Tales from the Borderlands lagen vier (!) Monate. »Dann kann man Episodenspiele auch gleich lassen«, mag nun einer sagen. Ich kann diese Meinung nachvollziehen. Aber ich teile sie nicht.
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Wartezeit schürt Vorfreude
Denn für mich gibt es nichts Schöneres und Spannenderes als die Vorfreude auf eine neue Episode meines Lieblingsspiels oder meiner Lieblingsserie. Teilweise zwinge ich mich sogar zum Warten. Wo sich andere auf Video-on-Demand-Diensten wie Netflix gleich eine ganze Staffel am Stück reinziehen, gönne ich mir maximal zwei Folgen pro Tag. Ich mag damit ein Exot sein, denn heutzutage werden digitale Inhalte am Fließband konsumiert.
Doch wo liegt da der Reiz? Ein guter Cliffhanger am Ende einer Episode reicht mir aus. Bei Life is Strange zum Beispiel diskutierte ich nach der sensationellen zweiten Episode mit Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen über eine einschneidende Story-Entscheidung. Man kommt ins Gespräch, tauscht sich aus. Für mich gehört das zum Spielerlebnis dazu.
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Natürlich kann ich das Argument nicht von der Hand weisen, dass man nach einem Vierteljahr längst vergessen hat, was in den vorherigen Kapiteln passiert ist. Aber dafür gibt's glücklicherweise recht häufig die typischen »Was bisher geschah«-Rückblenden, die alle wichtigen Szenen noch einmal ins Gedächtnis rufen.
Episodenspiele bieten aber auch eine Chance für Entwickler, vor allem für kleine Indiestudios. Der Season Pass finanziert im Prinzip das gesamte Projekt, das Restrisiko ist überschaubar. Selbst wenn das Spiel wertungstechnisch am Ende floppt, ist das Geld ja schon in der Kasse.
Aber auch für große, finanzstarke Publisher sind Episodenspiele offenbar reizvoll, obwohl das Konzept nicht immer angebracht ist. Stichwort Resident Evil: Revelations 2, bei dem ich fest daran glaube, dass es von Capcom aus Marketing- und Gewinnmaximierungsgründen zerstückelt wurde, nachdem es bereits fertig entwickelt war.
Doch das ist bislang die Ausnahme von der Regel. Schwarze Schafe wird es immer geben, man muss deswegen aber nicht gleich den Teufel an die Wand malen - zumal nicht jedes Spiel im Episodenformat funktioniert. Ein in Häppchen zerteiltes Assassin's Creed etwa würde das Open-World-Abenteuer drastisch entwerten.
Und jeden Monat ein neues Kapitel von Wolfenstein: The New Order? Unfug, das ergibt keinen Sinn. Bei Adventures hingegen kann das Episodenmodell als erzählerisches Werkzeug dienen. Und für eine gute Geschichte warte ich auch gern etwas länger.
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