Kirby mag zwar in der Nintendo-Heldengarde hinter Mario und Link etwas zurückstehen, eine riesige Fangemeinde hat der kugelrunde Nimmersatt über die Jahre dennoch um sich geschart. Mit Kirby Star Allies entert der rosa Knubbel nun erstmals die Switch und hat direkt ein paar Freunde mitgebracht. Wenig überraschend ist die Hintergrundgeschichte von Kirby Star Allies nicht mehr als ein netter Aufhänger: Das friedliche Dreamland wird eines Tages mit schwarz schimmernden Herzen bombardiert, die alles was sie treffen böse werden lassen.
Auch Kirby selbst steckt einen Dunkelherztreffer ein, allerdings hat das bei ihm einen gegenteiligen Effekt, denn er kann ab sofort "gute" Herzen verteilen und somit vorherige Feinde auf seine Seite holen. Star Allies führt mit einer sehr schicken Rendersequenz ins Spiel ein, von denen wir uns im weiteren Spielverlauf noch weitere gewünscht hätten. Da diese aber fehlen, bleibt die restliche Inszenierung der Geschichte nur durchschnittlich.
Ich schenk dir ein Herz
Rein spielmechanisch ist Star Allies ein recht klassisches Kirby-Spiel: Im Story-Modus lauft und hüpft ihr von links nach rechts durch etwas mehr als 35 Level in vier Welten. Kirby kann traditionell springen und auf Knopfdruck seine Gegner einsaugen, um deren Fähigkeiten zu adaptieren. Leo Loder lässt euch beispielsweise Feuer speien, Spinne Como Netze verschießen -- soweit, so Kirby.
Der Clou in Star Allies ist aber Kirbys Herzwurffähigkeit. Die Liebe der kleinen Knutschkugel beeinflusst die Bösewichte nämlich derart, dass sie ab sofort handzahm hinter euch herdackeln und selbstständig Gegner angreifen. Doch nicht nur das: Die einzelnen Fähigkeiten lassen sich als "Freundes-Power" auch miteinander kombinieren. So wird Stein-Kirby durch den Eisatem des Chilly-Schneemanns beispielsweise zu einem Eispuck, der dann bestimmte Schalter aktivieren kann. Und ein mit Feuer veredeltes Schwert zündet die Lunte riesiger Bomben an, die versteckte Wege in den Levels freisprengen können.
Knapp 30 unterschiedliche Gegner beziehungsweise dann eben Freunde gibt es insgesamt in Kirby Star Allies - darunter auch viele alte Bekannte wie König Dedede, Meta-Knight oder Chef Kawasaki - und allein das Herumexperimentieren mit den diversen Wechselwirkungen macht richtig Laune.
Anspruch pfui, Endboss hui
Die Levels selbst sind größtenteils sehr linear und bieten nur wenig spielerische Herausforderungen. Selbst die versteckten Schalter und glitzernden Puzzleteile in den Abschnitten sind überwiegend ohne größere Probleme zu finden, Zwischenboss- und Endbosskämpfe - unter anderem gegen alte Bekannte wie den Baum Whispy Woods - geraten gar zum einfallslosen Knöpfchenhämmern. Unverständlich, denn dass Nintendo es besser kann, zeigt der in mehrere Phasen unterteilte und spektakulär inszenierte Endkampf nach etwa fünf Spielstunden.
Zudem gibt es einige sehr schöne Ideen, etwa kleinere Rätsel, bei denen ihr mehrere Freund-Fähigkeiten kombinieren müsst, um Collectibles einzusacken. Abschnitte, in denen sich eure Gruppe in Zweierteams aufteilt und auf unterschiedlichen Ebenen Schalter für das jeweils andere Team aktivieren muss gehören ebenso dazu wie Passagen, in denen ihr als mächtiger Freundeskreis unbesiegbar durch den Level rollt. Und auch die Miniaufgaben, in denen ihr als bewegliche Freundesbrücke einen schlüsseltragenden Gegner zu einer verschlossenen Tür lotsen müsst, haben uns richtig gut gefallen.
Freundes-Empfehlung
Dass der Story-Modus von Kirby Star Allies unter dem Strich deutlich zu einfach ist - bei unserem ersten Durchspielen hatten wir knapp 100 Leben gehortet - liegt nicht nur am Leveldesign, sondern auch an der KI. Kirby Star Allies ist in der Theorie zwar für Solo-Spieler geeignet, an vielen Stellen kommt ihr aber nicht umhin, KI-Kumpels dabeizuhaben, um etwa bestimmte Türen zu öffnen. Die KI-Kollegen räumen fleißig Gegner vom Bildschirm oder aktivieren ihre Spezial-Power, um zum Beispiel Heil-Items zu generieren - sie sind also fast schon zu hilfreich.
Allerdings gibt es hier und da auch kleinere Aussetzer, etwa dann, wenn Leo Loder partout nicht seinen Flammenangriff ausführen will, obwohl ihr ihn für ein Rätsel braucht. Ihr könnt das zwar per Knopfdruck forcieren, Wartezeiten gibt es trotzdem. Außerdem sind die KI-Burschen oft etwas vorschnell: Wenn wir einen Gegner mit einer aktuell benötigten Fähigkeit erspähen, kann es durchaus passieren, dass unsere Gang vorprescht und den potenziellen Helfer ins Nirvana prügelt. Deshalb unsere klare Empfehlung: Spielt mindestens mit einem, besser noch mit zwei oder drei Freunden, denn das ist insgesamt deutlich spaßiger als eine Hüpftour mit automatisch gesteuerten Schergen.
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Allerdings solltet ihr auch chaosunempfindlich sein: Turnen nämlich vier Spieler über den Bildschirm und stacheln sich gegenseitig mit Freund-Powers und Spezialattacken hoch, geht die Übersicht auf dem Bildschirm im Effektgewitter mitunter komplett verloren. Im Handheld-Modus übrigens deutlich schneller als im TV-Modus, weswegen wir Kirby Star Allies auch nur in letzterer Variante empfehlen können.
Mehr drin als man denkt
Der Story-Modus ist in etwa fünf bis sechs Stunden abgefrühstückt. Jedem, der jetzt schon "Wie kann Nintendo dafür 60 Euro verlangen?" schreit, sei allerdings gesagt, dass die Entwickler einige nette Endgame-Aktivitäten ins Spiel gepackt haben.
Beispielsweise schaltet ihr nach dem ersten Durchgang ein paar witzige Highscore-Minispiele frei (zum Beispiel Holzhacken oder Meteoriten per Baseballschläger wegpfeffern - ja, richtig gelesen), wesentlich interessanter ist aber der "Los, Star Allies"-Modus, in dem ihr in der Rolle eines der knapp 30 Charaktere auf Zeit durch fünf Levels hetzt und dabei Bestzeiten aufstellen könnt. Vorausgesetzt ihr steht auf derlei Highscore-Jagden, schraubt das die Spielzeit in angenehme Höhen und bringt zudem auch den Schuss Herausforderung mit, den wir beim Story-Modus ein wenig vermisst haben.
Niedlich bis zum Gehtnichtmehr
Kommen wir zum Schluss noch zur Technik hier kann man Star Allies kaum einen Vorwurf machen. Besonders hervor sticht natürlich das enorm niedliche Artrdesign. Egal ob nun die schick gemachten Oberwelten, die kunterbunt und liebevoll gestalteten Levels mit etlichen interaktiven Details wie Grasbüscheln, die knuffigen Charaktere mit ihren liebenswerten Animationen oder die Effekte der Freund-Powers: Das Auge bleibt an so vielen tollen grafischen Elementen hängen, das einem schon beim reinen Zusehen das Herz aufgeht.
Kirby kann zwar immer noch nicht sprechen, trotzdem ist auch die Soundkulisse mit coolen Effekten und schöner Musikuntermalung hervorragend gelungen - teilweise kommen sogar leicht aufgepeppte Stücke aus dem Game Boy-Erstling (Kirby's Dreamland von 1992) zum Einsatz, die beim Test für angenehme Nostalgieschübe sorgten. Einziger Haken bei der Technik ist die Framerate. Die läuft zwar stabil, allerdings auch "nur" mit 30 Frames. Möglich, dass unsere Augen durch die 60 Bilder bei Super Mario Odyssey allzu verwöhnt sind, bei Star Allies fällt die geringere Bildrate aber sofort auf.
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