Das Leben als König (oder Königin) in Kingdom Two Crowns ist eine einzige Prüfung. Denn Nacht für Nacht strömen fiese Monster aus Portalen im Osten und Westen zur Kartenmitte, wo der Monarch sein Lager errichtet hat. Die Viecher haben es auf seine Krone abgesehen: Gelingt es einem der Monster, sie zu klauen, ist das Spiel verloren.
Um das zu verhindern, errichtet der Spieler tagsüber Mauern an den Außengrenzen seiner Basis, platziert Wachtürme und heuert Bogenschützen an. Wenn die Sonne untergeht, ziehen sich der Herrscher und seine Untertanen hinter die Palisaden zurück und versuchen mit vereinten Kräften, den Angriff abzuwehren.
Der Tag-Nacht-Wechsel gibt den Rhythmus des Spiels vor. Tagsüber kann man es wagen, die seitscrollende 2D-Karte zu erkunden und dabei neue Untertanen, die regelmäßig in kleinen Lagern mitten im Wald erscheinen, mit einer Goldmünze anzuheuern. Oder man lässt seine Arbeiter Bäume fällen, um neues Bauland zu erschließen.
Nachts heißt es dann, schnell hinter die Mauern zurückzukehren in der Hoffnung, dass diese in der derzeitigen Ausbaustufe den immer stärker werdenden Monsterangriffen standhalten. Das richtige Timing ist dabei genauso entscheidend wie die angeordnete Baureihenfolge. Denn nur den Herrscher steuert man direkt, seine Untertanen reagieren auf die Aufträge, die man ihnen erteilt.
Man muss also einschätzen können, ob es die Holzfäller rechtzeitig zum Einbruch der Dunkelheit zurück zur Basis schaffen, oder ob eine neu errichtete Mauer auch rechtzeitig fertig wird, ehe die nächste Nacht anbricht. In Two Crowns sind die Entwickler ein wenig vom Roguelike-Prinzip der Vorgänger abgerückt: Wer hier verliert, findet auf den bereits gespielten Inseln zumindest Teile der Infrastruktur wieder vor.
Zwei Herrscher: Die wichtigste Neuerung von Two Crowns ist der Koop-Modus - sowohl online als auch lokal per Splitscreen. Wenn zwei Monarchen gleichzeitig an einer Karte spielen, eröffnet das nochmal ganz neue, taktische Möglichkeiten. Ein Hauptproblem der Kingdom-Spiele ist nämlich, dass man schlicht nicht überall sein kann und sich gut überlegen muss, auf welcher Seite man sein Königreich erweitert, während Bogenschützen, Ritter, Mauern und Türme auf der anderen Seite selbständig mit den Monsterangriffen fertig werden müssen. Dieses Problem hat man im Mehrspieler-Modus nicht mehr - und natürlich gibt es kaum etwas Besseres, als eine gepflegte Partie Couch-Koop!
Ein ungewöhnliches Spiel
Kingdom Two Crowns ist ein ungewöhnliches Spiel. Das beginnt schon bei der Perspektive, für die sich die Entwickler entschieden haben: Ein 2D-Sidescroller? Das kennt man von Adventures oder Jump-and-Run-Spielen, aber nicht vom Aufbaustrategie-Genre. Und, um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, Kingdom Two Crowns ist ein waschechtes Strategiespiel, in dem es darum geht, im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen zu treffen - auch wenn man das dem Titel auf den ersten Blick nicht ansieht.
Noch ungewöhnlicher ist die minimalistische Steuerung: Kingdom kommt mit drei Tasten aus, beziehungsweise mit dem Analogstick, einer Schultertaste und einem Button des Controllers.
Die Interaktionsmöglichkeiten lassen sich an einer Hand aufzählen: Man kann nach links und rechts reiten, und das langsam oder schnell. Per Knopfdruck lässt man Goldmünzen fallen oder investiert sie in ein Bauvorhaben, indem man an der richtigen Stelle auf der 2D-Map den Button gedrückt hält.
Weil aber die Münzen kontextabhängig immer etwas anderes bewirken, ergibt sich eine überraschende taktische Tiefe. An dafür vorgesehenen Orten errichten wir etwa Mauern oder verstärken bereits vorhandene Palisaden. An anderer Stelle entsteht ein Wachturm, wenn man ein bestimmte Anzahl Münzen investiert. Innerhalb der Basis kaufen wir diverse Werkzeuge und Waffen, die sich der nächste freie Untertan schnappt und so zum Bauarbeiter, Bogenschützen oder Farmer wird.
Reif für die Insel
Ziel des Königs ist es, auf fünf Inseln die Quelle der Monsterhorden - ein besonders großes Dimensionstor an einem Ende der Karte - ausfindig zu machen und mit einer Bombe zu zerstören. Die kann man aber nicht von Anfang an konstruieren: Um höhere Technologiestufen freizuschalten, muss man zunächst einen Steinbruch und schließlich eine Eisenmine auf anderen Inseln finden und ausbauen.
Dorthin gelangt man, indem man seine Arbeiter auf jeder Insel ein Schiffswrack reparieren lässt, das die Überfahrt ermöglicht. Das war schon im Vorgänger Kingdom: New Lands von 2016 so. Neu in Two Crowns ist nun, dass man auch wieder auf bereits gespielte Inseln zurückkehrt und diese weiter ausbaut - bis man irgendwann in der Lage ist, den Gegenangriff auf die finalen Portale zu starten.
Bis es allerdings soweit ist, holzt man hektarweise Wald ab, vergrößert seine Basis und heuert genügend Soldaten an, um die Offensive zu wagen. Auch hier spielt das richtige Timing die entscheidende Rolle: Wer zu früh angreift, scheitert vermutlich schon auf dem Weg zum Portal, weil die ausrückenden Ritter und die Bogenschützen in ihrem Gefolge nachts auf eine Welle Gegner treffen.
Zu lange darf man sich aber auch nicht Zeit lassen, da einerseits die Monsterwellen von Nacht zu Nacht stärker werden, andererseits die Einnahmequellen nicht unbegrenzt vorhalten - denn irgendwoher muss das Gold ja kommen. Bogenschützen etwa jagen nur auf gerodetem Land außerhalb der Mauern und verdienen mit jedem erlegten Hasen ein Goldstück.
Erweitert man die Festung, verliert man dadurch automatisch Jagdgebiete. Außerdem wechselt mit voranschreitender Spielzeit die Jahreszeit, und im Winter erliegt die Jagd vollends und auch Farmen werfen keine Erträge mehr ab. Hinzu kommt, dass man anfangs nicht unbegrenzt Münzen horten kann: Ist das Säckel des Königs rechts oben auf dem Bildschirm voll, purzeln überschüssige Münzen heraus.
Ab nach Asien
In Two Crowns gibt es ein zweites Szenario, das Gebäude und Einheiten im Stil des europäischen Mittelalters mit Modellen aus dem feudalen Japan austauscht. Das sorgt nicht nur optisch für Abwechslung, sondern bringt auch einige - wenngleich rudimentäre - neue Spielmechaniken mit sich. So bestehen etwa die Bambuswälder aus deutlich mehr einzelnen Bäumen, was sich auf das gewohnte Timing auswirkt.
Und statt den neuen Speerträgern im klassischen Szenario, die sich hervorragend für die Verteidigung eigenen und außerdem Fische fangen und damit gelegentlich Münzen abwerfen, gibt es einen Ninja, der sich komplett anders spielt. So zwingt das neue Szenario alte Kingdom-Hasen zum Umdenken und verschafft - neben dem Koop-Modus - dem neuen Serienteil seine Daseinsberechtigung.
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