Das Finanzamt des Fantasy-Königreichs Daventry kann sich auf satte Rückzahlungen gefasst machen: Ritter Graham latscht in der zweiten Spielhälfte der ersten Episode des neuen King's Quest derart atemlos umher, dass er in seiner Steuererklärung die maximale Pendlerpauschale gelten machen dürfte. Ja, Entwickler The Odd Gentlemen hat es mit seiner Hommage an die Adventure-Klassiker von gestern in dieser Hinsicht dezent übertrieben.
Strafferes Rätseldesign und eine klarer strukturierte Spielwelt hätten die erste von fünf geplanten Episoden zum Hit gemacht - so bleibt es beim noch ausbaufähigen, aber bereits verflixt guten und vor allem erstaunlich umfangreichen Start: Zum Durchspielen von King's Quest: Der seinen Ritter stand benötigt man gut und gerne sechs Stunden!
Warum keine Wertung?
Wie schon bei den Telltale-Adventures Tales from the Borderlands und Game of Thrones verzichten wir (vorerst) auf eine Wertung. Erst wenn alle fünf Episoden von King's Quest erschienen sind, lässt sich das Gesamtwerk seriös einschätzen.
Teurer als die Konkurrenz
Gehen wir zuerst einmal die notwendigen Fakten durch: King's Quest ist, wie die Konkurrenz von Telltale oder Dontnod (Life is Strange), eine in Häppchen zerstückelte Adventure-Miniserie. Wer sich vorab für einen Komplettkauf aller Folgen entscheidet, der zahlt knapp 40 Euro und erhält zum Dank einen noch nicht näher beschriebenen Story-Epilog gratis mit dazu. Einzelnkosten die Episoden knapp 10 Euro. 40 Euro, 10 Euro? Happig, aber man bekommt auch mehr als bei der Konkurrenz, wenn die folgenden Kapitel ähnlich lang sind wie das erste.
Wohltuende Wortakrobaten
Wie es sich für ein modernes Adventure gehört, wird auch in King's Quest mächtig viel gesabbelt: Während die deutschen Synchronsprecher ihren Job durchweg gut machen und von pfiffig lokalisierten Scherzen profitieren, ist die Originalsprachausgabe schlichtweg famos. Vor allem Christopher Lloyd (der verrückte Doc aus den »Zurück in die Zukunft«-Filmen) ragt heraus: Als alternder König übernimmt er die Rolle des Märchenonkels, der die Rahmenhandlung mit herrlich gebrechlichem Timbre erzählt. Um die Brücke zu den alten King's-Quest-Teilen zu schlagen, inszeniert Entwickler The Odd Gentlemen seine Story als eine Art Rückschau auf die Ritterkarriere des Helden Graham.
Dieser Kniff hat auch spielerische Auswirkungen: Scheitert man an einer der seltenen Action-Passagen, so geht das Abenteuer schnurstracks wieder weiter - schließlich hat den allgegenwärtigen Erzählopa dann eben einfach nur sein Gedächtnis getäuscht. Action-Passagen? Richtig gelesen: King's Quest besteht zwar zu einem Großteil aus typischen Puzzles und Dialogen, streut aber auch immer wieder Flucht-, Renn- oder Kampf-Elemente ein. Diese sind aber meist so simpel, dass stures Nachdrücken der eingeblendeten Tasten genügt, um den nächsten Speicherpunkt zu erreichen.
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