Früher haben wir gerne im Fernsehen dabei zugesehen, wie sich Bud Spencer und Terence Hill durch eine ganze Horde von Schurken gekloppt haben. Heute gehen wir stattdessen ins Kino und schauen dabei zu, wie sich Batman und Superman gegenseitig auf die Zwölf geben.
Sicher, in Comics geht es natürlich um weitaus mehr als nur fliegende Fäuste, aber sind wir mal ehrlich: Dem Kräftemessen von Übermenschen beizuwohnen, ist ein Spektakel mit unbestreitbaren Schauwerten und ein Reiz, der uns immer wieder mal juckt.
Genau diese Stelle kratzt Injustice 2 mit der prunkvollsten Bürste, die wir uns vorstellen können: Das klassische Prügelspiel sieht nicht nur sagenhaft gut aus, sondern greift auch alle Stärken des Vorgängers auf und verbessert sie im Detail.
Zum Leben erweckt
Unter den 28 wählbaren Figuren sind nicht nur die allseits bekannten Helden wie Wonder Woman oder die üblichen Verdächtigen wie Scarecrow, sondern es gesellen sich auch weniger populäre Charaktere wie Black Canary oder Captain Cold hinzu. Man muss kein Fan der DC-Comics sein, um zu erkennen, mit welcher Hingabe die Figuren zum Leben erweckt worden sind. Jede Comicfigur hat nicht nur ihren ganz eigenen Kampfstil, sondern viele kleine Eigenheiten in den Animationen, Kostümen, Kommentaren, ja, sogar in den Anzeigen und Menüs.
Wo ist das Test-Video?
Aktuell arbeiten wir noch an unserem Test-Video zu Injustice 2 und reichen es schnellstmöglich an dieser Stelle nach.
Es hat uns viel Freude bereitet, jeden dieser Charaktere näher kennenzulernen, zumal sie auch technisch blendend in Szene gesetzt sind. Selbst im laufenden Spielgeschehen sind die Gesichtsanimationen die überzeugendsten, die wir seit langer Zeit gesehen haben. Das hämische Grinsen von Harley Quinn, das aufrichtige Lächeln von Supergirl, der schnippische Blick von Green Arrow: Die DC-Figuren sind hier auf wunderbare Art interpretiert und zum Leben erweckt worden.
Da Superman normalerweise alle Kontrahenten mit dem kleinen Finger wegschnippen könnte, wurden für das Spiel die Kräfteverhältnisse angepasst, sodass auch eher schwache Helden gegen Halbgötter antreten können. Die Moves passen dabei nicht nur wie die Faust aufs Auge zu den jeweiligen Charakteren, sondern sind irgendwo zwischen Machtfantasie und Slapstick angelehnt. Manchmal wirken sie schon ziemlich brutal, doch im selben Zug wieder so übertrieben und unrealistisch, dass wir uns ein Schmunzeln nicht verkneifen konnten. Das Spiel trägt eindeutig die Handschrift der Entwickler von Mortal Kombat X.
Die Präsentation transportiert die absolute Wucht der Kämpfe hervorragend. Gegenstände im Hintergrund beben und scheppern bei den heftigen Hieben der Superhelden. Wie im Vorgänger können nicht nur Elemente aus der Umgebung als Waffe oder Sprungbrett zum schnellen Seitenwechsel genutzt werden, sondern im Verlauf der Keilerei bricht die Kampfarena zusammen.
Die Ausmaße sind hier allerdings nicht mehr ganz so spektakulär wie im ersten Teil. Es stürzen also keine Hochhäuser mehr ein, doch trotzdem konnten wir viele schöne Kleinigkeiten ausmachen, die uns manchmal auch erst nach vielen Stunden aufgefallen sind. Leider sind es diesmal nur 12 Kampfschauplätze, bei denen wir zwar unsere Kontrahenten wieder in unterschiedliche interaktive Abschnitte schleudern können, doch es hätten ruhig mehr sein dürfen.
Albern, aber unterhaltsam
Die gesamte Präsentation mutet sehr filmisch an, was wir besonders in der Einzelspieler-Kampagne gespürt haben, bei der Zwischensequenzen ohne Ladepausen fließend in die Kämpfe übergehen. Zwar ist er nur rund 6 Stunden lang, doch zum einen ist ein gut in Szene gesetzter Storymodus für einen Prügler längst keine Selbstverständlichkeit, und zum anderen ist die Geschichte herrlich bescheuert.
Die gesamte Handlung wirkt wie gehobene Fan-Fiction, bei der ein profaner Grund nach dem anderen für eine zünftige Keilerei gesucht wird. Mit gesundem Menschenverstand ließen sich die meisten Konflikte auch bei einem gemütlichen Gespräch mit einer Tasse Tee beilegen, doch die Comichelden sind so voller Stolz, dass sie lieber die Fäuste sprechen lassen.
Zwar werden für DC sehr typisch auch eher düstere Einblicke in psychologische Abgründe gewährt, was zu den mit Abstand besten Szenen der Kampagne führt, doch es überwiegt das Kopfschütteln über hanebüchenen Blödsinn. Und das meinen wir durchaus positiv! Comic-Fans freuen sich darüber, dass bisher undenkbare Kämpfe zwischen ihren Lieblingsfiguren stattfinden, und alle anderen dürfen sich am Einfallsreichtum ergötzen, mit der von einem Gefecht zum nächsten übergeleitet wird.
An manchen Stellen kann man in der Kampagne alternative Pfade wählen, doch unterm Strich dient dieser Modus eher als langes Tutorial. Für den Einzelspieler haben sich die Entwickler daher den Multiverse-Modus ausgedacht. Er ähnelt den Living Towers aus Mortal Kombat X und stellt auf einer Übersichtskarte zufällige, teilweise zeitlich begrenzte Aufgaben zusammen, die theoretisch endlos spielbar sind. Dabei werden die üblichen Kämpfe mit zusätzlichen Aufgaben gespickt.
Einmal mussten wir mehrere Male eine bestimmte Attacke beim Gegner landen, ein anderes Mal warf das Spiel ab und zu Lebensenergie spendende Herzen in die Arena. Während so die Dynamik variiert wird, steigt der Spieler in seiner Stufe immer weiter auf und kann neue Gadgets und Kleidungsstücke freischalten, die von gewonnenen Lootcrates zufällig ausgespuckt werden. Die wirken sich nicht nur auf die Ästhetik, sondern auch auf die Eigenschaften der Spielfigur aus, womit der geneigte Fan seinen Lieblingscharakter weiter ausbauen kann.
Zu den harmlosen Veränderungen zählen zum Beispiel ein neuer Hut für den Joker, ein neues Symbol auf der Brust von Superman oder schicke Pistolen für Harley Quinn. Eingreifender sind Ausrüstungsgegenstände, die zum Beispiel die Attribute Stärke, Abwehr, Lebensenergie oder Fähigkeiten beeinflussen. So kann man flinken Figuren mehr Kraft verleihen, oder klobigen, wuchtigen Charakteren mehr Wendigkeit. Dieses Gear-System wird zum strategischen Element und ist Charakteraufwertungen von Rollenspielen nicht ganz unähnlich.
Herzstück eines jeden Prügelspiels ist aber natürlich der Mehrspielermodus. Erwartungsgemäß sind Offline-Kämpfe gegen einen zweiten Spieler möglich, doch auch der Online-Modus fehlt hier nicht. Damit es trotz besagter Aufwertungen fair bleibt, können diese im Multiplayer deaktiviert werden, oder es wird vom Host ein Grundlevel festgelegt, auf dem sich alle Spieler befinden sollen. Der gleiche Fehler wie mit den Gems bei Street Fighter X Tekken wird damit nicht begangen.
Schade ist allerdings, dass es keinen Tag-Team-Modus gibt, der sich für dieses Spiel geradezu angeboten hätte. Zwar werden uns in manchen Multiverse-Missionen Hilfscharaktere zur Seite gestellt, doch diese lassen sich nur für ein Manöver zur Ablenkung und nicht dauerhaft in den Ring holen.
Ein Prügelspiel für Jedermann
Gegenüber dem Vorgänger hat Injustice 2 die wenigen Kritikpunkte in seinen Mechaniken ausgebügelt. Die Kämpfe sind nun schneller und vielfältiger. Vor allem beim Combo-System wurden Feinheiten eingebaut, die es uns ermöglichen, völlig abgefahrene Verkettungen vom Zaun zu brechen.
Entscheidend dabei ist der taktische Einsatz des sogenannten Meter Burns, eine Anzeige, die bestimmt, wie viel Energie wir für Sonderaktionen übrig haben. Die Energie dazu lädt sich durch jeden Treffer, den wir einstecken, schneller auf, womit Meter Burns wie eine Art Trumpfkarte zu sehen ist. Damit lassen sich nicht nur Supermoves ausführen, sondern auch schwere Angriffe blocken.
Die Einbindung der Umgebung, Juggle-Combos, bei der wir Gegner in der Luft halten können, Supermoves, Stellungswechsel, zahlreiche auf Charaktere zugeschnittene Fähigkeiten: Solch eine Fülle an Möglichkeiten sieht man in Prügelspielen eher selten. Erstaunlich, dass Injustice 2 dabei trotzdem einsteigerfreundlich bleibt: Es ist perfekt für alle Spieler, die sich nicht gleich die Finger verknoten wollen und trotzdem tief genug, um Fortgeschrittene zu fordern.
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