Ich hole gerade mit dem Game Pass The Outer Worlds nach und kann nachvollziehen, warum die Geschichte und ihre Charaktere viele Spieler*innen begeistern. Gleichzeitig stelle ich aber mal wieder fest: Mir fällt es schwer, mich in Space Opera-Storys so richtig hineinzuversetzen; dasselbe gilt für High Fantasy. Ich fühle mich also in den beiden beliebtesten Settings im Rollenspiel-Sektor nicht so richtig zu Hause. Mit RPG-Mechaniken habe ich dagegen sehr viel Spaß.
Dass ich mit SciFi und Fantasy nicht so recht warm werde, liegt wohl daran, dass ich unsere echte Welt so unglaublich spannend finde. Vom mittelamerikanischen Dschungel bis zur Arktis und quer durch alle Zeiten: Die kulturelle und landschaftliche Vielfalt der Erde fasziniert mich derart, dass ich gar nicht das Bedürfnis habe, auf ferne Planeten und in fantastische Königreiche zu reisen.
Warum fremde Welten?
Warum Spiele in weit entfernten Galaxien oder Welten voller Drachen und Hexerei so beliebt sind, leuchtet mir ein: Für viele Spieler*innen sind sie ein Mittel, um Stress und Sorgen zu entfliehen und etwas ganz anderes zu erleben. Ich denke, viele Fans von Space Opera und High Fantasy schätzen die Überraschungen und Unvorhersehbarkeit unbekannter Welten. Zudem bieten beide Genres den perfekten Boden für epische Schlachten. Und dass es sich gut anfühlt, mit mächtiger Magie oder futuristischen Waffen gegen das Böse anzutreten, kann ich durchaus nachvollziehen.
Auch ich brauche Eskapismus, aber warum funktioniert er dann in den genannten Settings nicht so gut für mich? Mir fällt es gar nicht so leicht, diese Frage zu beantworten. Es handelt sich schließlich nicht um eine bewusste Entscheidung, die auf Logik basiert, sondern um eine Gefühlssache. Grundsätzlich kann ich jedoch sagen: Mir sind bei Geschichten die Schauplätze und die mit ihnen verbundene Atmosphäre extrem wichtig. Sie schaffen das Fundament, auf dem die Story gebaut wird.
Wie ich bereits erwähnt habe, finde ich unsere Welt unglaublich faszinierend. Ich kann stundenlang Dokus über Archäologie, Natur oder Geschichte anschauen; vom Leben in der Hitze des australischen Outbacks bis zur historischen Arktis-Expedition. Diese Dinge begeistern mich und holen mich als Hintergrund für eine Story viel schneller und einfacher ab als komplett fiktive Settings. Bei der Handlung hingegen sieht es dann wieder ganz anders aus. Die muss in erster Linie spannend sein und darf dabei gerne abgefahrene oder übertriebene Züge haben.
Mein Traum-RPG könnte ein Thriller sein
An Rollenspielen schätze ich die großen Freiheiten, beispielsweise beim Anpassen meines Kampfstils – oder dass ich wahlweise sogar einfach komplett auf Waffengewalt verzichten kann. Spiele wie The Outer Worlds geben mir die Möglichkeit, Konflikte auch mal friedlich zu lösen. Zusätzlich reizt es mich, den Verlauf der Geschichte mit Dialogoptionen zu beeinflussen, gerade wenn mir die Figuren am Herzen liegen.
Darum wünsche ich mir mehr RPGs, die mich nicht nur mit ihren Mechaniken, sondern auch mit ihrem Schauplatz abholen. Was die Handlung angeht, so bieten sich in einem realitätsnahen Setting Krimi- und Thriller-Storys meiner Meinung nach an. Mordfälle bieten die perfekte Ausgangslage für eine spannende Handlung mit klarem Ziel, auf das wir in einem RPG wunderbar hinarbeiten könnten. Beim Lösen des Falls könnten wir schließlich von der Entwicklung unseres Charakters profitieren, also vom Leveln von Skills oder Attributen.
Die Möglichkeiten für Thriller-Rollenspiele sind vielfältig: Ein Cop-Krimi im L.A. der 90er, ein Thriller, bei dem eine Touristin 2022 in Südamerika in ein Verbrechen verwickelt wird oder doch Sherlock Holmes-Vibes im Viktorianischen London? Ich wäre auf jeden Fall dabei.
Auch zu Urban Fantasy sage ich nicht Nein. Im Gegensatz zur High Fantasy, die uns in fantastische Königreiche schickt, bleiben wir bei Urban Fantasy-Storys in unserer Welt – nur dass dort übernatürliche Kreaturen wie Werwölfe und Vampire Einzug erhalten. Mit meinem Horror-Faible und der Vorliebe für Settings, die ich aus der Realität wiedererkenne, bin ich dafür selbstverständlich auch zu haben.
Es gibt diese Spiele, nur dürften es für mich mehr sein
Wenn ich das Wort „Rollenspiel“ höre, fallen mir zuerst große Reihen wie Mass Effect, The Witcher oder The Elder Scrolls ein, also Spiele, die uns zum Beispiel ins All, nach Nilfgaard oder Tamriel entführen. Daneben gibt es jedoch immer wieder Titel mit realitätsnäherem Setting und Story-Ansätzen, wie ich sie vorgeschlagen habe.
Disco Elysium ist ein gutes Beispiel für ein Krimi-RPG, bei dem wir als abgehalfterter Polizist mit Amnesie einen Mord untersuchen müssen. Die Story spielt in einer Stadt, die zwar fiktiv ist, aber doch denkbar in unserer Welt wäre, auch wenn die Charaktere und Handlung humorvoll überzeichnet sind und ein paar surreale Elemente ins Spiel kommen. Gekämpft wird hier nicht, diskutiert aber dafür umso mehr.
In Sachen Urban Fantasy wäre unter anderem Vampyr zu nennen, in dem wir in die Rolle eines zum Vampir gewordenen Arztes schlüpfen. In dem Titel, der im London am Anfang des 20. Jahrhunderts spielt, müssen wir kämpfen und schwere moralische Entscheidungen treffen. Im September werde ich mich außerdem von Steelrising in eine alternative Version der Französischen Revolution mit Robotern entsenden lassen. Kein Urban Fantasy, aber ebenfalls ein historisiertes Setting, dieses Mal eben mit Steampunk-Komponente.
Es gibt sie also, die Rollenspiele, die meinen Geschmack in Sachen Schauplatz und Genre treffen, aber ich wünsche mir noch mehr von ihnen. Ich träume von einem neuen AAA- oder AA-Titel mit vielschichtigen Charakteren, ausgeklügeltem Level-System, Kämpfen und Dialogoptionen, das in einem erfrischenden Setting auf der Erde spielt. Versteht mich nicht falsch: Ich werde wahrscheinlich auch bei The Witcher - A New Saga begins und Elder Scrolls 6 zugreifen. Aber wenn ich mir mein Wunsch-RPG zusammenträumen dürfte, sähe es eben ein bisschen realitätsnäher aus aus.
Was ist euer liebstes Setting für Rollenspiele?
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